Im Folgenden Artikel behandeln wir das Spiel nach dem Flop. Theorie hierzu ist schön und gut, aber am besten lernst du das Spielen nach dem Flop mit Coaching Videos weil du dort viele Situationen in kurzer Zeit analysiert bekommst. Die beste Seite für kostenlose Coaching Videos ist PokerStrategy.com – die größte Pokerschule der Welt. Klicke einfach hier um PokerStrategy zu besuchen und richtig Pokern zu lernen!
Zu Beginn solltest du an einem vollen Tisch mit 9 Gegnern spielen. Das liegt daran, dass ein Tisch mit mehr Spielern der tighten Spielweise entgegenkommt. Du bist nicht unter Druck eine Hand zu spielen, musst nur alle 10 Hände die Blinds bezahlen und kannst sehr selektiv die starken Hände wählen. Das Spiel vor dem Flop wird hier ausführlich dargestellt. In diesem Artikel geht es um das Spiel nach dem Flop in NL Cash Games.
Grundsätzlich gibt es drei Situationen, in denen du dich am Flop befinden kannst. Hier werde ich alle drei genau analysieren und zeigen wie du am besten spielst.
Preflopaggressor
Feld eingrenzen
Als tighter Spieler spielt man nur die wenigsten Hände. Als tight aggressiver Spieler geht man aggressiv vor und erhöht. Wenn du lange Zeit keine geeignete Hand findest, solltest du deine Gegner beobachten. Dazu gehört auch der erforderliche Preflopraise. Ziel des Raises ist es Chips in der Mitte zu versammeln, wenn man wohl die beste Hand hat und am besten eine Heads-Up Situation (= nur 1 Gegner) herzustellen. Bei deinen Beobachtungen musst du herausfinden wie hoch ein Raise sein muss um dies zu bewerkstelligen. An manchen Tischen sind das 5 BB (= Raise auf 5 BB, bei Blinds von 10/20 ist das ein Raise auf 100), an einigen nur 3, an ganz loosen Tischen wiederum 8 BB. Das sollst du möglichst schnell herausfinden und den passenden Betrag auswählen.
Siehst du z.B. gerade einen Spieler aus früher Position auf 4 BB erhöhen und er bekommt 4 Caller, so ist ein deutlich höherer Betrag nötig, wahrscheinlich 7 BB.
Gelingt es dir nicht das Feld auszudünnen und du hast noch mehr als 2 Gegner, dann ist es weniger wichtig, dass du Preflopaggressor bist und solltest genauso spielen wie bei Multiway-Pots weiter unten in diesem Artikel beschrieben.
Die Continuation Bet
Dieser Einsatz verdient einen eigenen Artikel, den du hier finden kannst: Continuation Bet. Er ist ausführlich genug um dir eine gute Vorstellung davon zu geben wie du als Preflopaggressor am Flop zu spielen hast.
Das Spiel am Turn
Es gibt unterschiedliche Fälle am Turn, schauen wir uns die wichtigsten an:
Continuation Bet gemacht, Flop und Turn verfehlt
Das ist der schlechteste Fall. Du erhöhst vor dem Flop mit einer guten Hand, verfehlst ihn, deine Continuation Bet wird gecallt und du verfehlst auch den Turn. Am besten ist es hier aufzugeben, außer man weiß, dass der Gegner selbst schwach ist und aus der Hand geblufft werden kann. Das erfordert allerdings einen guten Read, also die richtige Einschätzung des Gegners.
Solange du diesen nicht hast und auch keinen guten Draw (mehr als 8 Outs) vorzuweisen hast, ist es am besten aufzugeben und vielleicht noch am River irgendeine Hand zu bekommen.
Continuation Bet gemacht, Flop verfehlt, Turn getroffen
Das ist natürlich eine gute Situation und du solltest einen weiteren Einsatz tätigen, der etwa 2/3 des Pots beträgt. Du musst nicht genau ausrechnen wieviel das sind, einfach am Pot orientieren und etwa ein Viertel abziehen.
Continuation Bet gemacht, Flop getroffen
Auch kein schlechtes Ergebnis. Hier geht es einzig und allein darum einen Werteinsatz (Value Bet) zu tätigen, wieder mit 2/3 vom Pot.
Aber Vorsicht, es gibt auch Ausnahmen:
Meist erhöht man mit hohen ungepaarten Händen, oder starken Pärchen (AK, AQ, AJ, AA, KK, QQ, JJ, TT). Diese Hände bilden am Flop meistens Top Pair. Das ist prinzipiell eine starke Hand, aber keine, die einen großartigen Pot gewinnt. Pot Kontrolle heisst das Stichwort und ist eine wichtige Eigenschaft eines guten No Limit Hold’em Cashgame Spielers. Ist das Board (= Karten in der Mitte) gefährlich und koordiniert wie z.B. QJ97, AKJ8 oder mit zwei oder mehr gleichfarbigen Karten (= Suits), so ist es keine gute Idee einen großen Pot aufzubauen. Am besten ist es meistens zu checken und am River zu callen, oder zu checken und am River zu setzen, wenn der Gegner gecheckt hat.
Die Faktoren, die ausschlaggebend sind, ob gesetzt, oder gecheckt werden soll sind:
- Board, Gegneranzahl, eigene Hand und Spielertypen der Gegner.
- Je gefährlicher das Board, desto schlechter ist das Top Pair, oder Overpair und sollte eher gecheckt werden.
- Je mehr Gegner im Pot sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine dieser Gegner ein Pärchen schlagen kann. Bei 2 oder mehr Gegnern ist es ein einfacher Check.
- Je schwächer die eigene Hand (Top Pair, drittbester Kicker), desto eher sollte gecheckt werden.
- Je tighter die Gegner, desto eher sollte gecheckt werden, da dieser Spielertyp nur callt, wenn er ein Pärchen schlagen kann.
- Im Artikel Pot Kontrolle findest du eine ausführlichere Diskussion dieses heiklen Themas.
Keine Continuation Bet gemacht und Turn ebenfalls verfehlt
Klarer Check bzw. Fold, wenn ein Einsatz auftaucht.
Keine Continuation Bet gemacht und Turn getroffen
Handelt es sich um eine gute gemachte Hand wie Top Pair, Top Kicker, so sollte ein Value Bet von 2/3 des Pots getätigt werden. Allerdings gilt auch hier, wie oben bei „Continuation Bet gemacht, Flop getroffen“ die Pot Kontrolle. Sind die Umstände schlecht, so ist ein Check am Turn die richtige Wahl.
Draws
Hast du keine gemachte Hand, sondern nur einen Draw, so sollte es deine Absicht sein diesen Draw zu vervollständigen, wenn die Pot Odds stimmen. Um das zu entscheiden musst du dir unbedingt diesen Artikel durchlesen.
Es gibt allerdings auch andere Spielweisen für einen Draw, nämlich die aggressive Vorgehensweise in Form eines Einsatzes. Hierzu kann ich dich nur auf den Semi-Bluff Artikel verweisen.
Um eine kurze Richtlinie zu geben wann ein Call gut oder schlecht ist, hier folgende Tabelle:
Anzahl der Outs | Mindestens erforderliche Pot Odds |
4 | 11:1 |
6 | 7:1 |
9 | 4:1 |
12 | 3:1 |
Für eine genaue Diskussion ist das Lesen des Outs und Pot Odds Artikels unbedingt erforderlich. Beträgt der Einsatz für den Call 9:1 und du hast nur einen Gutshot Straightdraw (= 4 Outs), so ist ein Call nicht korrekt und du verlierst langfristig Geld. Tätigt der Gegnern eine pot sized Bet (Pot Odds = 2:1) und du hast nur einen Flushdraw (= 9 Outs), so ist ein Call ebenfalls schlecht. Setzt er weniger und gibt dir 4:1 Pot Odds, so ist ein Call geradeso richtig.
Spiel am River
Das schöne am River ist, dass keine Karten mehr folgen und man entweder eine gute Hand, oder eine schlechte hat. Das schlimme ist, dass die Fehler sehr teuer werden können bzw. ein Einsatz, den du tätigst komplett dem Gegner gehört, wenn er die bessere Hand zeigt.
Draws können wir streichen, auch der bisherige Verlauf ist jetzt nur entscheidend um herauszufinden, was der Gegner haben kann.
Als Faustregel gilt:
Du brauchst mindestens Zwei Pärchen um eine Value Bet am River zu tätigen!
Wie bei jeder Regel gibt es Ausnahmen. Hälts du AK bei einem Board von 22A84, hast vor dem Flop erhöht, nach dem Flop und am Turn. Ein Gegner hat gecallt und wartet nun auf deine Aktion. Da es unwahrscheinlich ist, dass er eine zwei hat und du alles andere (außer 88, 44, A8, A4, 53) schlagen kannst, so macht ein weiterer Einsatz Sinn, da dich Hände wie AQ, AJ ausbezahlen werden.
Mit KQ bei einem Flop von QJ924 ist ein Value Bet unangebracht, da dich der Gegner nur ausbezahlen wird, wenn du geschlagen bist.
Das bringt uns einmal zum Fortgeschrittenen Artikel und zu folgender Regel:
Mach nur einen Einsatz, wenn der Gegner genug Hände haben kann, die dich ausbezahlen!
Es gilt den Verlauf der Hand Revue zu passieren und den Gegner einzuschätzen. Hat er einen verfehlten Draw? Hatte er einen Draw am Turn und ihn jetzt bekommen? Spielt er vielleicht eine starke Hand langsam?
Solange du keine starke Hand hast, solltest du am River checken und nur etwas setzen, wenn die obige Regel Gültigkeit hat.
Widerstand beim Gegner
Wenn der Gegner plötzlich setzt, oder auch raised, so sollte man sich sofort fragen welche Hände er haben kann. Setzt er oft mit schwachen Händen und blufft? Raised er nur mit Monsterhänden?
Es ist oberstes Ziel das herauszufinden und einzuschätzen, was der Gegner haben kann.
Manche Gegner können alles mögliche haben, weil sie sehr aggressiv sind. Gegen diese Spieler braucht man eine gute Hand wie Top Pair und riskiert alle Chips, entweder sofort, wenn die Stacks (= Chipstapel) nicht sonderlich tief sind, oder in der nächsten Setzrunde, wenn man nach wie vor die beste Hand haben sollte.
Es gibt aber auch Gegner, die nur setzen und raisen, wenn sie wirklich eine sehr starke Hand haben. Gegen diese ist ein einziges Pärchen häufig nicht ausreichend und man braucht schon einen sehr guten Draw bzw. gemachte Hand um sich mit ihm einzulassen.
Es gibt (oberflächlich betrachtet) drei Faktoren, die das weitere Vorgehen entscheiden:
Die eigene Hand, die gegnerischen Tendenzen und die Höhe des Einsatzes.
- Je besser die eigene Hand, desto eher sollte man Widerstand gegen den gegnerischen Einsatz zeigen.
- Je aggressiver der Gegner, desto schlechter kann die eigene Hand sein.
- Je kleiner der Einsatz, desto schlechter kann die eigene Hand bzw. der Draw sein.
Spiel gegen Aggressor
Seltene Angelegenheit
Nach unserem Chart für Starthände, gibt es nur 7 Hände mit denen wir einen Raise aus früher/mittlerer Position callen:
JJ, TT, 99, 88, 77, AK und AQ.
Und es gibt nur eine Hand, die wir nach einem Raise und einem Reraise callen: QQ
Insgesamt haben wir 8 Hände und es kommt nicht so häufig vor, dass wir als Caller gegen einen Preflopaggressor antreten. Wir behandeln hier Heads Up Pots, da diese die häufigsten sind. Für weitere Konfrontationen siehe Multiway Pots.
Wenn doch, so ist die Spielweise recht unkompliziert, vor allem, da du in den allermeisten Fällen in Position bist, solange du nicht in den Blinds sitzt.
Top Pair oder Overpair
Damit hast du wohl die stärkste Hand und möchtest Chips in der Mitte sehen. Wenn du out of Position, also in den Blinds bist, solltest du checken und nach dem Einsatz des Gegners einen Check-Raise durchführen. Somit gewinnst du immerhin diesen Einsatz, was häufig nicht der Fall ist, wenn du einfach eine Value Bet machst.
In Position solltest du setzen, wenn der Gegner checkt, oder Raisen, wenn der Gegner eine Continuation Bet macht.
Leider ist ein Overpair nicht gleich ein Overpair. TT bei einem Flop von 862 ist zwar stark, verliert aber gegen AA, KK, QQ, JJ bzw. 88 und 66. Setzt der Gegner, du erhöhst oder machst einen Check-Raise, nachdem der Gegner weiterhin erhöht, so ist TT kaum in Führung und sollte gefoldet werden. Auch QQ kann gefoldet werden, wenn der Gegner relativ tight ist. Es wäre ein Verbrechen AA und KK bei einem 862-Flop zu folden, auch wenn der Gegner Stärke zeigt.
Dein Ziel mit Top Pair oder einem Overpair ist es so schnell wie möglich alle Chips in der Mitte zu versammeln, es sei denn die Stacks sind sehr tief (100 BB), der Gegner zeigt enorme Stärke, oder der Flop ist gefährlich und lässt Strassen und Two Pair zu.
Verfehlter Flop
Hast du 77 bei einem QKT-Flop, so hast du diesen verfehlt und solltest folden. Mit AQ und 897 hast du den Flop ebenfalls verfehlt und solltest folden. Komplett verfehlte Flops müssen einfach aufgegeben werden, die nächste Hand kommt bestimmt.
Getroffener Draw
Mit unseren 8 möglichen Händen mit denen ein Raise vor dem Flop gecallt wird, treffen wir nur selten einen Draw. Es gelten nur Open Ended Straightdraws (8 Outs) und Flushdraws (9 Outs), bzw. beides in Kombination. Hast du eine dieser Draws, oder einen besseren, so kannst du eine Continuation Bet des Gegners callen, außer sie ist viel zu hoch und würde zuviele Chips im Verhältnis zum möglichen Gewinn riskieren. Solange der Einsatz aber nicht größer als der Pot ist, so kannst du guten Gewissens callen und schauen, was am Turn kommt.
Mittelgute Hände
Häufig hat man weder Draw, noch ein Overpair/Top Pair, noch eine komplett schlechte Hand. Ein Beispiel ist z.B. TT bei einem Flop von J27, oder AK bei 224. Es kann sein, dass man noch in Führung ist, es kann aber auch sein, dass man kaum Gewinnchancen hat.
Diese Hände musst du passiv spielen und hoffen einen Showdown zu erhalten. Das heisst am Flop zu callen und versuchen durchzuchecken. Wenn der Gegner am Turn weitersetzt und/oder schlechte Karten kommen, so kannst du ohne Gewissensbisse zu haben folden.
Turn
Es gilt ein Overpair, Top Pair und besser aggressiv zu spielen und Werteinsätze zu tätigen. Aber auch hier gibt es Ausnahmen und um einen tieferen Einblick zu erhalten muss ich dich auf diesen Artikel verweisen: Spiel an Turn und River
Spiel in Multiway-Pots
Draw oder gemachte Hand?
Urteilsvermögen ist wirklich eine Tugend. Schlechte Spieler über- oder unterschätzen ständig ihre Hände, ein guter Spieler kann sie jedoch gut einschätzen. Ein Multiway Pot besteht mindestens aus 4 Spielern und es spielt keine Rolle, ob du durch einen Raise, oder einen Call einem Multiway Pot (= MWP) beigetreten bist.
Hast du mit KK erhöht, aber drei Calls bekommen, so sinken zwar deine Chancen zu gewinnen, aber du hast meist am Flop nach wie vor ein Overpair und damit eine gute Hand, solange der Flop ungefährlich ist. Wenn das der Fall ist, so musst du aggressiv vorgehen und soviele Gegner wie möglich ausschalten.
Ist der Flop weniger schön und lässt viele bessere Hände zu, so muss aufgrund der Wahrscheinlichkeit geschlagen zu sein aufgegeben werden, falls man sich nicht weiter verbessert. Mit einem einzigen Pärchen und vier Gegnern hat man sogut wie nie die beste Hand, wenn das große Geld in die Mitte wandert. Also Vorsicht!
Häufiger befindet man sich aber mit einer Drawing Hand in einem Multiway Pot, weil man vor sich zwei, drei Limper gesehen hat und sich mit JTs einen Flop anschauen will. Doch genau diese Hände sind schwierig zu spielen! Wenn du mit einem Call in einen Multiway Pot einsteigst, musst du mindestens Top Two Pair floppen um sicher zu sein in Führung zu liegen.
Mit JT willst du nicht Top Pair, sondern einen Straight-, Flushdraw, oder Two Pair floppen. Gleiches gilt für KJ, QJ, 87 usw.
Mit 44 brauchst du die dritte Vier im Flop, ansonsten ist die Hand für dich beendet.
Wenn du also eine Draw-Hand spielst, dann achte darauf was du treffen willst. Entweder sind es starke gemachte Hände, wie Drilling, Two Pair, Strasse, weiterhin Draws, oder irgendwas dazwischen.
Gemachte Hand
Floppst du eine Hand wie Two Pair oder besser, so musst du dir überlegen wie du am meisten Geld aus deinen Gegnern melken kannst. Bei Anfängertischen in den unteren Limits schaffst du das am besten durch Value Bets in Pothöhe. Aber wie gesagt: Top Two Pair oder besser!
Draw
Im Prinzip ist ein Draw in einem Multiway Pot nicht sonderlich schwierig zu spielen. Achte darauf, dass dein Draw möglichst zu den Nuts ist, wie hoch der Preis für den Draw ist und in welcher Position du dich befindest.
Ermittle deine Outs. Je mehr Outs zu den Nuts, desto besser.
Achte auf die Pot Odds. Je besser diese sind, desto weniger Outs brauchst du.
Schau auf deine Position. Wenn du callst, bist du der letzte, der agiert, oder gibt es noch aggressive Spieler hinter dir?
Mittelmäßige Hand
Top Pair, Bottom Pair, Middle Pair mit Gutshot Straightdraw sind alles mittelmäßige Hände, die passiv gespielt werden sollen. Gehe nicht davon aus mit Top Pair und vier Gegnern in Führung zu liegen, sondern gehe sicherheitshalber von einem Draw aus. Hast du JT bei einem Flop von T87, so solltest du jede Zehn und jede Neun als Out haben. Der Bube könnte anderen eine Strasse geben, deswegen musst du diesen discounten (siehe Eine Erweiterung der Outs)
Du kannst viel falsch machen mit diesen marginalen Händen. Wenn du aber vorsichtig an die Sache herangehst, weichst du zumindest den großen Schwierigkeiten aus!
Kaum ein Unterschied am Turn
Hattest du am Flop eine gute gemachte Hand, so musst du am Turn neu beurteilen, ob du immernoch in Führung liegst, oder nicht. Achte auf Flushkarten, wenn du nur Two Pair hast, pass auf Straights auf und schalte bei gefährlichen Turnkarten einen Gang runter. Es ist keine Schande am Flop in Führung gelegen zu haben, zu setzen und ausgedrawed (= geschlagen) zu werden. Langfristig machst du immer Geld, wenn du Chips in die bessere Hand investierst.
Einen Draw musst du auch am Turn neu einschätzen. Hast du ihn verfehlt und ist der Draw schlechter oder besser geworden, oder gleich geblieben?
Hattest du am Flop einen Flushdraw und bekommst am Turn noch einen Straightdraw dazu, so hat er sich offensichtlich verbessert und du hast nun mehr Outs. War am Flop noch die Chance auf eine Straight gegeben und das Board hat sich am Turn gepaired (= gepaart), so kann es sein, dass du bereits drawen dead bist, also keine Siegchancen mehr hast, weil ein Gegner das Full House hält.
Einfacher River
Im Prinzip ist der River leicht zu spielen:
Entweder du hast den Draw vervollständigt und willst Geld sehen, oder ihn verfehlt.
Außerdem kannst du nach wie vor die beste Hand haben, wobei du diese am River wieder neu bewerten musst. Mit allen gemachten Händen gilt:
Mach nur einen Einsatz, wenn der Gegner genug Hände haben kann, die dich ausbezahlen!
Falls das nicht der Fall ist, so checkst du und musst häufig callen, je nachdem wie hoch der Einsatz, bzw. wie aggressiv der Gegner ist.
Grundsätzlich gilt aber, dass du mindestens Top Two Pair ohne mögliche Flushs und Straights an Board brauchst um einen Value Bet zu tätigen.
Einsatzhöhe
Die Stacks
Als angehend guter Spieler solltest du deinen Vorteil gegenüber den Gegnern erhöhen indem du mehr Chips am Tisch hast als diese. Wenn du dich hinsetzst, solltest du das mit dem maximalen Buy-In (= 100 BB) machen. Damit hast du viel Luft und kannst wirklich nur starke Hände spielen.
Als Einsteiger ist es allerdings nicht unbedingt zu empfehlen den ganz großen Stack am Tisch zu haben. Mit 50 BB, das sind $ 5 bei einem 0,05/0,1 Spiel kannst du dich erstmal herantasten. Mit diesem kleinen Stack spielst du im Prinzip nur an Flop und Turn, wenn es sich um einen erhöhten Pot handelt, den du auch getroffen hast. Hierzu ein kleines Beispiel:
Du hast AK in mittlerer Position und erhöhst bei Blinds von 0,05/0,1 auf 0,5, weil du einen Limper vor dir hast. Alle folden bis zum Limper, der callt. Der Flop kommt A38, der Limper checkt, du setzst 1,10, der Limper callt. Am Turn kommt eine 3, der Limper checkt und du gehst allin.
Am Flop waren 0,5 + 0,5 + 0,15 = 1,15 im Pot. Nach der pot sized Bet am Flop sind nun am Turn 3,35 in der Mitte und du hast 3,40 übrig. Wenn du hier allin gehst, handelt es sich nicht um eine Overbet, sondern ist gerade mal im Potbereich.
Ein anderes Beispiel, selbes Limit mit einem $ 5 Stack.
Du erhöhst in früher Position mit TT auf 0,3 und bekommst zwei Caller in den Blinds. Der Flop kommt J37, ein Blind setzt 0,3, sein Gegenüber callt und du callst. Im Pot sind jetzt 1,80, du hast noch 4,40 übrig. Am Turn kommt eine Zehn, der Small Blind setzt 1, der Big Blind folded und du gehst allin. Es sind bereits 2,80 im Pot und der Gegner müsste 3,40 zahlen um 3,80 zu gewinnen. Ein looser Gegner bezahlt das mit Top Pair. Ist er hingegen etwas tighter, so kannst du minimal erhöhen, ihm unwiderstehliche Pot Odds geben und am River allin gehen, egal was kommt.
Wenn du gerade mal die Einsteigerartikel und diesen hier gelesen hast, dann solltest du dich nicht mit 100 BB an den Tisch setzen. Deine Fähigkeiten nach dem Flop sind noch nicht gut genug um die gegnerischen Fehler auszubeuten. Je besser du allerdings wirst, desto größer sollte ein Stack sein. Mit dem 50 BB Stack hast du allerdings viel Raum zu manövrieren. Wenn du einen kleinen Pot spielst, so bist du nicht einmal am River allin. Spielst du allerdings einen dicken Pot, so musst du meist schon am Turn alle Chips in die Mitte bekommen.
Shortstacks
Hier sollten wir unterscheiden zwischen Shortstackstrategie Spielern, sprich denjenigen, die sich mit wenig Chips einkaufen bzw. schon soviele verloren haben, dass sie shortstacked sind und Spielern, die deutlich weniger Chips als wir haben.
Erstgenannte sind immer shortstacked und warten nur darauf alle Chips in die Mitte zu bekommen. Letztere findet man, wenn der Pot irgendwann genauso groß ist wie dieser Stack. Sitzt ein Spieler mit 3,20 herum, callt einen Raise mit drei Callern vor dem Flop, so ist der Pot bereits bei 0,3 x 4 = 1,20. Der Preflopaggressor macht eine Continuation Bet von 0,6, bekommt einen Call und einen weiteren von unserem 3,20-Stack, so sind jetzt schon 3,00 im Pot, der Spieler hat nur noch 2,30, also deutlich weniger als im Pot ist übrig. Wenn er den Flop getroffen hat, so sollte er gleich allin gehen, anstatt nur die 0,60 zu bezahlen.
Das bringt uns zu folgender Regel:
Wenn unser Stack nur noch doppelt so groß wie der jetzige Pot ist, sollte man gleich allin gehen.
Ist der gegnerische Stack nur noch so groß wie der Pot selbst, sollte dieser allin gesetzt werden (solange keine anderen Spieler mit größeren Stacks herumsitzen)
Hat der Gegner noch deutlich mehr als sich im Pot befinden, so ist er erst in der nächsten Runde allin zu setzen:
Wir haben AJ in später Position und erhöhen als erster auf 0,3, der Big Blind callt. Dieser hat einen Stack von 2,00, wir haben deutlich mehr. Der Flop kommt 58J, der BB checkt, wir setzen 0,45, der BB callt. Im Pot sind nun 1,55, der BB hat noch 1,25 übrig. Die Turnkarte ist eine weiter Acht, der BB checkt und wir gehen allin.
Am Flop waren gerade mal 0,65 im Pot und der BB hatte noch 1,70 übrig. Ein Allin an dieser Stelle wäre eine ziemliche Overbet gewesen, also brauchten wir noch zwei „Bullets“ um alle Chips in der Mitte zu versammeln.
Fazit:
Achte immer auf die größe der Stacks. Wenn diese die Pothöhe erreichen, sollte jeder weitere Einsatz ein Allin sein.
Valuebets und Bluffs?
Es gibt zum Glück eine Einsatzhöhe, die im Prinzip für alle Situationen geeignet ist: 2/3 des Pots!
Egal ob Semi-Bluff, Valuebet oder purer Bluff, im Zweifel sollte der Einsatz immer knappe 70 % des Pots betragen.
In manchen Situationen kann der Einsatz vollständig von diesen 70 % abweichen. Eine Ausnahme mit den Shortstacks haben wir soeben kennen gelernt. Ein weiterer Fall sind loose Gegner, die sehr viel callen. Gegen diese Spieler sind Bluffs natürlich ausgeschlossen, aber der Value Bet kann deutlich höher als der Pot sein! Genauso gibt es sehr tighte Gegner, die sehr viel folden. Gegen diese kann der Einsatz weit unter diesen 70 % liegen, häufig reicht der halbe Pot locker aus um sie aus der Hand zu bluffen.
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