Im Folgenden findest du einen ausführlichen Guide, der dir das Spiel nach dem Flop näher bringt. Um nach dem Flop die richtigen Entscheidungen zu treffen reicht jedoch ein einziger Artikel nicht aus. Vor allem Erfahrung ist wichtig um die Situationen richtig einschätzen zu können. Am leichtesten lernst du das Spiel nach dem Flop entweder in einem Pokerraum deiner Wahl, oder durch Coaching Videos wie sie zum Beispiel bei PokerStrategy angeboten werden.
Mit der Auswahl der Starthände werden die Weichen gestellt. Während in den nächsten drei Setzrunden das große Geld auf den Tisch gelegt wird. Mit dem Flop sind schonmal 5 von insgesamt 7 Karten bekannt und es lässt sich schnell erkennen ob man (noch) eine spielbare Hand hat oder nicht.
Da die Einsätze an Flop, Turn und River stark ansteigen, ist es wichtig möglichst wenige Fehler zu machen und die Fehler der Gegner auszunutzen. Je größer die gegnerischen Fehler und kleiner die eigenen, desto mehr Geld lässt sich verdienen.
Während vor dem Flop begangene Fehler noch relativ kostengünstig sind, so sind sie in den weiteren Setzrunden umso teurer.
Ein schlechter Spieler callt einen Raise aus früher Position mit A6, der Rest folded, der Flop kommt A22, sein Gegner spielt an und er callt. Am Turn kommt eine Q, sein Gegner setzt, er callt und nach der 8 am River und einem weiteren Einsatz callt unser schlechter Spieler erneut und verliert einen großen Pot gegen AK. Der Fehler vor dem Flop war noch nicht sehr groß. Er war „nur“ ein 3:1 Underdog und verlor 70 % seines Preflopcalls, was bei einem 1/2 NL Spiel etwa 4,5 € sind. Nach dem Flop war er aber 4,5:1 Underdog und der Call war höher als der vor dem Flop. Am River war er schließlich geschlagen, callte aber dennoch einen großen Einsatz, der zu 100 % seinem Gegner gehörte. Das war natürlich der fatalste Fehler und der kleine Preflopfehler sieht direkt lächerlich aus.
Natürlich verliert ein schwacher Spieler Geld vor dem Flop, wenn er zu schwache Starthände auswählt. Das große Geld verliert er aber in den nachfolgenden Setzrunden, wenn die Einsätze drastisch ansteigen. Unser Anfänger im Beispiel hat natürlich sowohl vor, als auch nach dem Flop massive Fehler begangen. Wer sich gedacht hat „Tja, dumm gelaufen“, der soll sich bitte den Artikel die größten Anfängerfehler durchlesen!
In diesem Artikel geht es um wichtige Konzepte für die drei Setzrunden an Flop, Turn und River. Wir spielen immer ein NL Cash Game mit tiefen Stacks (= 100 BB).
Risiko und Belohnung
Es gibt beim Poker nichts wichtigeres als dieses Prinzip. Im Artikel “Risiko und Belohnung” gibt es bereits eine gute und allgemeine Erklärung. Wer diesen Artikel schon gelesen hat, kann diese Zeilen übrspringen und zu Risiko und Belohnung bei No Limit Hold’em Poker hüpfen.
Ein guter Pokerspieler, Investor, Geschäftsmann, Politiker oder wer auch immer muss sich zu jederzeit und in allen Entscheidungsfindungen fragen was er riskiert und was er gewinnen kann.
Ein Pokerspieler hat ein mittleres Pärchen in einem Deep Stacked NL Spiel gefloppt und sein Gegner geht allin. Der gute Spieler gibt seinen 2 € Blind auf und riskiert keine 200 € um gerade mal 204 € zu gewinnen. Natürlich kann er in Führung sein, weil sein Gegner ein besoffener Volldonk ist, aber das Risiko steht in keinem Verhältnis zum Gewinn.
Ein Investor ist im Prinzip nichts anderes als ein Pokerspieler. Er investiert sein Geld in Situationen, wenn er denkt mehr Geld herauszubekommen, genauso wie wir. Er wird sich eine Anlagemöglichkeit suchen, wo der mögliche Gewinn in guter Relation zum Einsatz steht. Er wird keine Staatsanleihen eines hochverschuldeten Staats bei einer 2 % Verzinsung kaufen, wenn es nicht einmal sicher ist, ob er überhaupt sein Geld wieder zu Gesicht bekommt. Bietet ihm eine Bank seines Vertrauens 10 % Zinsen aufs Tagesgeld, so ist dies sicherlich ein besserer Einsatz als eine spekulative Aktion mit der gleichen Verzinsung, aber dem Risiko stark an Wert zu verlieren.
Der Geschäftsmann handelt genauso. Er wird keine 2 Mio Euro in eine Marketingstrategie investieren, die illegal ist, eine geringe Tragweite hat und er Gefahr läuft entsprechende Sanktionen einstecken zu müssen.
Politiker sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Wenn sie auf Wählerfang gehen, überlegen sie sich auch ob diese oder jene Kampagne ein gutes Risiko-Belohnungsverhältnis aufweist. Kein Politiker wird mit rechtsradikalen Parolen in den Wahlkampf ziehen, nur um ein paar Stimmen aus dem rechten Langer einzuheimsen und zu riskieren liberale Wähler zu verlieren.
Auch im Alltag sollten Entscheidungen danach begründet werden. Angenommen Hans hat ein Vorstellungsgespräch und macht sich gerade schick. Auf dem Weg zu seinem Termin fällt ihm gerade auf, dass er vergessen hatte Wäsche zu waschen. Hans wäre in der Tat äußerst dumm, wenn er umkehren und den Termin sausen lassen würde, nur um seinen Waschpflichten nachzukommen.
Menschen, die wir als „dumm“ bezeichnen sind meistens genau die, die bei ihren Entscheidungen nicht auf das Risiko-Belohnungsverhältnis achten und einfach irrational handeln. Jemand, der sich bei einem Überfall weigert 10 € heraus zu rücken, nur weil er geizig ist und anschließend verprügelt wird, ist kurz gesagt dumm.
Risiko und Belohnung bei No Limit Hold’em Poker
Wir reden von No Limit, der brutalsten Pokerform überhaupt. Brutal nicht, weil sie nicht schlagbar wäre, sondern weil Fehler gnadenlos bestraft und manchmal auch belohnt werden. Deswegen ist es die mit Abstand beliebteste Variante und kommt auch in weniger wissenschaftlichen Kreisen gut an. Natürlich gibt es bei No Limit Glück. Jeder kennt die Situation einen Bad Beat einstecken und viel Geld liegen lassen zu müssen.
Es ist egal, dass man einmal geschlagen wird. Wichtig ist, dass man die richtigen Entscheidungen trifft, denn das bringt langfristig Geld! Ganz einfache Situation: Ein Fisch geht vor dem Flop einfach allin, wir callen mit AA im Big Blind. Der Fisch gewinnt mit J6 und 2 Sechsen auf dem Board. Passiert! Wiederholen wir diese Konfrontation einige Male, z.B. 1000 Mal und sagen, dass vor dem Flop 1000 € in der Mitte waren, so gewinnen wir im Durchschnitt 870 € bei jedem Call. 870 € von diesen 1000 € gehören im Prinzip uns. 870 von 1000 Mal gewinnen wir die Hand und damit 1000 €. 130 von 1000 Mal verlieren wir und damit 1000 €. Natürlich ist 870 x 1000 deutlich mehr als 130 x 1000 und damit haben wir eine positive Gewinnerwartung beim Call mit AA.
Fazit: Bei No Limit steht viel Geld auf dem Spiel. Es geht nicht darum „zu gewinnen, oder zu verlieren“, sondern darum Entscheidungen zu treffen, die einen positiven Erwartungswert haben.
Jeder, der diesen Artikel liest sollte mit den Pot Odds vertraut sein. Diese spielen eine große Rolle beim Risiko-Belohnungsverhältnis. Sie sagen uns schließlich was wir setzen müssen um was zu gewinnen. Doch das ist noch nicht alles. Pot Odds beziehen sich nur auf den momentanen Pot ohne alle weiteren Setzrunden in Betracht zu ziehen. Die sogenannten Implied Odds sind hier ausschlaggebend.
Genauso wichtig ist das umgekehrte Prinzip: Wieviel Geld kann ich verlieren, wenn ich bereits jetzt die schwächere Hand habe, oder die Führung verloren geht? Sagen wir Hans hält Q6 im Big Blind, 3 Spieler im Pot und der Flop kommt QT9, was Hans Top Pair gibt. Er setzt und wird geraised. Die Frage, die sich Hans hier stellen muss ist wie er an Turn und River spielen will. Hat er vor am Flop zu callen und am Turn nach einem Check wieder zu callen? Hans kann hier eine Menge Geld verlieren ohne wirklich etwas gewinnen zu können. Und das bringt uns zur …
Goldene(n) No Limit Regel
Zu jederzeit, wenn ein Spieler Chips in die Mitte schiebt, soll er sich fragen von wem und welchen Händen er erwartet mehr Chips zurück zu bekommen.
Setzt ein Spieler, so möchte er entweder eine bessere Hand zum folden bringen, oder von einer schlechteren Hand ausbezahlt werden. Der Spieler soll sich nach der Goldenen No Limit Regel bewusst sein von welchen Händen die Auszahlung kommen und wie hoch diese sein soll.
Bei Value Bets ist das offensichtlich, aber das sollte es auch bei Calls sein. Wenn Hans im obigen Beispiel callt, hat er sich kaum Gedanken darüber gemacht welche Hände ihn ausbezahlen sollen. Es gibt nämlich schlicht und ergreifend keine, die ihn in dieser Situation ausbezahlt. Hans muss sich also fragen wie wahrscheinlich es ist, dass er sich entsprechend verbessert um ausbezahlt zu werden und wie diese Chance im Verhältnis zum Einsatz steht.
Hans sitzt mit 33 im BB und sieht einen tighten Raiser aus früher Position. Er callt und zwar aufgrund der Goldenen No Limit Regel: Ein Overpair wird ihn kräftig ausbezahlen, wenn er seine drei im Flop trifft (Implied Odds).
Hans sieht sich einem sehr tighten Gegner gegenüber, der vor allem bei Flushkarten einige Gänge herunterschaltet und wirklich nur große Pots mit den Nuts spielt. Hans hat einen Flushdraw am Flop und sein Gegner spielt den halben Pot an. Hans muss sich nun nach der Goldenen No Limit Regel fragen wie ihn dieser Spieler ausbezahlt, wenn er seinen Flush komplettiert. Hier wird das kaum der Fall sein und wenn die Pot Odds nicht ausreichend sind, sollte Hans folden (außer er hat noch andere Siegchancen).
Spiel am Flop
Hier ist alles noch nicht unbedingt kompliziert. Wir wissen wie ein Preflopaggressor spielen muss (siehe Continuation Bet ), was wir auch zu 70 % der Zeit sein sollten.
Zu den restlichen 30 % sind wir im Pot involviert, wenn unsere Hand zu stark war um gefoldet, aber zu schwach um geraised zu werden, oder wenn wir am Button/ in den Blinds sitzen und einen unglaublich günstigen Flop bekommen. Ansonsten haben wir im Pot nichts zu suchen.
Für den ersten Fall gibt es natürlich kein einfaches Kochrezept. Z.B. halten wir ATs am Button, sehen einen Raise aus mittlerer und einen Call eines loosen Spielers im Cut-Off Sitz, so ist ein Call in Ordnung, ein Reraise aber viel zu gewagt. Vier Spieler sind im Pot und sehen einen Flop von 86A. Der BB checkt, der Preflopaggressor erhöht um den Pot, der Cut-Off foldet.
Das ist eine haarige Situation und unsere Entscheidung hängt stark vom Gegner ab. Ein wirklich guter Gegner würde sich mit z.B. TT hüten in drei Gegner zu erhöhen, wenn ein Ass im Flop auftaucht. Einen sehr aggressiven interessiert das nicht und er feuert einfach mal drauf los.
Was jetzt entscheidend ist, ist ebendiese gegnerische Hand-Range. Es besteht die Möglichkeit die beste Hand zu haben und es geht darum herauszufinden wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist. Macht der Gegner mit einigen Händen eine Continuation Bet wie z.B. allen Pocketpaaren, allen Assen und KQ, so ist AT gegen diese Range in Führung und es ist nicht falsch in genau diesem Moment Chips in die Mitte zu bekommen.
Raisen wir und bekommen einen Reraise vom Big Blind, so können wir uns getrost verabschieden, unabhängig davon was der Preflopraiser macht. Dann ist es wieder unsere Aufgabe die möglichen Hände des BB herauszufiltern und zu sehen wie sich AT dagegen schlägt. Wir werden zu keinem guten Ergebnis kommen und deswegen aufgeben.
Wenn man sich in dieser Situation befindet, vor dem Flop nur callt, einen Einsatz zu Gesicht bekommt und den Flop getroffen hat, so sollte hat man drei Optionen und muss eine davon auswählen. Sie sollten sich alle drei Möglichkeiten durch den Kopf gehen lassen (außer Ihre Hand ist so unglaublich schwach, dass nur ein Fold in Frage kommt) und das genau in dieser Reihenfolge:
Raise:
Der Raise ist sinnvoll wenn wir entweder eine starke Hand haben, aber keine freien Karten verteilen, wir eine Monsterhand haben und viele Chips in der Mitte sehen wollen, die Möglichkeit besteht bessere Hände zum folden zu bringen und einen Semi-Bluff durchzuführen.
Prägen Sie sich diese Punkte ein und überlegen Sie was am meisten Sinn macht.
Treffen wir z.B. in einem Heads-Up Pot ein mittleres Pärchen und einen Flushdraw, sehen aber eine Continuation Bet vor uns, so macht ein Raise aus mehreren Gründen Sinn: Einmal haben wir wohl die beste Hand und können keine freien Karten verteilen. Zum zweiten besteht die Möglichkeit eine bessere Hand zum folden zu bringen (Semi-Bluff). Hierbei handelt es sich um einen Semi-Semi-Bluff, oder auch einen Quarter-Bluff: Wir haben wohl die beste Hand und selbst wenn nicht haben wir Outs um zu gewinnen.
Der Flop ist A38, wir halten 33 und sehen wieder einen Einsatz vor uns in einem 3-handed Pot. Je nach Gegner ist hier ein Raise die einzig richtige Entscheidung. Wenn wir es mit einem loose-passiven, oder einen loose-aggressiven Gegner zu tun haben ist ein Raise eindeutig besser. Genauso ein Raise, wenn die Hand-Range des Setzers entsprechend klein ist (AK, AQ, usw.). Hier besteht die Möglichkeit, dass er auch so bezahlt ohne Aces Up oder einen Drilling am Turn zu machen.
Um die richtige Entscheidung zu treffen müssen demnach einige Faktoren berücksichtigt werden:
Eigene Hand
Floptextur
Gegner (Anzahl und Spielertypen)
Ein aggressiver Spieler erhöht viel. Ein sehr guter und aggressiver Spieler erhöht in den richtigen Momenten. Genau diese Entscheidungsfindung ist hier notwendig. Stellen Sie sich immer die oben angegebenen Fragen und überlegen Sie sich was Sie mit einem Raise bezwecken können. Erscheint ein Raise nicht sinnvoll, so ist die zweitbeste Wahl ein …
Fold
Ein Fold hat den Erwartungswert 0. Es wird einfach kein Geld mehr gesetzt.
Ein Fold ist in diesen Gründen richtig:
- Wenn die Hand schwach ist und keine ausreichenden Chancen auf Verbesserung hat.
- Wenn die Hand keine schlechte ist, aber keinem weiteren Druck standhalten kann.
- Wenn der Gegner nicht von seiner Hand abzubringen ist und ein Raise keinen Sinn ergibt.
Das erscheint nicht unbedingt kompliziert, allerdings ist das Problem die Beurteilung der Situation, vor allem im zweiten Punkt.
Bei ungenügenden Pot und Implied Odds ist ein Fold richtig, das sollte klar sein. Wer hiermit noch Probleme hat, den verweise ich auf die Outs und Pot Odds, Outs advanced und Implied Odds Artikel.
Häufig floppt man eine recht gute Hand und entschließt sich wegen der guten Pot Odds bis zum River zu callen. Am Ende stellt man fest, dass man schon die ganze Zeit hinten lag, meistens gegen ein besseres Ass oder Aces Up. Doch bereits am Flop hat man die Möglichkeit günstig auszusteigen und nur den Preflopeinsatz aufzugeben. Wie wir in der Einleitung gesehen haben, ist das keine teure Angelegenheit.
Die Beurteilung in dieser Situation ist wie bereits erwähnt keine leichte. Sie hängt wieder von den oben genannten Faktoren:
- Eigene Hand
- Floptextur
- Gegner (Anzahl und Spielertypen)
ab. Um das ganze etwas zu beleuchten machen wir ein paar Beispiele.
Hans sitzt im Cut Off und sieht 3 Limper vor sich. Er hält JT und callt, genauso wie Button und SB.
Der Flop kommt T56, der BB setzt, ein Spieler callt und nun ist Hans an der Reihe.
Er überlegt sich ob er erhöhen soll und stellt sich folgende Fragen:
Habe ich die beste Hand? Kann sein, aber bei 7 Spielern, bei einem Einsatz aus dem BB und einem Cold Call eher unwahrscheinlich. Folglich kein Grund zu raisen.
Habe ich eine Monsterhand? Nein!
Besteht die Möglichkeit eines Semi-Bluffs? Nein! Der BB hat Stärke gezeigt, der Coldcaller nach ihm noch mehr. Nach Hans sind noch zwei weitere Spieler an der Reihe. Hans hat womöglich 5 Outs, aber alles andere als zu den Nuts. Für einen Semi-Bluff sollten möglichst viele und gute Outs vorhanden, das Gegnerfeld überschaubar sein und Schwäche zum Attackieren vorhanden sein.
All diese Faktoren treffen nicht zu. Folglich gibt es überhaupt keinen Grund zu raisen, wobei wir schon beim Fold sind:
Ist die Hand schwach und hat keine große Aussicht auf Verbesserung. Die Hand ist nicht schwach, aber auch nicht gut. Bei einer Pot sized Bet bekommt Hans 3:1 Pot Odds, um sich zu einem Drilling oder Two Pair zu verbessern benötigt er mindestens 8,5:1 Pot Odds und selbst hier schließt er nicht die Action und kann von Button oder SB gereraised werden. Folglich Jein.
Ist die Hand keine schlechte, kann aber keinem weiteren Druck standhalten? Definitiv! Was tun wenn Hans callt, alle anderen folden, eine 6 am Turn auftaucht und der BB weiter feuert? Top Pair, mittlerer Kicker ist wirklich nicht die Hand um hier zu callen! Sie kann weder einer Overcard am Turn, noch einer weiteren Erhöhung standhalten.
Macht ein Raise Sinn um den Gegner aus der Hand zu vertreiben? Nein, siehe oben!
Es spricht alles für einen Fold, da 2,5 der 3 Fragen positiv zu beantworten waren. Beim Raise sprechen 3 von 3 Gründe dagegen!
Manche fragen sich nun warum dann kein Call in Frage kommt …
Call
Das ist wirklich die allerletzte Lösung, wenn weder der Raise, noch der Fold eindeutig zu bewerten waren. Ein guter und aggressiver Spieler raised und folded sehr viel, callt aber nur selten. Hierfür gibt es mehrere Gründe, mir reicht es aber diese Thematik mit einem kleinen Satz zu verdeutlichen:
Beim Poker geht es darum den Gegner vor schwierige Entscheidungen zu stellen!
Natürlich ist das bei einem Call nicht der Fall; nur der Raise erledigt das.
Wenn die Raise- und Fold-Überlegungen unzureichend waren, so landen wir hier beim Call. Wann macht ein Call Sinn?
- Wenn sowohl die Raise- als auch die Fold-Punkte weder dafür, noch dagegen sprechen (z.B. 1,5 von 3 und 1,5 von 3).
- Wenn Slow-Play angebracht und das profitablere Spiel ist.
- Wenn die Pot Odds und Odds zu gut sind um zu folden, aber die Bedingungen für einen Semi-Bluff nicht gut genug sind.
Sie sehen: Um überhaupt einen Call in Erwägung zu ziehen, müssen entweder die Raise- oder Fold-Entscheidungen versagt haben, ist Slowplay, oder ein Call mit unwiderstehlichen Pot Odds das richtige Spiel.
Um das obige Beispiel fortzusetzen:
Waren die Raise- und Fold-Überlegungen unzureichend? Nein, klares Ergebnis.
Ist Slowplay angebracht? Um Gottes Willen!
Sind die Odds und Pot Odds zu gut für einen Call? Nein!
Zusammenfassend ein ganz klarer Fold.
Bet
Ist man zuerst an der Reihe oder es wird zu einem gecheckt, so sollte man für den Raise den Bet ersetzen. Dieser Einsatz ist wie schon der Raise erste Wahl und sollte zu aller erst unter die Lupe genommen werden.
Ein Einsatz hat genau zwei Gründe:
- Value Bet. Die Hand scheint die beste zu sein und es lässt sich Wert herausholen.
- Bluff, Semi-Bluff bzw. Quarter-Bluff Bet. Es besteht die Möglichkeit mit irgendeiner Form von Bluff die besseren Hände zum folden zu bringen.
Sitzen wir mit Top Pair Top Kicker in einem Heads-Up Pot, so gibt es keinen Grund zu checken. Haben wir 12 Outs und einen tighten Gegner, so hat ein Semi-Bluff sicherlich große Erfolgschancen.
Macht ein Raise keinen Sinn, so überlegen wir uns zu folden. Macht eine Bet keinen Sinn, so checken wir mit ähnlichen Gründen wie beim Fold …
Check
- Wenn die Hand schwach ist und keine ausreichenden Chancen auf Verbesserung hat.
- Wenn die Hand keine schlechte ist, aber keinem weiteren Druck standhalten kann, oder den Pot zu sehr anwachsen lässt (dazu später mehr).
- Wenn der Gegner nicht von seiner Hand abzubringen ist und ein Bet keinen Sinn ergibt.
- Wenn ein tricky Play in Form eines Check-Raises profitabler als ein einfacher Einsatz ist.
Hans hat 86 in einem Heads-Up Pot und sitzt im SB. Sein Gegner im BB hat vor dem Flop nur gecheckt. Der Flop kommt TJ4.
Macht eine Value Bet Sinn? Definitiv nicht!
Macht ein Bluff Sinn? Absolut gegnerabhängig. Je mehr dieser callt, desto schlechtere Voraussetzungen für diesen Bluff-Einsatz. Sagen wir er ist ziemlich loose und ein Bluff hätte keinen Erfolg.
So ist natürlich nur noch die Möglichkeit eines Checks gegeben. Um es eindeutig zu machen, schauen wir uns kurz die Gründe an:
Ist die Hand schwach und hat keine Aussichten auf Verbesserung? Ja.
Ist die Hand keine schlechte, kann aber keinem weiteren Druck standhalten? Weder noch.
Hat ein (Semi)Bluff Chancen auf Erfolg? In diesem Fall nein.
Bringt ein Check-Raise mehr Profit? 🙂
Alles spricht klar für einen Check.
Wer sich die Argumentation für einen Check sparen will, kann einfach die beiden Punkte des Bets analysieren und wenn diese kein gutes Ergebnis liefern checken.
Manchmal ist aber die Entscheidung nicht so eindeutig und sowohl ein Check, als auch ein Einsatz kommen in Frage. In diesem Fall müssen alle Punkte der jeweiligen Optionen analysiert werden um eine wirklich gute Entscheidung zu treffen.
Beispiel
Kurze Übersicht
Nun sollten Sie eine ganz gute Vorstellung davon haben wie das Spiel am Flop aussieht. Einmal als Preflopaggressor und der Continuation Bet und außerdem als Preflopcaller bzw. in einem Multiway Pot.
Wenn es Zeit wird eine Entscheidung zu fällen, fangen Sie -je nach Option- beim Raise bzw. der Bet an. Erscheint diese aggressive Vorgehensweise nicht unbedingt gut, so sollte ein Fold ins Auge gefasst bzw. ein Check durchgeführt werden. Nur in den verzwicktesten Situationen, oder Möglichkeiten von Slowplay ist ein Call die beste Variante.
Beispiel
Wir haben also gesehen was im Kopf bei der Beurteilung der Aktion vorgehen sollte. Um alles genauer zu beleuchten, machen wir jetzt ein paar Beispiele mit Hans:
Hans sitzt im BB mit AJo.
Zwei Spieler aus mittlerer Position limpen, der SB callt und Hans checkt.
Flop: 25A
Der SB checkt, was macht Hans.
Macht eine Value Bet Sinn? Natürlich. In einem 4-Way Pot ohne Preflopraise ist das eine sehr starke Hand.
Macht es Sinn noch weitere Fragen zu stellen? Nein, in diesem eindeutigen Fall nicht!
Hans setzt 8 in einen Pot aus 8 € und nur der SB callt.
Turn: Q
Der SB checkt und Hans?
Es geht wieder um Frage eins: Macht eine Value Bet Sinn?
Diesmal ist sie nicht so leicht zu beantworten ohne den SB genauer unter die Lupe zu nehmen.
Was könnte dieser haben? 43 und Slowplay ist denkbar. 52 und ebenfalls Slowplay fast ausgeschlossen. Hände wie Q2 und Q5 hätten sehr loose Flopcalls gemacht. A5 und A2 sind denkbar, aber ideale Hände für einen Check-Raise am Flop (oder spätestens am Turn). 22 und 55 sind möglich, AA und QQ ausgeschlossen. AQ und AK hätten vor dem Flop wohl erhöht.
Es gibt einige Hände, die Hans vernichtend schlagen. Was ist aber mit den Händen, die Hans noch Chips einbringen? AT, A9, A8, A7, A6, A3, mehr eigentlich nicht.
Würden diese Hände auch eine Value Bet bezahlen? AT, A9 und A8 wohl schon, der Rest eher nicht. Dies hängt natürlich ebenfalls von den gegnerischen Tendenzen ab.
Zusammengefasst gibt es etwa 7 Hände, die Hans schlagen und 3 die ihn ausbezahlen. Das Verhältnis ist nicht unbedingt das beste.
In solchen Situationen gibt es zwei Ansätze:
Einen letzten Angriff auf den Pot unternehmen, weitersetzen und hoffen auf AT oder ähnliches zu stoßen und am River durchchecken zu können.
Oder am Turn checken um einen Einsatz am River zu induzieren und callen. Das wäre ein sogenannter Value Call (ja, Bill Fillmaff…), denn es gibt einige Hände, die er für Sieger hält (A9, etc.) und so manche Bluffverlockung. Solange die Pot Odds im Rahmen sind ist ein Call nach dem Check und der signalisierten Schwäche am Turn etwas, das langfristig Geld bringt.
Je nach eigener Spielstärke sollte hier die Entscheidung getroffen werden. Wer sich für gut genug hält nach einem Einsatz am Turn, am River zu folden, wenn der SB plötzlich setzt, der kann am Turn einen letzten Angriff unternehmen. Wer allerdings dazu neigt Pärchen zu überspielen, der ist mit der Check und Call Variante besser bedient.
Das ist eine dieser Situationen in denen ein Großteil der Spieler viel Geld liegen lässt. Sie glauben mit ihrem einzelnen Paar und mittelprächtigem Kicker weit in Führung zu liegen, spielen weiter am Turn, wundern sich über eine Riverbet vom SB, callen und bekommen ein Set vor die Nase geworfen.
Ein einziges Paar ist keine starke Hand! „Don’t go broke with one pair!“, vor allem nicht in Situationen, in denen es wenig zu gewinnen, aber alles zu verlieren gibt. Der Pot ist am Flop noch recht klein und es gibt nicht viele Hände, die Hans hier ausbezahlen.
Das war ein sehr ausführlicher Guide für das Spiel nach dem Flop. Wenn du mehr zu diesem Thema wissen möchtest, empfehlen wir dir das Aufsuchen einer Pokerschule. Am besten gehst du einfach zu PokerStrategy, der größten Pokerschule mit über 2000 Videos und $ 50 als Startkapital. Klicke hier um deine Poker Strategie noch weiter zu verfeinern!
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