Im Outs für Dummies Artikel wurde ja bereits geklärt was Outs sind und wie diese in die Entscheidungsfindung miteinfließen sollten. Es steckt aber einiges mehr dahinter als nur ein paar Karten zu zählen. Es ist wichtig Situationen möglichst genau zu beurteilen um auch die bestmögliche Einschätzung zu bekommen. Im großen und ganzen muss eine Anzahl an Outs stehen, mit der man die weiteren Entscheidungen fällen kann. Je genauer die Einschätzung, desto besser diese Entscheidungen und desto größer der Profit/geringer der Verlust.
Outs zu den Nuts
Das ist mitunter die einfachste Sache, wobei es auch hier Tücken gibt, die viele übersehen.
Folgendes Beispiel:
Wir haben:
Ac 4c
bei einem Flop von:
Jd Qc 3c
Natürlich haben wir hier einen Nutflushdraw und 9 Outs zu den Nuts. Wir spielen gerade Limit Hold’em und vor uns wird gesetzt, geraised und nach unserem Call wieder geraised und noch einmal vom ursprünglichen Setzer. Wir haben zwar 9 Outs zu den Nuts, können uns aber nicht sicher sein, dass uns der Jc die beste Hand gibt, schließlich können wir leicht in ein Set, oder Two Pair (QJ, J3) laufen. Allerdings haben wir 8 todsichere Outs und ein Out, das eines sein kann, aber nicht muss!
Hiermit sind wir schon beim sogenannten Discounten von Outs:
Verbessert ein Out zwar unsere Hand, gibt uns aber nicht die absoluten Nuts, so muss dieses Out in den meisten Fällen gediscounted werden.
Der bisherigen Action zu Folge ist der Jc wohl kein komplettes Out, es gilt dies möglichst genau abzschätzen. Hier ist wieder einmal ein gutes Urteilsvermögen gefragt: Wie wahrscheinlich ist es, dass zumindest einer der Gegner entweder ein Set, oder Two Pair hat? Genau diese Wahrscheinlichkeit wird von den 9 Outs zu den Nuts abgezogen. Hält zu 90 % mindestens einer der Spieler ein Set oder Two Pair, so haben wir genau 8,1 Outs, bei 50 % wären es 8,5.
Je mehr Spieler und je eindeutiger die Action, desto stärker muss das Nicht-Nut-Out gediscounted werden. Befinden wir uns in einem Heads-Up Pot und werden in der o.g. Situation einmal geraised, so wäre es nicht richtig das Nicht-Nut-Out (in Zukunft mit NNO) großartig zu discounten. Kommt es aber zu Extremsituationen wie ein sehr schneller Cap in Fixed Limit oder einem Reraise in einem Deep Stack No Limit Game, so kann auf keinen Fall mit vollen 9 Outs gerechnet werden.
Die Nicht-Nut-Outs
Hier heißt es wieder die Nut-Outs als Grundgerüst zu nehmen und je nach Situation weitere zu addieren.
Wir haben:
Jh Td
Bei einem Flop von:
Qd 9c 2s
So wird uns jeder König und jede Acht die todsicheren Nuts geben. Es gibt keine Hand, die uns schlägt, wenn wir diese 8 Outs treffen. Was können wir zu den 8 NOs an NNOs addieren?
Dazu schauen wir uns zwei NL HE-Szenarien an:
Wir sitzen im BB, alle folden zum SB, der callt. Wir checken und sehen den obigen Flop. Unser Gegner spielt den halben Pot an:
Mögliche NNOs sind J und T, also höchstens 6. Es gilt nun die Wahrscheinlichkeit herauszufinden mit der unser Gegner eine Dame, Two Pair, ein Set, einen Straighdraw oder ein Overpair hat, was bedeuten würde, dass uns J und T nicht weiterhelfen können. Hierzu müssen wir eine Hand-Range ansetzen mit der er vor dem Flop nur callt und nach dem Flop anspielt:
Preflop:
K6 – K2
Q8 – Q2
J9 – J6
T9 – T7
98 – 97
87 – 86
76, 75, 65 und 54
Da er relativ aggressiv spielt, dürfte er jedes Ass, jedes Pärchen und starke Könige und Damen vor dem Flop erhöht haben. Diese Hände sind zu schwach für einen Raise, aber zu stark für einen Fold.
Nun schauen wir uns an mit welchen Händen er nach dem Flop anspielt. Da er ziemlich aggressiv spielt, wird er das mit einer breiten Palette machen, jedoch nicht mit allen, da der Flop uns sehr leicht getroffen haben kann. Sagen wir er checkt:
J7, J6, T7, 87, 86, 76, 75, 65 und 54, den Rest spielt er an.
Damit bleiben folgende Hände übrig:
K6, K5, K4, K3, K2, Q8, Q7, Q6, Q5, Q4, Q3, Q2, J9, J8, T9, T8, 98, 97
Nun haben wir noch unsere 6 NNOs aufzuteilen; betrachten wir zuerst den Buben:
Der Bube ist ein volles Out gegen: K6, K5, K4, K3, K2, J9, J8, T9, 98, 97, sprich 10 Hände.
Die Zehn ist ein volles Out gegen K6, K5, K4, K3, K2, J9, T9, T8, 98, 97, ebenfalls 10 Hände.
Daraus ergibt sich ein Verhältnis von 18:10, gerundet 2:1. Das heisst, dass J und T gegen die Hälfte der gegnerischen Hände als vollständiges Out betrachtet werden kann. Das ergibt genau einen Discount von 50 %, was die 6 NNOs halbiert und 3 zu unseren NOs hinzufügt!
Unser zweites Szenario wäre die obige Hand mit demselben Flop, nur in einem anderen Pot. UTG raised, MP callt, SB callt, wir callen. Nach dem Flop checkt SB, wir checken, UTG spielt an, MP callt und SB callt.
Hier sollte klar sein, dass J und T definitiv keine Outs sind und wir einfachen 8 NOs rechnen müssen.
Toll, und nun?
Ehrlich gesagt: Niemand wird solche Berechnungen am Tisch durchführen. Es endet doch damit, dass der Spieler einfach aus dem Bauch heraus abschätzt, nach dem Motto „der könnte das haben, aber auch das, dann hab ich so ungefähr 10 Outs…“
Mit den obigen Beispielen wollte ich zeigen welche Gedanken dir in Situationen wie diesen durch den Kopf gehen sollten. Auch meine Berechnungen sind nicht ganz genau. Halten wir einen Buben im obigen Beispiel, so ist die gegnerische Hand J8 weniger wahrscheinlich wie 87! Auch das habe ich nicht berücksichtigt, aber ich denke nicht, dass der Unterschied allzu groß ausfallen wird.
Wenn ich unser behandeltes Szenario in Pokerstove eingebe, so haben wir 46 % Equity mit unseren errechneten 11 Outs 44 – 47 % (Variation je nach Rechenmethode)!
In der Praxis
Outs zu den Nuts, also NOs geben immer ein Grundgerüst an. Dieses kann uns niemand wegnehmen und wir können darauf aufbauen. Die weitere Aufgabe ist es die NNOs möglichst genau abzuschätzen, wobei die Faktoren Action und Gegneranzahl die größte Rolle spielen. Je geringer die Action und/oder die Gegneranzahl, desto wahrscheinlich ist ein NNO ein Out und je größer die Gegneranzahl und/oder die Action, desto unwahrscheinlicher ist ein NNO ein Out.
Wegen dieser Vorgehensweise würde ich fast dazu tendieren nicht discounten zu sagen, sondern zu adden. NNOs werden zu den NOs dazugezählt, aber das Ergebnis bleibt natürlich dasselbe.
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