Keine Frage, jeder Pokerspieler freut sich, wenn er in seinen Holecards die AA endeckt. Preflop sind die Pocket Rockets die Nuts und ein Fold kommt in 99% der Fälle nicht in Frage.
Im schlimmsten Fall spielen wir gegen 4 Paare und wenn wir nicht treffen, dann sind wir höchstwahrscheinlich aus dem Rennen. Aber bis auf diese exotische Spielsituation gibt es eigentlich keinen Grund die AA vor dem Flop wegzulegen.
Jedes mal seine AA All-In zu pushen ist aber auch nicht des Rätsels Lösung, denn nur um die Blinds zu stehlen, dafür ist diese Hand zu stark. Einzige Ausnahmen sind, am Bubble, wenn der Chipleader All-In geht und z.B. 3 Bezahler bekommt und Ihr müsst nun entscheiden. Dann kann man die AA auch schon mal weglegen, um sich in das Geld zu folden.
Weiters werden wir auch auf keinen Fall nur in den Pot hineinlimpen, nur um möglichst viele Spieler dabeizuhaben. Denn unschlagbar sind wir nicht und je mehr Gegenspieler im Pot bleiben, desto schwächer wird unsere Starthand. Slowplay ist also mit AA nicht angesagt, denn nüchtern betrachtet haben wir nur ein Pärchen und nicht mehr. Nun, was wir uns wünschen ist eine Heads Up Situation auf dem Flop und maximal einen 2 Gegenspieler. Und dazu müssen wir das Spielerfeld reduzieren, natürlich mit einem Raise. Und sollte vor uns schon eine Erhöhung erfolgt sein, dann einen Reraise.
Für gewöhnlich zeigen wir mit diesem Move schon genug Stärke, um das Gros der Spieler, zum weglegen der Karten zu bewegen.
Wie aber spielen wir nach dem Flop weiter, wenn z.B. 9TJ auf dem Flop landet, wir anspielen und dann einen ordentlichen Reraise bekommen? Zuerst müssen wir uns fragen, mit welcher Hand der Gegner unseren Preflop Raise bezahlt haben könnte? Nun, in Frage kommt einiges, was uns Schwierigkeiten verursachen kann. Hat er mit 99, TT, JJ, mitgezahlt oder mit KQ?
Die Handranges von Preflop Callern reichen weit. Recht gerne wird ebenfalls gezahlt mit AK, AQ, kleinen Paaren und suited Connectors wie z.B. 78. 77 und 88 könnte auch gecallt worden sein und der Aggressor spielt nun einen Semi Bluff mit seinem Bottom Pair, mit der Chance auf eine Straight! Wenn wir aber dem Gegner diese enorme Handrange, angefangen mit gefloppten Sets oder Made Hands geben, bzw OESD, dann sinkt laut Pokerstove unsere Gewinnwahrscheinlichkeit auf unter 8%. Aber jedes Mal den Gegner auf gefloppte Sets und Made Hands zu setzen, wäre einfach zu defensiv und langfristig nicht gewinnbringend.
Am wahrscheinlichsten sind die Hände QQ, KK, KQ oder AQ beim Gegner oder ein kleines Paar mit einem Draw auf die Straight. In diesem Fall sieht es gleich weit besser für uns aus. Mit Ausnahme von KQ liegen wir noch immer in Front und wenn so wie im Beispiel oben, der Gegner aggressiv reraised, dann kann es durchaus sein, dass er mit QQ oder KK diesen Move macht.
Relativ unproblematisch wäre für uns ein Paired Board, wie z.B. 55K gegen eines Spieler. Die Wahrscheinlichkeit, dass er mit einem kleinen Connector unseren Preflop Raise bezahlt hat (45, 56) ist eher unwahrscheinlich und wir werden ihn auf AK,KQ,KJ,KT setzen. In diesem Fall behalten wir zu 90% die Oberhand.
Ausnahmen:
Ausnahme1: Es wird gerade der Bubble ausgespielt und vor Euch gibt es massive Action, wie z.B. 3 All-In Pushes. In diesem Fall würden wir zwar auch in Führung liegen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Spieler eliminiert und wir in die Geldränge kommen ist einfach zu hoch und das weglegen der AA gerechtfertigt.
Ausnahme2: Bei 4 Preflop All-in Pushern und der Annahme, dass alle ein Paar auf der Hand haben, haben wir nur mehr eine Gewinnerwartung von ca. 43%. Etwas optimistischer betrachtet mit 2 vermuteten Paaren und AK+KQ haben wir eine Gewinnerwartung von ca. 53%, sozusagen eine Coinflip Situation gegen den restlichen Tisch. In diesem Fall kommt es darauf an, ob Ihr diese Situation eingehen wollt bzw. wie der Read auf die Gegner ist. (Exkurs: Diese Gewinnwahrscheinlichkeit von 53% entspricht in etwa der Coinflip Situation wenn Ihr mit 22 gegen eine Random Hand ins Rennen zieht!)
Gegen chronische AK und KQ bzw. KJ All in Pusher und einem Paar haben wir eine 61% Gewinnchance.
Resümee:
- Bekommen wir AA, dann sehen wir zu, dass wir die Gegneranzahl mit einem Preflop Raise minimieren auf einen, maximal 2 Gegner. Sollten wir auf massive Gegenwehr treffen wie einen Reraise oder einen All-In Push müssen wir auf jeden Fall bezahlen.
- Wichtig: Postflop ist das Board das Maß aller Dinge und gegen einen Gegner ist es wichtig, dessen Hand Range oder die wichtigsten Handranges generell, in etwa im Kopf zu haben. Am Tisch habt Ihr leider meistens nicht die Zeit um mit Pokerstove zu experimentieren.
- Ein hoher Flop wie KJT birgt die Gefahr in sich, dass der Gegner 2 Pair gefloppt hat, bzw. mit AQ die Straight. Was aber kein Grund ist ängstlich zu werden und die Asse instant zu folden. In diesem Fall liegt es wieder an Euch, welche Hand Range Ihr dem Gegner gebt. Im Zweifel ist es hier zulässig die AA wegzulegen wenn der Gegner zu aggressiv den Flop anspielt oder All-In pusht.
- Niedrige paird Boards, im Heads Up mit den AA, sind unsere Freunde.
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