Am Flop lässt sich noch nach einem einfachen Rezept spielen, wenn wir vor dem Flop der Aggressor waren und erhöht haben. Wir machen eine Continuation Bet oder checken, wenn wir den Flop verfehlt haben und die Situation (un)günstig erscheint, oder wir machen eine Value Bet um Geld in die Mitte zu bekommen. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist Turn und River schwieriger und nicht nach einem bestimmten Muster zu spielen. Ich möchte hier ein paar Konzepte vorstellen und diese mit Beispielen verdeutlichen.
Führen wir erstmal unsere bisherige Linie fort. Da wir grundsätzlich tight-aggressiv spielen, erhöhen wir meist vor dem Flop und behalten diese aggressive Linie auch bei. Nehmen wir jetzt einmal an, dass wir den Flop aber verfehlen, eine Continuation Bet machen, von einem Gegner gecallt werden und am Turn wieder keine Hilfe bekommen. Dieser Fall tritt sehr häufig ein und viele Spieler neigen einfach dazu zu checken und die Hand aufzugeben. Meist lässt sich aber der Gegner erst am Turn mit einer zweiten Erhöhung ausschalten!
Da wir nicht die einzigen sind, die eine Continuation Bet im Repertoire haben, wissen unsere Gegner, dass der Einsatz am Flop mehr oder weniger Pflicht und damit zu erwarten ist, unabhängig davon ob uns der Flop geholfen hat oder nicht. Unser(e) Gegner machen daher am Flop häufig loose Calls mit der Begründung, dass dies nur eine Continuation Bet ist und wir ja sowieso nichts haben. Mit einem Check am Turn geben wir die Hand auf und können einen Einsatz entweder an Turn, wenn wir out of Position sind, oder am River, wenn wir Position haben nicht callen. Ein Check am Turn nach einer C-Bet ist für einen aggressiven Gegner eine Einladung den Pot zu stehlen. Nichtsdestotrotz ist es manchmal einfach besser den Pot aufzugeben. Das ist der Fall, wenn die Turnkarte dem Gegner geholfen haben kann, uns nichts gebracht hat und wir kaum Siegchancen haben.
Das ganze ist zu komplex und umfangreich um einfache Tipps zu geben. Es gehört viel Erfahrung dazu und das Hand-Reading ist hier sehr wichtig. Man braucht Betting-Patterns des Gegners um ihn gut einschätzen und entscheiden zu können, ob ein weiterer Einsatz Erfolgsaussichten hat. Ein gutes Beispiel hierfür ist der notorische Check-Raiser, der out of Position ist und auf eine C-Bet vom Preflopaggressor wartet. Er checkt grundsätzlich um dann sofort raisen zu können, wenn ihm der Flop geholfen hat. Callt so ein Gegner unsere Continuation Bet ist es gut möglich, dass er auf einem Draw sitzt, oder eine Monsterhand hat.
Nach einer C-Bet sollte man sich am Turn folgende Fragen stellen:
1. Hat dieser Spieler den Flop getroffen, oder callt er aus dem Grund „weil wir auch nichts haben“?
Wenn wahrscheinlich letzteres der Fall ist, -und das ergibt sich aus Floptextur, Spielertyp, Tells, bisherigem Spiel- dann macht ein Einsatz am Turn Sinn.
Ist wohl ersteres der Fall, so sollte mit Frage 3 fortgefahren werden.
2. Hat die Turn Karte dem Gegner geholfen?
Ist dies wahrscheinlich der Fall, so ergibt ein Einsatz nur Sinn, wenn Frage 3 zutreffend ist.
3. Kann ich meinen Gegner dazu bringen die bessere Hand zu folden?
Floppt unser Gegner ein mittleres Pärchen, callt unsere C-Bet, checkt am Turn, so hat ein weiterer Einsatz -natürlich ebenfalls abhängig vom Spielertyp- eine gute Chance den Pot zu gewinnen.
Am River ist alles noch ein Stück komplizierter, so dass wir das auf zwei kleine Fragen vereinfachen:
1. Gibt es bessere Hände, die wir mit einem Einsatz zum folden bringen?
2. Gibt es schwächere Hände, die unseren Einsatz callen können?
Wenn es darum geht einen Einsatz am River zu callen, sollte man sich folgende zwei Fragen stellen:
1. Gibt es genug Hände mit denen er diesen Einsatz macht und gegen die wir gewinnen?
2. Können wir mit einer Erhöhung die oben genannten Ziele erfüllen (Callen einer schwächeren, Folden einer stärkeren Hand?)
Beim Spiel vor dem Flop gibt es simple mathematische und spieltheoretische Aspekte und demnach leicht zu erklärende gute oder schlechte Entscheidungen. Postflop wird alles aber viel komplizierter und das beste Spiel hängt von sehr vielen Faktoren ab. Um diese abschätzen zu können und auch nach dem Flop gut zu spielen, ist es notwendig viele Bücher zu lesen und natürlich selbst zu spielen. Wichtig ist es auch sich mit anderen Spielern auszutauschen und über jeweilige Hände zu diskutieren. Mit diesen hier dargestellten Konzepten habt ihr aber eine gute Richtlinie woran ihr eure Entscheidungen orientieren sollt.
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