Das SPR Modell ist etwas relativ neues, bringt aber bereits bekannte Konzepte unter einen Hut. Es wurde zum ersten Mal in Ed Millers “Professional No-Limit Hold’em” zu Papier gebracht. Viele wissen, dass man mit kleinen Paaren vor dem Flop möglichst wenig Geld investieren sollte und die Stacks möglichst groß sein sollen. Damit erhält man einfach die richtigen Implied Odds um diese Hände zu spielen. Das SPR Modell macht diesen Gedankengang anschaulicher.
SPR bedeutet Stack-to-Pot Ratio, also das Verhältnis zwischen den Stacks und dem Pot. Es ist nur für den Prefloppot interessant und gibt eine einfache Zahl an. Liegen nach der abgeschlossenen Setzrunde vor dem Flop 1 € im Pot und du hast einen Stack von 10 €, dann ist das SPR 10. Sind 50 Cent im Pot und du spielst mit einem Stack von 2 €, dann ist das SPR 4.
Das sagt jetzt noch nicht sonderlich viel, wenn man nicht weiß was es zu bedeuten hat. Im Prinzip geht es nur um die verbleibenden Setzrunden nach dem Flop. Je niedriger das SPR, desto schneller ist man allin. Je höher das SPR desto langsamer und desto größer sind die Implied Odds.
Gewisse Handgruppen bevorzugen diverse SPRs. So wurde eingangs bereits erwähnt, dass kleine Paare und auch Suited Connectors, besser gesagt klare Drawing Hands einen kleinen Pot und große Stacks bevorzugen. Also brauchen sie ein hohes SPR. Angenommen du möchtest 44 gegen einen Raise spielen, bist aber Shortstack, vor dem Flop liegen 2 € im Pot und du hast nur 5 € übrig, so ist das SPR viel zu klein für eine solche Drawing Hand. Wenn du das Set triffst, kannst du nicht genügend Geld machen um dieses Spiel profitabel zu machen. Umgekehrt kannst du mit 44 einen Raise callen wenn die Stacks groß genug sind. Spielst du mit 10 Euro auf NL10, kannst du ohne Probleme 40 Cent callen um zu versuchen das Set zu treffen. Das SPR läge dann vielleicht bei 10, was für ein kleines Paar noch völlig in Ordnung ist.
Bisher haben wir nach potentiellen Monsterhänden wie Sets, Straights und Flushs Ausschau gehalten. Was ist aber mit den üblichen Händen wie AK, QJ, KK, usw? Das sind sogenannte One-Pair Hände, also Hände mit denen man aller Wahrscheinlichkeit nach ein Pärchen floppt. KK ist eine typische One-Pair Hand, zu 90 % sitzt man mit einem Overpair am Flop. Auch diese Hände bevorzugen ein gewisses SPR und zwar ein niedriges. Grund hierfür ist eine altbewährte Cash Game Regel: „Kleine Hand, kleiner Pot – Große Hand, großer Pot!“. One-Pair Hände sind keine großen Hände und suchen daher auch nicht nach dem großen Pot. Wenn du mit AA und einem SPR von 15 den Flop siehst, und das ganze Geld in die Mitte wandern soll, ziehst du höchstwahrscheinlich den Kürzeren und läufst in ein Set, Two Pair oder sonst etwas was das eine Paar schlagen kann. Je kleiner das SPR mit diesen Händen desto besser und desto leichter lässt sich nach dem Flop weiterspielen. Mit AA und einem SPR von 3 hat man eine ganz einfache Entscheidung, nämlich am besten am Flop, oder spätestens am Turn allin zu sein.
Die Herstellung des gewünschten SPRs ist mit etwas Übung nicht allzu schwer. Glücklicherweise ist das Konzept auch relativ einfach, so dass man kein Mathegenie sein muss. Sobald du deine Hand siehst, solltest du in etwa wissen wie das gewünschte SPR aussehen soll. Danach musst du das Spiel vor dem Flop richten. Wenn du mit KK im Big Blind bist und siehst einen Raiser aus früher und einen Caller aus später Position und mit einem Call wäre das SPR 12, dann ist es definitiv richtig zu reraisen anstatt langsam zu spielen. Ein SPR in dieser Höhe ist für eine One-Pair Hand ganz tückisch. Mit einem Reraise wird das SPR deutlich gesenkt und das Spiel nach dem Flop wird wesentlich einfacher. Gleiches gilt natürlich für Drawing Hände wie 87 oder 22. Müsste man einen Raise callen und würde in einem niedrigen SPR landen ist es besser einfach zu folden. Ein Reraise macht mit solchen Händen natürlich wenig Sinn, da man automatisch das SPR senkt obwohl man es hoch halten möchte.
In der Raisehöhe besteht natürlich auch viel Spielraum. In der Regel hat man die Möglichkeit zwischen 2 und 6 BB zu erhöhen, alles darüber wäre schon zu seltsam. Es macht natürlich einen großen Unterschied ob man auf 6 oder nur 2 BB erhöht, das SPR wäre dreimal größer oder kleiner.
Das SPR Modell ist gerade für Einsteiger und leicht Fortgeschrittene sehr sinnvoll und sollte immer im Hinterkopf behalten werden. Gerade Anfänger machen häufig den Fehler mit falschen SPRs zu spielen. Sie sitzen oft mit einem Overpair am Flop, halten es für eine superstarke Hand, können erst am River allin gehen und sehen dann, dass sie schon lange geschlagen sind. Oder sie callen einen viel zu hohen Raise mit einem kleinen Paar, freuen sich, dass sie ihr Set treffen, können aber danach nicht ausreichend Geld machen. Diese groben Fehler lassen sich mithilfe des SPR Modells vermeiden.
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