Beim Artikel über Preflop-Hand-Ranges haben wir gesehen wie kompliziert eine genaue Analyse sein kann. Mit einer einfachen Formel lässt sich aber alles ohne Probleme in wenigen Sekunden im Kopf ausrechnen ohne dass das Ergebnis stark verfälscht wäre. Auch nach dem Flop ist die Aufgabe keine leichte, aber es ist so wichtig zu wissen wie man gegen eine Hand-Range dasteht. Deswegen steigen wir gleich voll ein!
Kleine Hand-Ranges
Ein Spieler erhöht vor dem Flop mit [AA, KK, QQ und AK]. Der Flop kommt T92, wir haben T8 und möchten gerne wissen welche Equity wir haben.
Es hilft dasselbe Prinzip wie im Preflopartikel. Pocketpaare sind deutlich unwahrscheinlicher als ungepaarte Hände wie in diesem Fall entweder AKs oder AKo.
Nun heisst es wieder Gruppen zu bilden und zu analysieren wie sich unser Top Pair gegen die jeweilige Gruppe schlägt:
AA, KK und QQ sind drei Drittel-Hände, insgesamt also eine Hand. Gegen diese Hände haben wir etwa 5 Outs (ohne Backdoor- und Redraws) und nach der 2-4-Regel 20 % Equity.
AK ist eine Hand gegen die wir 100 – (6 x 4) 76 %-iger Favorit sind.
Unsere Equity sieht demnach wie folgt aus:
0,5 x 0,2 + 0,5 x 0,76 = 0,48, sprich 48 % (Pokerstove: 47,199 %)
Outs festlegen
Das ganze ist schonmal recht genau und auch leicht nachzuvollziehen. Sogar mit der recht ungenauen 2-4-Regel ist das Ergebnis sehr gut. Das Problem ist allerdings die Anzahl der Outs festzulegen. Beim obigen Beispiel war der Flop rainbow und unsere Hand offsuited. Demnach gab es keine Flushmöglichkeiten. Wenn der Flop allerdings suited ist und in drei Farben auftaucht, so können wir auch mit offsuit-Karten einen Flushdraw haben. Allerdings kann der Gegner auch einen Flushdraw, oder sogar schon einen Made Flush haben woraufhin wir fast drawen dead sind!
Hier gilt es seine Outs möglichst gut einzuschätzen. Dieser Artikel über Outs hilft hier sicherlich weiter.
Breitere Hand-Ranges
Je mehr mögliche Hände es gibt, desto mehr Gruppen gibt es gegen die die eigene Hand antreten muss. T8 aus dem obigen Beispiel hatte 48 % Equity gegen eine sehr kleine Hand-Range. Wie sieht diese aber gegen eine Palette von [AA – 88, AK – AT und KQ] aus?
Gruppe 1:
(Wir erweitern den Faktor der Einfachheit halber mit 3)
AA – JJ sind insgesamt 4 Hände. T8 hat 5 Outs und 20 % Equity.
TT und 99 ist eine 2-Hand und T8 hat etwa 5 % Equity.
88 hat 1 Out, ist eine einzige Hand gegen die wir 95 % Equity haben.
AK, AQ, AJ, haben 6 Outs, sind insgesamt 9 Hände und wir haben 76 % Equity.
KQ hat 6 + 4 = 10 Outs und wir haben 60 % Equity.
AT dominiert unseren Kicker, wir haben 4 Outs und damit 16 % Equity (Backdoorstraight)
Zusammengefasst gibt es 22 Hände:
4/22 x 0,2 + 2/22 x 0,5 + 1/22 x 0,95 + 9/22 x 0,76 + 3/22 x 0,6 + 3/22 x 0,12 = 53,4 % (Pokerstove: 54,112 %)
Wie gewohnt sehr genau, aber mindestens genauso kompliziert.
Das System das dahintersteckt sollte aber recht leicht zu verstehen sein. Das schwierige ist wirklich eine solche Rechnung mal kurz am Tisch durchzuführen.
Die „einfache“ Lösung …
Leider ist die Sache nicht so einfach wie bei unserer Preflopregel. Die eigene Equity lässt sich aber wie bereits oben erläutert errechnen. Für diejenigen, denen das zu kompliziert ist, können weniger genau vorgehen, müssen aber mit unpräzisen Ergebnissen zurecht kommen.
Vereinfacht werden die Hände in drei Gruppen eingeteilt: 2:1 Favorit, 1:1 und 2:1 Underdog. Um den Rechenprozess so einfach wie möglich zu machen: 0,7, 0,5, 0,3. Anschließend werden genau drei Gruppen gefunden. Jede Gruppe enthält eine bestimmte Anzahl an Händen, die wiederum einen Anteil an allen möglichen Händen haben. Ist die Hand-Range z.B. [AA – 88, AK – AT und KQ] bei einem Flop von T92 gegen unser T8, so gibt es insgesamt 12 mögliche Hände. 3 Gruppen dürfen höchstens gefunden werden: 1 Gruppe, gegen die wir 0,7-Favorit, 1 Gruppe gegen die wir 0,5-Favorit und eine gegen die wir 0,3-Favorit sind.
Gruppe 1: 5 Hände (88, AK, AQ, AJ, KQ)
Gruppe 2: entfällt
Gruppe 3: 7 Hände (AA, KK, QQ, JJ, TT, 99 und AT)
Nun muss die Anzahl der Hände von 12 auf 100 erweitert werden. Der Faktor ist ganz grob gesagt 8. Die Anzahl der Hände der jeweiligen Gruppen multiplizieren wir nun mit 8 und kommen auf:
Gruppe 1: 40, Gruppe 2: 60 (gerundet)
Jetzt ist es wirklich nur noch ein kleiner Schritt:
0,4 x 0,7 + 0,6 x 0,3 = 0,46 oder 46 % (Pokerstove 53,897 %)
Ein weiteres Beispiel:
[AA – TT, AK, AQ] gegen AQ bei einem Flop von AK2:
Insgesamt 7 Hände.
Gruppe 1: 3
Gruppe 2: 1
Gruppe 3: 3
3 x 14 = 42
1 x 14 = 14
3 x 14 = 42
0,4 x 0,7 + 0,15 x 0,5 + 0,4 x 0,3 = 48 % (Pokerstove 54,706 %)
… auch eine gute Lösung?
Wie jeder sehen kann, sind diese Ergebnisse sehr ungenau. Was wir dadurch jetzt wissen ist, dass es sich etwa um eine 50-50-Situation handelt. Dieser Weg sollte denjenigen helfen, die überhaupt keine Ahnung haben wie ihre Hand gegen die jeweilige Hand-Range aussieht.
Leider ist alles zu komplex um Richtlinien vorzugeben. Die Gewinnchancen sind eben mathematisch und das lässt sich nicht einfach mit ein paar Daumenregeln bewerkstelligen!
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