Fragt man einen Pokerspieler nach seiner Lieblingshand, wird ein Großteil sagen: Jack-Ten suited, bevorzugt in Pik. Gut sieht diese Hand ehrlich gesagt schon aus. Ist das vielleicht der Grund warum viele glauben JT aus allen möglichen Positionen und unter allen Umständen spielen zu müssen?
Um marginale Hände wie Jack Ten gut spielen zu können ist einiges an Erfahrung notwendig. Wir empfehlen sich diese Erfahrung nicht selbst anzueignen sondern von der Erfahrung anderer zu lernen. So zum Beispiel mit Live Coachings auf PokerStrategy. Dort lernst du am einfachsten mit solchen Händen umzugehen. Klicke hier um zu den Coachings auf PokerStrategy zu gelangen!
Immerhin ein Connector
Jack-Ten gehört zu den Connectors, im Falle von zwei gleichen Farben natürlich zu den Suited Connectors. Nur was bringt diese Konnektivität, etwa eine Strasse? In manchen Fällen natürlich schon, aber selbstverständlich nicht immer. Kurz gesagt ist die Wahrscheinlichkeit eine Straight zu basteln genauso hoch wie bei allen anderen Connectors, allerdings immer noch sehr gering. Die Odds eine Strasse zu floppen sind 76:1 und liegen damit bei 1,3 %. Hört sich wenig an und genau das ist es auch. Wer diese Hand nur spielt weil er glaubt damit großartige Chancen auf eine Strasse zu haben, muss wirklich sehr, sehr viel Geld machen, wenn er denn tatsächlich die Straight trifft. Häufig ist das nämlich genau nicht der Fall.
Der aufmerksame Leser mag jetzt denken, dass man nicht nur mit Strassen gewinnen kann. Das ist richtig, aber auch hier hat Jack-Ten so manche Schwierigkeiten…
Problem der Dominierung
Es gibt in einer No Limit Hold’em Partie kaum etwas schlimmeres als in einem dicken Pot dominiert zu sein. Egal ob man mit AQ das Ass am Flop trifft und einige Chips an AK abtreten muss, oder ob es sich um eine Allin-Situation gegen Ende eines Pokerturniers handelt, wo man mit 97 in Q9 läuft.
Die Dominierung ist deshalb so bitter, weil man in Hold’em klarer Underdog sein kann, auch wenn die eigene Hand keine schlechte ist. So gewinnt man sogar mit 72 deutlich öfter gegen AK, als mit AQ, obwohl letzteres keine ganz schwache Hand ist.
Mit JT sind die Gefahren der Dominierung jedenfalls sehr groß. Callt man damit einen Raise -aus welchen Gründen auch immer- aus mittlerer Position, so sind Hände, die JT dominieren in der Hand-Range des Gegners: AJ, AT, KJ, KT, QJ, QT, sowie JJ und TT „crushen“ JT sozusagen. Selbst wenn man also das Top Pair floppt, kann man sich nicht sicher sein in Führung zu liegen. Im Gegenteil: Gegen die dominierenden Hände ist man sogar ganz deutlicher Underdog!
In einem günstigen Multiway-Pot ist man mit JT schon gut aufgehoben, allerdings müssen die Anforderungen aufgrund der vielen Gegner stark hochgeschraubt werden. Ein einziges Paar ist keine Hand um einen großen Pot zu spielen. Wenn in diesem Fall viele Chips in die Mitte wandern, so wird JT wohl recht sicher den Kürzeren ziehen. Jack-Ten ist natürlich eine spielbare Hand, allerdings muss man wissen in welchen Situationen.
Aberglaube fehl am Platz
Da Poker ein mathematisches Spiel ist, haben Aberglaube und irrationale Denkweisen im allgemeinen gar nichts verloren. Dennoch sind einige abergläubisch, sogar Top Profis. So wollte weder Sammy Farha, noch Patrik Antonius die Hand in einer Allin Situation bei High Stakes Poker umdrehen, weil sie fest daran geglaubt haben, dass dies Unglück bringt.
Manche Spieler, wie zum Beispiel der Gewinner des WSOP Main Events 2004 Greg Raymer a.k.a Fossilman tragen sogar bei allen Pokerturnieren bestimmte Gegenstände mit sich, weil sie von deren positivem Einfluss überzeugt sind. Auch Johnny Chan platziert immer eine Orange an seinen Platz.
Jack-Ten scheint eine dieser Hände zu sein, die gerne auch als Glückshand bezeichnet wird. Meine persönliche „Favourite Hand“ ist zum Beispiel T8 in Spades oder Karo. In wichtigen Situationen gehe ich mit dieser Hand genauso um wie man es tun sollte, jedoch werfe ich sie ungerne weg und glaube daran irgendwie etwas interessantes zu treffen, eventuell sogar einen Straight Flush!?!
Es ist ok eine favorisierte Hand zu haben solange man weiß wie man mit ihr in den entscheidenden Situationen umzugehen hat.
Selektive Wahrnehmung
Grund für das Favorisieren bestimmter Hände ist meist eine verzerrte Sicht der Dinge. Sehr viele Menschen „leiden“ an selektiver Wahrnehmung. Sie beobachten Dinge nicht objektiv, sondern formen sich manches so zurecht wie sie es brauchen. Floppen sie mit 54s einmal einen Straight Flush, so werden sie sich wohl lange an dieses Ereignis erinnern. Was sie aber schnell vergessen sind all die tausend male an denen sie eben keinen Straight Flush gefloppt haben.
Genauso mit der Lieblingshand: Ein recht schwacher Spieler, den ich einmal kennengelernt habe, hatte Q6 zur favorisierten Hand erklärt. Er war der festen Überzeugung, dass er mit dieser Hand noch nie verloren hätte und wenn er sie doch einmal gefoldet hat, so wäre sie plötzlich irgendwie zur Siegerhand geworden. Mir erschloss sich jedoch nicht ganz warum er sie überhaupt gefoldet hat, wenn er doch immer damit gewinnen würde. Logik ist aber bei diesen Menschen häufig Fehl am Platz…
Fazit
Jack-Ten ist eine mittelmäßige Hand, die in vielen Situationen durchaus spielbar ist. Vorsicht ist geboten von dominierenden Händen, dem Überschätzen der Straightchanchen, sowie dem Verlieben in diese bestimmte Hand, was dazu führt sie zu überspielen bzw. überhaupt zu spielen.
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