Darunter versteht man ein Image aufzubauen um später einen Vorteil zu erlangen. Ein ganz einfaches Beispiel ist es anfangs in einem Pokerturnier sehr tight zu spielen um später, wenn die Blinds größer sind, mehr Respekt zu bekommen und häufig mit einem Stehlversuch davon zu kommen.
Das ist die geläufigste Image-Ausbeutung, die auch weitreichend bekannt sein sollte. Allerdings gibt es noch sehr viel mehr und das möchte ich hier vorstellen.
Loosy-Goosy
Hierbei handelt es sich um einen gegenteiligen Ansatz, der aber weniger bei Pokerturnieren funktioniert, sondern eher in tiefen No Limit Cash Games. Der Sinn dahinter ist der wie ein Maniac zu spielen, wenn die Kosten hierfür gering sind. Hat man das geeignete Image aufgebaut und bekommt endlich eine Monsterhand, so erhält man hierfür keinen Respekt und wird gut ausbezahlt.
Mit der Loosy-Goosy-Methode verliert man einige kleine Pots, gewinnt aber dafür den ein oder anderen großen, den man ansonsten nicht gewonnen hätte. So kann man Preflop unglaublich loose spielen, so dass der Gegner eine sehr breite Hand-Range ansetzt. Findet man die entsprechende Hand, ist unsere Hand-Range so breit und es ist möglich, dass wir alles mögliche haben.
Das Loosy-Goosy Image geht mit einem loose-aggressivem Spielstil einher. Dieser ist nicht leicht zu erlernen, bringt aber viele Vorteile. Am besten kannst du den loose-aggressiven Stil auf PokerStrategy erlernen indem du hunderte von Coaching Videos und Live Coachings anschaust. Hier gelangst du zu PokerStrategy – der größten Pokerschule der Welt!
Hierzu ein kleines Beispiel:
Goose Hinson (frei erfundener Name!) hat bisher mit jeder zweiten Hand vor dem Flop erhöht und bekommt nun AKs. Er erhöht wieder und wird vom Button gecallt. Der Flop kommt A28 und Goose macht eine Continuation Bet. Sein Gegner raised, Goose pusht allin, wird gecallt und sein Gegner zeigt AQ. Goose gewinnt einen dicken Pot!
Goose hat mit seinem wilden Gespiele in früheren Händen einen, nach der FToP großen Fehler induziert. Seine Hand-Range war so breit, dass ihn sein Gegner dominieren konnte (AJ, AT…).
Die Spielweise von Goose ist schwierig und ich würde sie keinem Einsteiger empfehlen. Man verliert viele kleine Pots, muss aber die beste Hand haben, wenn das dicke Geld in die Mitte wandert.
Mit jeder zweiten Hand vor dem Flop zu erhöhen mag für viele unglaublich loose klingen, aber gute Spieler wie unser Goose Hinson können auch nach dem Flop mit schlechteren Händen gewinnen und wer sagt, dass 97s nicht einmal AK schlagen kann? Das schöne an diesem loosen Preflopspiel, wenn man gut nach dem Flop manövrieren kann ist, dass man nur geringfügige Fehler macht. So ist 97s gegen AK kein schlimmer Underdog (knapp 6:4)!
Kill-Bill
Das Kill-Bill-Image wird unter anderem von Phil Hellmuth (offensichtlich) erfolgreich praktiziert. Sinn dahinter ist es ein weak-tightes Image aufzubauen und den Gegnern das Gefühl zu geben, dass sie Bill immer aus jedem Pot drängen könnten! Es wird ganz einfach aufgebaut:
Am Anfang eines Turniers sind die Blinds niedrig und kleine Fehler kosten demnach wenig Chips. Wie oben Goose, so kann sich auch Bill kleine Fehler erlauben um größere zu induzieren.
Ganz kleines Beispiel:
Bill hat 30 Hände nur gefoldet und findet AQ in früher Position, er raised und wird vom Cut-Off gecallt. Der Flop kommt AT2 und Bill macht eine Continuation Bet. Der Cut-Off raised und Bill überlegt lange. Schließlich foldet er AQ mit den Bildern nach oben und sagt: „Queen Kicker no good!“ Sein Gegner (evtl. Goose) sieht diesen grandiosen Laydown und notiert sich im Hinterkopf: „Weak-tighter Fisch, der Top Pair, second Kicker schon nach einem Raise foldet. In Zukunft Druck ausüben und aus dem Pot drängen.“
Notiz von Bill:
„Aggressiver Maniac, der in Zukunft glaubt mich aus dem Pot bluffen zu können!“
Falsch gedacht, denn genau das wird Bill nicht mit sich machen lassen.
Mit zwei recht beeindruckenden Händen zeigt Phil beim WSOP Main Event von 2005 wie er diese Taktik beherrscht und ihm (eigentlich) viele Chips einbringt.
Phil sitzt in mittlerer Position, findet AKo und macht eine Standarderhöhung. Paul Magriel folded und Frank Passantino macht eine Minimumerhöhung. Die beiden Blinds folden und Hellmuth callt.
Phil checkt „in the dark“, der Flop kommt 44A und Passantino checkt nach ihm. Am Turn kommt eine Dame, Hellmuth checkt und Passantino setzt 10 000, eine deutliche Overbet. Phil sammelt ein paar Tells und wirft seine Hand weg. Allerdings nicht einfach so, sondern zeigt sie auch noch. Frank tut ihm den Gefallen und präsentiert ihm zwei Asse, woraufhin Hellmuth ganz stolz proklamiert: „I can dodge bullets, baby!“
Zwar scheint Phil wirklich einen guten Read gehabt zu haben, aber dieser Fold hat auch den Effekt, dass er nun genau das Image hat, das er haben möchte: nämlich ein weak-tightes. Seine Gegner sollen denken, dass sie einfach nur setzen müssen und er folded selbst verdammt starke Hände! Wie er in einem Interview einmal erklärte: „I throw away all those hands to let them think they could move in on me!“
Mit diesem Lay-Down bewirkt er nämlich genau das, wie sich gleich herausstellen wird:
Ein Spieler raised aus dem Small Blind nachdem alle gefoldet haben und Phil reraised mit AKo. Daraufhin pusht der ursprüngliche Raiser allin, Phil Hellmuth freut sich wie ein Schnitzel und callt in einer Nanosekunde. Sein Kontrahent, Pitman zeigt KJs (!). Nachdem der Jack aber auf dem River auftaucht ist Phil gecrippelt und hält eine seiner weltberühmten Reden: „This guy can’t even spell the word poker!“
Phil hat sein Ziel erreicht, nämlich den Eindruck zu machen immer und zu jederzeit aus der Hand zu bluffen zu sein. Sein Gegner sah auch hier wieder eine Gelegenheit. Mit KJs bin ich mir zumindest sicher, dass das kein Value-Allin war und er definitiv keinen Call sehen wollte …
Imageaufbau mit Betting Patterns
Betting Patterns sind ein wichtiger Schlüssel zum gegnerischern Spiel. Neben den Tells sind sie der Hauptbestandteil von Hand-Reading. Wenn man Informationen preis gibt, können das auch irreführende sein. Solange man sich dessen bewusst ist und weiß wie die Gegner diese Informationen aufnehmen, ist es kein großes Problem sie in die Irre zu führen.
Man variiert nicht seine Betting Patterns um unlesbar zu sein, sondern zeigt offensichtliche Betting Patterns um in späteren Händen ordentlichen Profit zu schlagen.
Grundsätzlich gibt es zwei Ausrichtungen: Big Bet und Small Bet.
Big Bet Pattern
Wie der Name schon sagt werden große Einsätze, etwa in Potgröße getätigt. Und zwar ganz gezielt bei Bluffs. Wenn man z.B. vor dem Flop erhöht, eine Continuation Bet am Flop macht, am Turn checkt, am River eine pot sized Bet mit Ace high macht und gecallt wird, so fliegt der Bluff auf und jeder aufmerksame Spieler notiert sich dieses Pattern als Bluff.
In den nächsten Händen ist es möglich mit entsprechend starken Händen solche hohen Einsätze zu tätigen und es ist wahrscheinlicher, dass diese hohen Value Bets tatsächlich ausbezahlt werden.
Vor allem in Turnieren kann das Big Bet Pattern sehr profitabel sein. Der oder die pot sized Bluffs zu Beginn, werden bei sehr niedrigen Levels gemacht, so dass nur ein kleiner Bruchteil des Stacks verschlungen wird. Außerdem kann der Big Bet Bluff auch Erfolg haben, der Gegner passt und bei Herzeigen der Hand, notiert sich jeder aufmerksame Spieler dieses Pattern, was später wieder ausgenutzt werden kann.
Small Bet Pattern
Das Pendant zum Big Bet Pattern hat einen komplett anderen Ansatz. Kurz gesagt setzt man ein Suck Bet Pattern auf, macht also sehr kleine Einsätze mit sehr starken Händen um in späteren Runden höchst profitable Bluffs starten zu können.
Zum Beispiel floppen Sie zu Beginn des Turnieres einen Flush und machen an Flop, Turn und River sehr kleine Einsätze unter dem halben Pot. Sie werden gecallt und zeigen die Nuts. Hier notiert sich wieder jede gute Spieler wie Sie die Hand gespielt haben und, dass Sie ständig solche Suck Bets gemacht haben um möglichst ausbezahlt zu werden.
Im weiteren Verlauf des Turnieres, wenn die Blinds ansteigen und die Pots größer werden, haben Sie nun die Möglichkeit ganz günstige Bluffs zu starten und das Small Bet Pattern auszunutzen. Sie können mit kleinen Continuation Bets bei gefährlichen Flops eine Monsterhand repräsentieren, oder auch nur am River einen kleinen Einsatz und damit einen billigen Versuch den Pot zu stehlen tätigen.
Es ist aber Vorsicht geboten: Sehr gute Spieler haben ständig die Pot Odds im Hinterkopf. Selbst wenn sie glauben geschlagen zu sein, aber 8:1 Pot Odds am River bekommen, so callen sie aus dem Grund weil nur eine geringe Wahrscheinlichkeit bestehen muss, dass Sie dieses Mal bluffen, und aus Informationsgründen um die Hand zu sehen.
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