Mit den Starthänden wählt man sozusagen das Gleis auf dem man fahren möchte. Schwache Hände fahren schon von Anfang an auf einem Gleis, das entweder frühzeitig endet, oder auf eine Schlucht führt. Starke Hände erreichen viel häufiger ihr Ziel und sorgen nur in seltenen Fällen nach dem Flop für Probleme.
Als erster im Pot
Wenn man unmittelbar neben dem Big Blind sitzt, oder alle bisherigen Spieler gefoldet haben, so bezeichnet man diese Situation als „erster im Pot“, oder auch als „First in Vigorish“. In diesem Fall haben bisher nur die beiden Blinds einen Chip gesetzt, während alle anderen noch gar nichts riskiert haben.
Es ist schön als erster dem Pot beizutreten, weil bisher noch niemand Stärke gezeigt hat und man die Blinds vielleicht ohne Widerstand einsammeln kann. Damit das gelingt, sollte aber ein Raise folgen, was mit den meisten Händen auch ganz richtig ist. Ein Call mit bestimmten Händen ist aber in manchen Situationen auch nicht verkehrt.
Early Position
Die frühe Position (auch mit EP abgekürzt) sind die ersten drei Sitze neben dem Big Blind an einem vollen Zehner Tisch. Im Artikel Die Positionen findest du eine gute Übersicht um diesem Artikel folgen zu können.
Die Starthände in dieser Position müssen sehr stark sein und das aus zwei Gründen. Erstens haben etwa drei Viertel der Spieler noch nicht agiert und wir wissen nichts über deren Hände und zweitens ist die Position nach dem Flop ungünstig. Callt z.B. ein Spieler am Button, so sitzt der Spieler aus früher Position out of Position und muss Postflop als erster agieren. Ein häufig unterschätzter Nachteil!
Trotzdem darf man Hände spielen, wenngleich wirklich nicht viele:
AA – TT
AK – AQ
Mit dem Rest sollten sich Anfänger nicht mit einem Raise herumquälen. Diese Hände müssen erhöht werden (Standardraise von 3 – 4 BB), schwächere Hände wie AT oder 66 sollten hingegen anders gespielt werden. Wichtig ist es anfangs Problemhänden wie AJ, KQ usw. aus dem Weg zu gehen. Vor allem in Situationen, die man noch nicht richtig einschätzen kann (in diesem Fall die frühe Position). Viele werden an dieser Stelle aufschreien und sich fragen wie man nur AJ allen Ernstes nicht erhöhen kann. Wer schon mehrmals einen großen Pot gegen AK oder AQ verloren hat, der wird aber Einsicht haben und dies nachvollziehen können.
Ein wichtiger Punkt beim Pokern ist es Problemsituationen aus dem Weg zu gehen, wenn die Auszahlung nicht im richtigen Verhältnis zum möglichen Gewinn steht. Genau das ist bei diesen marginalen Händen der Fall und deshalb sollte man sie sehr vorsichtig spielen.
Mit den oben erwähnten Premiumhänden solltest du also strikt erhöhen. Etwas schwächere Hände können noch mit einem einfachen Call gespielt werden:
AJ, AT und KQ
99 – 66
Middle Position
In der mittleren Position (auch MP genannt) sind schon deutlich mehr Hände spielbar. Folgende mit einem Raise:
AA – 66
AK – A9
KQ
Ein Call wäre mit folgenden Händen zu empfehlen:
55, 44
A8, A7
KJ, QJ
sowie gute suited Connectors wie JT, 87, 98.
65 und weniger sind zu schwach und sollten gefoldet werden.
Late Position
In der Late Position (LP) ist die Palette der zu spielenden Hände natürlich deutlich größer. Ein Raise ist hier einem Call vorzuziehen, weil man damit Druck auf die Blinds ausüben kann.
Erhöhen mit:
AA – 66
AK – A2
KQ, KJ, QJ
Kurz gesagt mit Pocketpaaren, abgesehen von den allerschwächsten, allen Assen und den guten Königen.
Es gibt aber auch Hände, die nur gecallt werden können:
55 – 22
KT
(Suited) Connectors wie JT, 65, 43, 87
Gap Connectors wie T8, J9, QT (diese müssen aber relativ hochwertig sein, also nicht 53 oder 42 spielen)
Zusammenfassung
Während in früher Position sehr selektiv gewählt werden muss, darf man in mittlerer Position schon nicht mehr so wählerisch sein. In später Position ist dann die Palette der zu spielenden Hände sehr breit.
Einfache Richtlinien wie sie oben gegeben wurden sind nicht zu überschätzen! Es ist nicht möglich gewinnbringendes Poker nach einem einfachen Chart zu spielen. Sinn dieses Artikels ist es, dass du ein Gefühl für Starthand Qualitäten bekommst. Was du hier nicht gelernt hast ist folgendes:
- Das Spiel zu variieren (mit einer Raisehand auch nur mal zu callen, oder umgekehrt)
- Einen fließenden Übergang zu erkennen (in MP A7 zu erhöhen und A6 zu folden ist ein scharfer Übergang, der so nicht richtig ist. Ganz so gravierend ist der Unterschied zwischen der 6 und 7 nicht und deshalb ist es nicht immer richtig A7 zu raisen und A6 zu folden. Es ist wichtig diese Übergänge zu erkennen und sein Spiel entsprechend anzupassen)
- zu lernen welche Hand warum wie gespielt werden sollte (dafür ist der Fortgeschrittenenartikel gedacht)
Mit diesen Richtlinien im Hinterkopf und dem Chart auf dem Bildschirm, kannst du weniger falsch machen. Um jetzt aber wirklich ein gutes Preflopspiel zu erlernen ist es wichtig nicht nach Chart zu spielen, sondern zu lernen warum diese und jene Hand so gespielt werden sollte. Mit Hilfe unserer Pokerschule und deiner Erfahrung, wird das kein großes Problem.
Limper in Front
Wenn man nicht als erster im Pot ist, sondern mit zwei, oder mehr Callern konfrontiert wird, so ändert sich das Spiel natürlich und muss angepasst werden. Da es nicht möglich ist in früher Position drei Caller vor sich zu haben und es auch noch in mittlerer Position eher unwahrscheinlich ist, gelten die folgenden Richtlinien für die späte und auch die spätere, mittlere Position.
Raise mit:
AA – TT
AK, AQ
Und zwar sollte bei der Wahl der Raisehöhe folgende Regel verwendet werden: Anzahl der Limper x Big Blinds + 3 Big Blinds.
Bei zwei Limpern wären das 2 + 3 BB = 5 Big Blinds auf die erhöht werden sollte. Bei Blinds von 50/100 sind das auf 500 und um 400.
Call mit:
99 – 22
AJ – A9
Ax suited (z.B. A7s, A2s, A5s)
(Suited) Connectors und Gap Connectors (z.B. KJ, QT, 97s)
Wegen der guten Pot Odds und der aussichtsreichen Position, ist ein Call auch mit nur spekulativen Händen sehr verlockend und auch richtig.
In diesen sogenannten Multiway-Pots (mindestens 4 Spieler am Flop) sollte man zumindest nach Two Pair oder starken Draws Ausschau halten. Wenn du mit A2 Top Pair floppst, ist das nicht unbedingt ein Monster…
Nach einem Raise
Spiel nach einem Raise
Natürlich beeinflusst ein einziger Raise das gesamte Konzept denn ein Spieler hat bereits Stärke gezeigt. Um jetzt weiterspielen zu können, muss deine Hand mindestens genauso stark sein wie die vom Raiser.
Der Raise kommt aus früher Position.
Ein Reraise ist mit folgenden Händen sinnvoll:
AA, KK, QQ
AK
Mit folgenden Händen am besten nur callen:
JJ – 77
AQ
Käme der Raise aus mittlerer Position, kannst du die Anforderungen etwas herunterschrauben und ein paar mehr Hände dazunehmen. Zum Beispiel auch mit JJ reraisen und mit 66 callen.
Spiel nach Raise und Call
Erhöht ein Spieler aus früher Position und wird von einem aus MP gecallt, so hat ein Spieler Stärke gezeigt und ein anderer noch mehr Stärke indem er gecallt hat.
Die oben beschriebenen Anforderungen müssen demnach angehoben werden. Die schwächsten Hände wie 77 und AQ einfach folden um nicht in Schwierigkeiten zu geraten.
Spiel nach einem Raise und Reraise
Selbstverständlich ist das eine starke Ansage. Es sind nur noch AA, KK und QQ spielbar. Mit AA und KK sollte noch einmal erhöht werden. Die beiden Damen bekommen Probleme wenn Asse oder Könige im Umlauf sind. Ein Call und ein Fold nach einer weiteren Erhöhung des ersten Raisers wäre hier das richtige Spiel.
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