Es verwundert mich immer wieder wie unbekannt dieses Prinzip sowohl bei Poker-Spielern, als auch in der Alltagswelt ist. Wer aber beim Pokern, im Business oder auch im „Leben“ erfolgreich sein will, der muss dieses Prinzip verinnerlichen, denn es macht häufig den entscheidenden Unterschied zwischen richtiger und falscher Entscheidung beim Poker aus.
Stehen wir gerade an einer Autobahntankstelle und erspähen auf der gegenüberliegenden Seite einen Euro, so wäre es -wie viele sagen- dumm rüberzusprinten und sich den Euro zu holen, auch wenn man die Gefahr eingeht überfahren zu werden. Das Risiko (über Autobahn laufen) das für die kleine Auszahlung (1 Euro) eingegangen werden muss, ist einfach viel zu hoch, so dass das kein vernünftiger Mensch machen würde.
Ein weiteres Beispiel aus dem Business, oder besser gesagt der Politik. Angenommen der amerikanische Präsident hat die Entscheidung zu fällen die Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt anzuheben, oder nicht. Hebt er sie an droht ein Bürgerkrieg, hebt er sie nicht an bleibt das Finanzministerium geringfügig in den roten Zahlen. Auch hier sollte die Entscheidung eindeutig sein, auch wenn das heißt Verluste in Kauf zu nehmen.
Genauso ist es auch am Poker-Tisch. Letztens wurde ich von jemandem gefragt warum es ihm nicht möglich ist auf den Small Stakes (3/6) Fixed Limit Tischen im nächstgelegenen Casino zu gewinnen. Er klagte darüber, dass er jedesmal Top Pair floppt, erhöht und erhöht aber immer ausgedrawed wird. Nun, ich bin kein Fixed Limit Experte, aber jeder, der zumindest weiß was ein Top Pair ist und was von einem Draw gehört hat, sollte gut genug sein um diese fischigen Tische zu schlagen. Ich habe ihm die Frage mit einer Deep Stack No Limit Cash Game Beispielhand beantwortet: Du sitzt am Button und hast eine Erhöhung von 5 € bei Blinds von 1/2 aus früher Position, zwei Calls aus mittlerer Position, du callst mit QJo, die Blinds callen. Der Flop kommt J74, die Blinds checken, der Preflopraiser setzt 20 €, einer aus mittlerer Position callt und was machst du?
Jene Person wollte erhöhen und das Top Pair verteidigen. Es ist immer hilfreich sich während einer Hand zu fragen: „Was will ich eigentlich?“ Wenn ich einen Straight Flush floppe möchte ich soviel Geld in die Mitte bekommen wie möglich. Wenn ich bottom Pair in einem Multiway-Pot floppe möchte ich natürlich so schnell wie möglich folden. Wenn ich beim Poker einen schwachen Draw habe, will ich einfach kostenlos oder sehr günstig zu diesem Draw ziehen. Was will ich aber mit Top Pair, middle Kicker bei diesem Flop und mit dieser Action? Will ich slowplayen um das ganze Geld am River zu bekommen? Will ich jetzt erhöhen, weil ich die beste Hand habe? Oder will ich folden um einem großen Pot auszuweichen, den man nur mit geringer Chance gewinnen kann? Letzteres wäre in unserem Fall richtig.
Wie wir im Artikel Spiel an Turn und River gesehen haben brauchen wir immer schwächere Hände, die uns ausbezahlen können! Oder wir brauchen stärkere Hände, die wir zum folden bringen können! Was ist aber hier der Fall? Den Caller aus mittlerer Position lassen wir jetzt einmal außer Acht und betrachten nur den Preflopaggressor. Dieser hat vor dem Flop erhöht und setzt bei diesem Flop sofort in 5 weitere Gegner! Das heisst jetzt nicht, dass er bestimmt JJ hat (sehr unwahrscheinlich, weil schon 2 aus dem Deck vergeben sind!), sondern eine Hand von der er überzeugt ist 5 andere überdurchschnittliche Hände zu schlagen.
Welche Hand können wir mit QJ in diesem Fall noch schlagen? Eigentlich keine! Weder KJ, AJ, noch JJ, QQ, KK und AA. Und das nur gegen diesen Gegner. Der Caller aus mittlerer Position hat mit seinem Call auch noch Stärke gezeigt und die beiden Blinds sind auch noch hinter uns. Einfach folden und auf bessere Möglichkeiten warten. Das Prinzip für diesen Fold ist das Risiko-Belohnungsverhältnis:
Wenn wir herausfinden möchten, ob wir die beste Hand haben, müssen wir ein hohes Risiko eingehen (Jetzt am Flop raisen, oder callen, callen und callen, was uns mindestens 80 € kostet, obwohl wir bisher nur 5 € investiert haben), während die Belohnung eher gering ausfällt (ca. 70 €). Das Verhältnis (80/70) ist auf dem ersten Blick nicht so unglaublich schlecht, aber die Chance ist so gering, dass wir hier tatsächlich die bessere Hand haben (sicherlich keine 50 %!).
Die große Frage um die sich sogut wie alles beim Poker dreht ist also: was muss ich riskieren um was zu gewinnen?
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