In vielen Büchern liest man, dass Suited Connectors und auch kleinere Pärchen zu schwach sind um erhöht zu werden und zu stark sind um sie einfach zu folden. Die Konsequenz sollte demnach ein Call, also ein Limp-In vor dem Flop sein.
Diese Argumentation ist zwar schlüssig und die Strategie wird gegen schwächere Spieler langfristig sehr profitabel sein, aber gegen starke Spieler, die aufmerksam sind, ist es nicht unproblematisch. Schließlich werden diese irgendwann den Read bekommen, dass man gerne mit dieser Art Hände nur limpt und können diese Information zu ihrem Vorteil ausnutzen.
Chris Ferguson hat einmal einen Artikel über eine Alternative Spielweise geschrieben, die im Vergleich zum einfachen Call viele Vorteile bietet.
Schauen wir uns diese an, wie sie von Phil Hellmuth praktiziert wird:
Sechs Spieler sind im Rennen bei dem (gewohnten) Poker after Dark Sit and Go Turnier. Die Blinds sind 100/200 und alle Spieler haben noch in etwa ihren Anfangsstack von 20.000. Hellmuth ist under the Gun mit 87 in Pik. Übrigens wohl die beliebteste Farbe überhaupt. Viele Spieler bevorzugen sie gegenüber anderen, obwohl es aus rationaler Sicht natürlich überhaupt keinen Sinn macht. Es kann daran liegen, dass Pik einfach groß und schwarz sind und dadurch mächtiger wirken. Jedenfalls ist dies eine Hand mit der man einen günstigen Flop sehen möchte ohne sich in große Raisekämpfe zu verwickeln.
Er hat die Möglichkeit nur zu limpen, was ihn 200 kostet. Das Problem ist allerdings, wie oben bereits erwähnt, dass er dadurch wertvolle Informationen Preis gibt. Was würden Sie sich denken, wenn ein Spieler als erster im Pot nicht raised sondern callt? Wenn Sie sich ehrlich fragen was die wahrscheinlichsten Hände sind, werden sie wohl antworten: Kleine Pärchen wie 66 oder Suited Connectors wie 98.
Mit einem einfachen Call kann er also genau auf die Hand gesetzt werden die er hat. Damit ist er nicht nur vor dem Flop mit einem ordentlichen Raise zu vertreiben, sondern kann auch nach dem Flop besser eingeschätzt werden. Ein Flop von A22 oder AK9 ist für diese Call-Handrange alles andere als geeignet.
Wenn jetzt der Call soviele Informationen liefert, aber ein Fold zu schwach erscheint, so ist der Raise eine Alternative. Einige Spieler raisen immer wenn sie einem Pot beitreten und das auch meist mit fix festgelegten Raisehöhen wie dreimal dem Big Blind. Das ist in Ordnung, lässt aber allgemein sehr wenig Spielraum. Hier handelt es sich um eine ja oder nein – und nicht um eine wie – Entscheidung.
Der Mittelweg zwischen Call und standardisiertem Raise ist der Minimumraise. Dieser hat mittlerweile den Ruf, dass sich dahinter eine extrem starke Hand versteckt, die die anderen Spieler nicht vertreiben möchte. Bei schwächeren Spielern ist dies sehr häufig zu sehen, aber seltsamerweise auch bei besseren. Es ist doch ideal für einen suited Connector, oder ein kleines Paar den Gegner nicht zu einem Reraise zu bewegen, da dieser eine Monsterhand fürchtet. Somit ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch für genau diesen Minimumraisebetrag den Flop zu sehen zu bekommen.
Mit diesem kleinen Raise riskiert man nicht viele Chips und hat dennoch die Möglichkeit auf einen günstigen Flop. Darum handelt es sich um ein probates Mittel solche Hände anzupacken. Zu beachten gilt natürlich, dass man die Spielweise abwechseln muss. Zum Beispiel indem man hohe Pärchen auch das ein oder andere mal minraised.
Hellmuth entscheidet sich also auf 400 zu erhöhen und bekommt wie zu erwarten drei Caller. Interessant ist, dass Doyle Brunson im Small Blind trotz extrem guter Pot Odds A8 offsuit weggeworfen hat. Vielleicht hatte er da die Befüruchtung in eine deutlich stärke Hand, eventuell sogar Asse zu laufen.
Der Flop ist:
6s Ah 9d
Der Big Blind checkt zu Hellmuth, der ebenfalls checkt. Erik Siedel, als letzter an der Reihe setzt 1.000. Phil’s Nachbar foldet und Hellmuth hat seinen Open Ended Straightdraw. Zwar spielt er aggressiv, aber bei Draws neigt er häufig zur Vorsicht. So callt er, sein linker Nachbar wirft weg, Phil checkt (typischerweise) in the dark und die Turnkarte ist:
Ks
Seidel setzt 2.000 und Hellmuth hat einen Open Ended Straightdraw und zusätzlich einen Flushdraw. Mit 15 Outs ist er etwa 2,5:1 Underdog, bekommt aber fast 3:1 Pot Odds. Unwiderstehlich, aber wie schon erwähnt bevorzugt es Phil seine Draws passiv zu spielen und callt nur.
River:
Kc
Dieses Mal hat er nicht in the dark gecheckt. Dies würde auch wenig Sinn machen. Der König hat ihm jedenfalls nichts gebracht, er checkt, Erik checkt hinter ihm und zeigt A6, was Phil’s Eight high locker schlägt.
Nach dem Flop gab es keine großen Überraschungen, das interessante war Hellmuth’s Preflop Move mit dieser Hand. Was Sie daraus mitnehmen können ist folgendes:
- Spielen Sie nicht nach Schema F gegen bessere Spieler, die aufmerksam sind
- Suited Connectors sind sehr ausbaufähige Hände, die einen günstigen Flop sehen möchten um hohe Implied Odds zu gewährleisten
- Ein Minraise vor dem Flop ist eine gute Möglichkeit die Hand zu verschleiern und einen günstigen Flop zu sehen ohne viele Chips zu riskieren
- Machen Sie diesen Minraise nicht ununterbrochen mit diesen Händen, sondern wechseln Sie Ihre Spielweise ab. Zum Beispiel mit Minraises mit starken Händen und/oder Calls/einfache Raises mit dieser Sorte von Händen
Tipp: Kostenlose Videos für fortgeschrittene Spieler und 50$ geschenkt erhalten Sie bei Pokerstrategy.de!
Auch interessant:
• Spielen von Ass Dame – Ace Queen• Das Spielen von Trash-Hands in Poker-Turnieren
• Spielen von JJ
• Spielen von mittleren Pocketpaaren