Jeder, der schon einmal das ein oder andere Turnier gespielt hat kennt das Problem, dass die Blinds immer weiter ansteigen, während man kaum spielbare Hände findet und immer weniger Chips zur Verfügung hat. Ein sehr guter Turnierspieler muss jedoch mit solchen Situationen umgehen und sein Spiel an diese Umstände anpassen können.
Das macht er am besten indem er das Verhältnis zwischen seinem Stack (= Chipstapel) und den Blinds ausrechnet. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten, die alle ihre Vor- und Nachteile haben:
Einmal Stack-Big Blind-Verhältnis. Ist der Big Blind bei 100 und wir haben 2000 in Chips, so ist dieses Verhältnis 20. Man sagt, dass wir 20 BB haben.
Zum zweiten Paul Magriel’s M. Das M errechnet sich wie folgt: (Stack) / (Small Blind + Big Blind + Antes). Haben wir 2000 in Chips und die Blinds sind 50/100, so ist unser M in etwa 13. Sagen wir, dass noch Antes von 25 (bei 10 Spielern dazu kommen), so ist unser M nur noch 2000 / (150 + 250) = 5! Das M sagt uns wieviele Runden wir überleben können, wenngleich es einem guten Turnierspieler nicht darum gehen sollte!
In meinem Buch habe ich das M verwendet, weil ich mich hauptsächlich an Live-Turniere (va mit kleinem Buy-In) orientiert habe und dort häufig Antes zu finden sind. Beim BB-Ratio werden die Antes nicht berücksichtigt, obwohl diese den Pot kräftig anhäufen und die Spielweise nicht die gleiche ist. Das ist eine wichtige Sache, aber meistens spielt man kein Ante-Turnier und verkompliziert alles ein wenig, wenn man mit M statt BB rechnet.
Ich möchte hier das BB-Ratio verwenden und im Anschluss beschreiben was zu tun ist, wenn auch noch Ante im Pot ist.
Schwelle zum Short Stack
Als short stacked bezeichnet man einen Spieler, der so wenige Chips hat, dass er nach dem Flop kaum noch etwas anstellen kann und meist schon vor dem Flop alle Chips in die Mitte schieben muss. Nur ab wann gilt ein Spieler als Shortstack? Manche mögen sich wundern, aber die Schwelle zum Shorty ist bereits bei 15 BB! Das hört sich noch recht viel an, aber das ist es nicht.
Diese 15 BB ist nicht nur ein einprägsamer Wert, sondern lässt sich auch ganz einfach begründen. Nach einem Preflopraise verbrauchen wir bereits 3 – 5 BB und haben bereits am Flop eine Alles-oder-nichts-Entscheidung zu treffen. Wenn wir ihn irgendwie treffen müssen wir all unsere Chips setzen und haben auch kaum eine Möglichkeit den Gegner zum folden zu bringen. Wenn nicht, so können wir noch relativ günstig ausscheiden, haben dann aber nur noch soviele Big Blinds um in der Preflop-Allin-Phase zu spielen.
Außerdem ist unser Stack meist schon am Flop genauso groß wie der Pot selbst, dh wir bekommen zumindest 2:1 Pot-Odds nach einem Einsatz. Sogut wie jede Hand mit der wir vor dem Flop einen Raise gecallt haben, rechtfertigt einen Call bei diesen Pot-Odds, fast unabhängig von der Flop-Textur (es gibt natürlich Albtraumflops wie 66 bei AKT und dergleichen). Wir werden also bei 15 BB und weniger bei jedem seriösen Pot hineingesogen, ohne dass wir große Fluchtmöglichkeiten haben.
Spiel zwischen 10 und 15 BB
In dieser Phase ist es übertrieben vor dem Flop als first-in gleich zu pushen. Das wäre eine brutale Overbet, die kaum Vorteile hat, unabhängig von der Hand. Mit starken Händen werden wir kaum gecallt werden, mit schwachen Semi-Bluffhänden oder Medium Assen werden wir nur gecallt, wenn wir geschlagen sind und riskieren damit zuviel um zu wenig zu gewinnen. Noch macht ein BB nur 7 – 10 % unseres Stacks aus, das ist kein sonderlich großer Gewinn, wenn wir dafür ein enormes Risiko in Kauf nehmen müssen. Wie soll das Spiel vor dem Flop demnach aussehen?
First-in
Das Privileg des Ersten, auch als First-in vigorish bezeichnet muss natürlich immer berücksichtigt werden. Wenn wir als erster einen Angriff auf den Pot unternehmen, haben wir den Vorteil, dass noch niemand Stärke gezeigt hat und wir damit noch der einzige Anwärter auf den Pot sind. Sehen wir fünf Calls vor uns und wir möchten erhöhen, so haben wir kein Privileg des Ersten und wir müssen eine satte Erhöhung tätigen um den Pot ohne Widerstand gewinnen zu können. Als first-in haben wir zwar weniger zu gewinnen, müssen aber auch weniger Risiko eingehen, sprich Chips riskieren.
Mit 10 – 15 BB reicht ein Standardraise von 3 – 4 BB vollkommen aus! Egal mit welcher Hand, das ist der richtige Zug. Wenn wir Blinds stehlen, oder mit einer weniger hochwertigen Hand erhöhen, so können wir bei einem Reraise immernoch günstig aussteigen. Mit extrem starken Händen können wir gleich alle Chips in die Mitte bekommen. Bei mittelmäßigen Händen ist das Urteilsvermögen gefragt: Mit welchen Händen reraised der Gegner und wie spielt sich meine Hand gegen seine Hand-Range? Preflop ist das nicht unbedingt schwer, wenn man schonmal bisschen mit Pokerstove herumgespielt hat. Dann ist es nur eine Frage des Gegners und der Pot-Odds.
Die Hände mit denen wir erhöhen sollten sind die, die wir schon als Starthände kennen. Der kleinere Stack macht hier NOCH keinen Unterschied aus.
Nach Callern
Häufig sitzt man in später Position und sieht eine Reihe von Callern vor sich. Natürlich muss man hier sein Spiel anpassen:
Ein Caller: Ein einziger Caller macht noch keinen Unterschied. Er füllt den Pot nur etwas an und macht es für andere Spieler attraktiver. Andererseits sind die Spieler zwischen uns und dem Caller in einem Sandwich gefangen und müssen daher sehr tight spielen. Das ganze gleicht sich in etwa aus und dass wir Position auf den Caller haben versüßt die Sache noch etwas. Deswegen gelten auch hier dieselben Starthände wie gehabt, nur dass unser Raise etwas größer ausfallen muss.
Man muss natürlich nicht immer Raisen, auch ein Call ist vertretbar, aber aufgrund unseres kleinen Stacks häufig die schlechteste aller Möglichkeiten. Einige glauben hier mit kleinen Pärchen, suited Connectors und suited Assen callen zu können. Das ist ein ganz schlechter Ansatz und du solltest dir die Chips sparen. Der Grund hierfür sind die Implied Odds, die man zum Spielen solcher Hände benötigt! Mit einem kleinen Pärchen möchte man ein Set floppen um einen dicken Pot zu gewinnen. Da wir aber nur noch 10 – 15 BB haben, ist unser Stack nicht tief genug um die Kosten des Raises auszugleichen. Callen würde ich hier mit Händen, die im Moment vielleicht die besten sind, was aber nicht sicher ist. Damit meine ich AT – A8, 66 – 88, KQ, KJs und QJs. Schwächere Hände sollten gefoldet, stärkere erhöht werden!
Zwei und mehr Caller: Nun ist der Pot schon groß genug um einen Allin-Angriff zu unternehmen! Mit den folgnden Händen würde ich auch hier callen und mit besseren Händen gleich allin gehen:
AJ – A8, KQ, KJs und QJs*. Sagen wir unser Stack ist 1400 und die Blinds sind 50/100. Im Pot sind mindestens 3 x 100 + 50 = 350. Ein Betrag, der einen Viertel unseres Stacks ausmacht und es wert ist gewonnen zu werden! Da der Move so profitabel sein kann, ist es auch denkbar ein riskantes Spielchen mit Semibluffhänden zu wagen. Das sind Hände, die kaum Showdown Value haben, aber gegen potentielle Callhände kein allzu großer Underdog sind:
Kleine Pocketpärchen (88 – 22)
Suited und Offsuited Connectors (JT – 54s), (JT – 76o)
Nach einem Raise
Hier spielt natürlich die Position des Raisers eine große Rolle. Es muss eine Hand-Range angelegt werden um unsere Equity gegen ihn zu ermitteln. Wie immer hilft uns hier Pokerstove. Sitzen wir z.B. mit AJs am Button und haben zwei verschiedene UTG-Raiser:
Einer spielt tight bis sehr tight [AA – TT, AK, AQ und AJs], der andere relativ loose [AA – 77, AK – A9, KQ und KJs]
Gegen Spieler 1 haben sind wir 2:1 Underdog, gegen Spieler 2 etwa even money, also 1:1.
Um ein Allin profitabel zu machen, sollten wir etwa 50 % Equity haben. Das hängt aber auch von unserer Position ab:
Sind wir in früher Position, unmittelbar nach dem Raiser, so brauchen wir etwa 55 % Equity gegen seine Hand-Range. Der Grund hierfür sind die vielen anderen Spieler, die nach uns kommen. AJs wäre sogar gegen Spieler 2 ein recht einfacher Fold, auch AQ ist kein Push, erst mit AK oder JJ!
Sitzen wir in mittlerer Position mit rund 4, 5 Spieler nach uns an der Reihe, so ist 50 % Equity eine gute Richtlinie. Diese haben wir bei AQ und TT.
In später Position und in den Blinds bleiben kaum noch Spieler nach uns, die gefährlich werden können. Die Equity, die wir benötigen ist demnach etwas geringer als in den vorhergehenden Beispielen und muss in mindestens 40 % betragen. Ein Allin wäre also mit folgenden Händen profitabel:
AA – 66, AK – AJ, ATs.
Je nach Position muss hier noch differenziert werden, aber ob wir nun am Button oder im BB sitzen, macht keinen großartigen Unterschied mehr.
Nach Raise und Call
Hier gilt selbiges Prinzip wie eben, nur dass die nötige Equity noch etwas verstärkt werden muss, da wir es mit zwei potentiellen Callern zu tun haben:
In früher Position: 60 %
In mittlerer Position: 55 %
und in später Position: 50 %
Nach Raise und Reraise
In diesem Extremfall gibt es nun wirklich nicht mehr viele Möglichkeiten. Solange die beiden Raiser keine wilden Vögel sind und sich die Chips mit Seven high um die Ohren hauen, können wir nur mit AA und KK pushen (bzw. callen falls uns der Reraise allin setzt) und müssen manchmal auch QQ wegwerfen. Das ist allerdings stark von den Raisern abhängig. Es gibt Situationen in denen ich QQ hier ohne zu Zögern folde, aber auch welche in denen ich die Chips in einer Nanosekunde in die Mitte schiebe. Bedenke hier, dass AKs in dieser Situation wesentlich besser ist als QQ! Der Grund hierfür ist, dass du mit A und K die Wahrscheinlichkeit dezimierst, dass einer der Gegner AA und KK haben kann. Dennoch behandle ich es wie QQ und pushe oder folde, je nach Situation und Gegner.
Das waren alle Situationen, die in dieser Blindstufe auftreten können. Das schwierigste hast du bereits überstanden, denn nun wird das Spiel etwas einfacher.
Stack von 10 – 5 BB
Egal wie genau der BB-Faktor aussieht, ob 10 oder 1, wir haben nur noch einen Zug im Repertoire: Allin vor dem Flop. Der einzige Unterschied ist nur noch mit welchen Händen und mit welcher Action vor uns ein Push oder Fold angebracht ist. Natürlich sind wir mit 10 BB noch lange nicht so verzweifelt wie mit 2 BB, deswegen ist unsere Push-Range noch wesentlich tighter. Der Übergang verläuft natürlich fließend, allerdings ist es sehr schwierig damit genaue Anweisungen zu geben, oder besser gesagt: das würde den Umfang des Artikels sehr strapazieren. Es ist wichtig die jeweiligen Anpassungen zu begreifen, dann ist es möglich sein Spiel selbst an die Umstände anzupassen.
Der Grund warum wir nur noch pushen oder folden können ist ganz einfach der, der oben schon einmal genannt wurde: Wir sind in jedem seriösen Pot bereits nach dem Flop Pot committed. Sagen wir unser Stack ist 10000 und die Blinds sind 500/1000 und wir möchten erhöhen, so investieren wir mit einem normalen Preflopraise schon fast die Hälfte unserer Chips. Wer mit diesem Stack noch raised und nach dem Flop folded, der spielt ehrlich gesagt richtig schlecht!
First-in
Wieder haben wir das Privileg des Ersten und können mit einer relativ breiten Palette an Händen -je nach Position- allin gehen:
Frühe Position, 6 – 9 Spieler nach uns an der Reihe:
AA – 77
AK – AT
KQ
KJs, KTs, QJs
Mittlere Position, 5 – 4 Spieler nach uns an der Reihe:
AA – 66
AK – A9
A8s – A4s
KQ – K9
QJ, QT, JT und T9s
Späte Position, 3 oder weniger Spieler nach uns an der Reihe:
AA – 55
AK – A5
A4s – A2s
KQ – K9
K8s – K5s
QJ – Q9
Q8s – Q7s
JT
T9s, T8s, 98s, J9s
Nach Callern
Ein Caller ändert unsere Situation kaum. Ein Push mit den o.g. Händen ist auf jeden Fall nicht verkehrt. Wenn dieser Limper eine Monsterhand slowplayed, bitte, dann sind unsere Chancen eben schlecht. Solange der Limper aber bisher noch nicht soetwas in der Richtung gemacht hat (Attention please!), dann würde ich mich nicht davor fürchten. Viel wahrscheinlicher sind die klassischen Limphände, Connectors, kleine Pocketpärchen und kleine Asse.
Zwei Caller und mehr machen das ganze schon kniffliger. Einerseits ist der Pot größer und daher einen Versuch wert ihn zu attackieren, andererseits die Wahrscheinlichkeit höher von einem der Limper wegen der attraktiven Pot Odds.
Im Prinzip kannst du nach den obigen Händen spielen, allerdings die schlechtesten streichen, bzw. eine Stufe in den Anforderungen nach oben wandern:
Push-Hände aus mittlerer Position sind die oben in früher Position angegebenen und Push-Hände in später Position, die die oben in mittlerer Position vorgeschlagen wurden.
Nach einem Raise
Ein Raise zeigt deutlich mehr Stärke als ein Call und der Raiser wird bei unserem kleinen Stack niccht folden, wenn wir pushen. Das Privileg des Ersten ist futsch und wir brauchen auf jeden Fall eine starke Hand.
Raise aus früher Position, mit 9 – 6 Spielern hinter dem Raiser:
AA – 88
AK – AQ
AJs, ATs
KQs
Raise aus mittlerer Position, mit 5 – 4 Spielern hinter dem Raiser:
AA – 77
AK – AT
KQ
KJs, KTs, QJs
Raise aus später Position, mit 3 – 1 Spielern hinter dem Raiser:
AA – 66
AK – A9
A8s – A4s
KQ – K9
QJ, QT, JT und T9s
Nach Raise und Call
Jemand hat vor uns Stärke gezeigt und ein weiterer Spieler zeigt noch mehr Stärke (siehe Sklansky’s Gap Concept). Somit benötigen wir ebenfalls eine sehr starke Hand, unsere Entscheidung bleibt aber dieselbe: Push or fold!
Push mit:
AA – 88
AK – AQ
AJs, ATs
KQs
und Fold mit dem Rest.
Nach Raise und Reraise
Wie bereits weiter oben gesehen haben wir hier ganz strikte Anforderungen:
AA, KK, QQ und AK
Nun ist es ein Fehler QQ und vor allem AK zu folden, da unser Stack kleiner wird und wir unter großem Druck stehen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir nur 4 Hände spielen können. Hier mit AJ zu pushen wäre selbstmörderisch!
Ist Callen keine Option?
Grundsätzlich als Shortstack, nein! Wir müssen hierfür einen BB aufgeben, was uns etwa 10 % unseres Stacks kostet. In einem Multiway-Pot ist unsere Equity mit typischen Call-nach-Limpern Händen eher gering und die nicht vorhandenen Implied Odds geben uns keinen Grund einen BB zu „verschenken“!
Ist unsere Hand zu stark um zu folden, aber zu schwach um zu pushen und wir sitzen am Button oder im SB nach einigen Limpern, so ist ein Call schon ok, da wir am Button eine gute Position haben und im SB nur einen halben BB bezahlen müssen.
Supershorty mit 5 BB und weniger
Nun müssen wir unbedingt verdoppeln und können kaum noch Wert auf gute Starthände legen. Jetzt geht es nicht mehr darum eine gute Situation zu finden, sondern ganz ganz schlechte zu vermeiden und etwas zu riskieren.
Natürlich gibt es hier nur noch Push oder Fold. Eine Auflistung von Starthänden macht keinen Sinn, wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, dass wir in einem Showdown bestehen können, so müssen wir diese Gelgenheit nutzen. Neben den allgemein bekannten guten Starthänden (siehe einfacher Starthände-Artikel) müssen wir noch Hände hinzufügen, die selten dominiert sind (Connectors und Semi-Connectors (T8, 97 usw.) und irgendwelche kleinen suited Karten)
Es geht darum sein Turnierleben mit Händen aufs Spiel zu setzen, die auch nur irgendeine Chance gegen die gegnerischen Hand-Ranges haben.
Hierzu ein paar Daten:
Ein Spieler mit folgender Hand-Range: AA – 77, AK – A7, KQ – K9, und JTs und höher.
Mit welchen Händen haben wir hier am meisten Equity, abgesehen von Premiumhänden wie KK und AQs?
QTo im Vergleich zu 65s: 33 % zu 35 % (65s ist besser gegen seine Hand-Range!)
A4o im Vergleich zu QJs: 40 % zu 40 %
KJs im Vergleich zu 55: 45 % zu 45 %
Das sagt uns nun, dass wir gegen die besagte, recht tighte Hand-Range niemals mehr als ein 2:1 Underdog mit den o.g. Händen sind! Außerdem sehen wir, dass es nicht einfach nur auf hohe Karten ankommt, sondern um Konnektivität (QJ, 65) und ob sie suited oder nicht sind.
Wenn die Action nicht unbedingt lautet: Raise UTG, Call UTG+1 und Reraise am Button, dann sollten wir definitiv nicht T8s spielen. Haben wir aber einen Raise eines relativ loosen Spielers in später Position vor uns und wir sitzen im BB, so wäre es ein Fehler 87 zu folden.
Natürlich können wir hier kein Favorit sein und der Raiser wird auch nicht folden, wenn er noch 1, 2 BB für einen Showdown bezahlen muss, aber in solchen Situationen musst du einfach gambeln ansonsten stehen die Chancen noch viel schlechter im Turnier zu überleben!
Lerne zu denken!
Es ist nicht möglich ein Pokerkochbuch über Shortstack-Play zu schreiben. Es gibt zuviele Situationen und Möglichkeiten, die man nicht alle berücksichtigen kann. Es wäre natürlich möglich ein ganzes Buch darüber zu schreiben wie genau man in dieser und jener Situation spielen soll, aber dieses Buch hätte für den Leser kaum einen Wert! Wer kann sich bitte an die einzelnen Anweisungen aus einem kompletten Buch erinnern? Wichtig ist es die Hintergründe zu verstehen. Schön wäre es auch mit anderen Spielern über soetwas zu diskutieren.
Die folgenden Konzepte sind keine einfachen Anleitungen, sondern zeigen nur was insgesamt zu beachten ist.
15 BB und mehr
Worum es bei der Stackgröße geht lässt sich mit fünf Worten beschreiben: Pot Odds, Implied Odds und Comitment.
Für große und mittlere Stacks (> 15 BB) spielen nur die Implied Odds eine Rolle. Unter 15 BB hingegen kommen alle drei Faktoren ins Spiel:
- Wenn wir pushen bekommt unser Gegner bessere Pot-Odds als mit einem größeren Stack.
- Wenn wir eine Hand spielen sind wir sehr schnell committed (wie oben erwähnt, spätestens nach dem Flop)
- Je kleiner der Stack, desto geringer die Implied Odds.
Diese drei Punkte müssen immer im Hinterkopf behalten werden! Wenn man sich mit 12 BB und einem Raise vor sich fragt was man mit 77 machen soll:
- Welche Pot-Odds bekommt unser Gegner? Ist unser Stack groß genug um ihm die richtigen Pot-Odds zu verneinen?
- Sind wir bei einem Call, einem kleinen Reraise commmitted? Spielen wir ohnehin um unsere ganzen Chips, egal was wir machen?
- Wenn wir callen, haben wir genug Implied Odds um auf Set Value zu spielen, also hoch genug ausbezahlt zu werden, wenn der Drilling getroffen wird?
Bei hohen BB-Faktoren wie z.B. 26 stellt man sich nicht die Frage, ob man commmitted sein, oder ob man dem Gegner die entsprechenden Pot-Odds verneinen kann (abgesehen von überirdischen Raises vor dem Flop), sondern wie es mit den Implied Odds, bzw. Reversed Implied Odds aussieht.
Klassische Problemfälle mit hohen Stacks sind schwächere Asse wie AJ oder AT. Wenn der Stack groß genug ist, wäre es Schwachsinn mit AT bei einem AQ6-Flop alle Chips zu setzen. Bei extrem hohen Stacks können sogar kleine Pocketpärchen, die ein Set treffen gefährlich sein. Viele Spieler glauben damit eine unschlagbare Hand zu haben, aber es handelt sich sogut wie nie um die Nuts und wenn ein Spieler mit bombastischem Stack plötzlich alle Chips in die Mitte schiebt, dann ist es äußerst fraglich, ob das kleine Set gut genug ist!
Genauso zählen Hände wie KJ, KQ und QJ zu den gefährlichsten Händen. Mit kleinen Stacks ist man mit Top Pair mehr oder weniger gezwungen aufzustehen und zu hoffen, dass es ausreicht, mit höheren Stacks sucht man aber nicht nach einem Top Pair um alle Chips zu setzen, sondern nach einem Straight(Draw), Flush(Draw), Two Pair, Set oder irgendeine Kombination daraus. Wer solche Hände bei einem BB-Faktor von 30 spielt und sein Top Pair nicht folden kann, der sollte sich nächstes Mal lieber die Frage mit den Implied Odds stellen:
Sind die Stacks groß genug für eine Auszahlung, wenn ich meine Hand treffe UND sind die Reversed Implied Odds kaum oder nicht gegeben?
Das sind die Dinge, die einem bei mehr als 15-BBs durch den Kopf gehen sollten. Wer dies verstanden hat, wird in Zukunft auch ohne das auswendig lernen von bestimmten Händen und Situationen erfolgreich einen Short Stack spielen können.
Tipp: Pokerstrategy ist eine kostenlose Pokerschule, die 50$ verschenkt.
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