Viele Spieler, die zwar schon einiges aus der Pokerschule mitgenommen haben und ihr erstes Live-Poker-Turnier spielen, müssen oft feststellen, dass ihre Poker-Strategie fehlerhaft ist. Obwohl sie einiges an Online-Poker Erfahrung und theoretischem Wissen angesammelt haben, bringt ihnen das herzhaft wenig.
Die Struktur der Poker-Turniere ist enorm wichtig und darf nicht außer Acht gelassen werden. Es ist ein großer Unterschied, ob man das WSOP Main Event spielt, oder ein 10 € Rebuy-In Turnier im Poker-Club nebenan. Und wer glaubt nach vollendetem Studium von Harrington on Hold’em I – III einen deutlichen Vorteil zu haben, irrt sich leider.
Selbst wenn man Harrington’s Zonenspiel bzw. das Spiel als Shortstack perfekt beherrscht, hat man noch längst keine Garantie beim Pokerturnier ins Geld zu kommen. Der Grund hierfür ist die Dymanik solcher schnellen Poker-Turniere (egal ob Rebuy-In oder Freezout), was auch große Auswirkungen auf die Spielweise haben muss. Sagen wir einmal wir spielen ein 20 € Freezout Poker-Turnier mit 200 Teilnehmern. 20 Spieler kommen ins Geld und der Startstack ist 2000. Der Durchschnittsstack bis zum Bubble beträgt demnach 20.000. Bei einer normalen Struktur sollte dieser Punkt schon nach 2 – 3 Stunden erreicht sein. Demnach steht eine begrenzte Zeit zur Verfügung um den Anfangsstack zu verzehnfachen. Dies wird aber nicht durch gelegentliches Blindstehlen und Abwarten erreicht, sondern durch Chipakkumulation selbst in unsicheren Situationen. Man braucht gute Karten und vor allem muss man gezielt 50/50 Situationen suchen und gewinnen, ansonsten platziert man sich irgendwo im Mittelfeld.
Es ist wichtig von Beginn dieser Pokerturniere mit schneller Struktur an ultra-aggressiv zu spielen. Natürlich nicht mit jeder Hand allin zu gehen, aber einige riskante Manöver und Bluffs zu starten, wenn die Situation profitabel erscheint. Ein klassisches Beispiel ist anfängliches Gelimpe. Sehen Sie einige Limper vor sich, die einfach nur einen günstigen Flop mit irgendwelchen spekulativen Poker-Händen sehen möchten, können Sie mit einer breiten Palette von Händen und einer ordentlichen Erhöhung den Pot in Angriff zu nehmen. Es ist auch nicht falsch allin zu gehen, wenn der Pot groß genug ist. Deine Hand sollte eine klassische Preflop-Semi-Bluff-Hand wie 98s, 55, JT usw. sein, die weniger häufig dominiert ist und gegen Hände wie AQ, KQ relativ gute Erfolgsaussichten hat. Wichtig ist, dass es sich um ein Freezout Poker-Turnier mit normalen Spielern (keine Supermaniacs) handelt und nicht um ein Rebuy-In Turnier.
Nur so kannst du auch tatsächlich Druck aufbauen und deine Gegner vor eine Entscheidung stellen, die ihnen das Turnierleben kosten würde.
Grundsätzlich gilt es viele Pots in Angriff zu nehmen, Blinds zu stehlen und vor allem die Position zu spielen. Hat man Position auf seine Gegner und keiner derer hat bisher Stärke gezeigt, so sollte jeder Pot in Angriff genommen werden.
Ein großer Fehler, den man sehr häufig sieht ist, dass viele Spieler nicht die Pot Odds, sondern nur ihre Hand entscheiden lassen. Geht ein Spieler in später Position nach einigen Folds allin, wir sitzen im Big Blind mit 54 und bekommen 4:1 Pot Odds, dann ist das ein klarer Call, auch wenn wir nicht Favorit sein können! Gegen die gegnerische Hand Range haben wir genügend Equity um diesen Call profitabel zu machen. Außerdem -wie gesagt- müssen Chips akkumuliert werden und das geschieht nicht dadurch in solchen Situationen zu folden.
Ein weiterer Fehler ist es sich beim Poker-Turnier ins Geld zu folden. Bei Single-Table-Turnieren und/oder Qualifiern ist es häufig korrekt selbst extrem starke Hände zu folden, nur um sein Turnierleben nicht aufs Spiel zu setzen. In Multi-Table-Turnieren mit flacher und stark steigender Auszahlung (3 – 5 fache des Buy-Ins für die ersten Geldplätze und mindestens ein Viertel für den Sieger) gibt es nur sehr wenige Situationen, die einen Fold trotz ausreichender Gewinnaussichten rechtfertigen. Man spielt nicht um sich ins Geld zu retten, sondern um Aussichten auf den Sieg zu haben.
Diese schnellen Turniere sind geprägt von hohen Q- (eigener Stack im Verhältnis zum Durchschnittsstack) und niedrigen M-Situationen (M = eigener Stack geteilt durch Blinds und Antes, siehe Harrington II). Ab einem gewissen Punkt gibt es keine Flops mehr, sondern nur noch Preflop Allin-Action, bei der man auch in marginalen Situationen sein Glück versuchen muss um eine Chance zu haben ans große Geld zu kommen.
Tipp: Die Turniere mit der grössten Action sind die Rush Poker Turniere bei Full Tilt Poker. Vorbei ist die Langeweile während Multi-Table Turnieren – überzeuge dich selbst davon!
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