Es gibt gewisse Wunschduelle, die man sich als Pokerfan gerne anschaut. Sei es Phil Ivey gegen Gus Hansen oder Patrik Antonius, oder das Aufeinandertreffen der erfolgreichsten Spieler aller Zeiten. Bei Poker after Dark kam es zu einem Showdown zwischen Pokerlegende Doyle Brunson und dem Poker Rüpel, Phil Hellmuth. Beide haben sie 21 Bracelets auf dem Konto und kein Pokerspieler hat sie nicht irgendwann einmal gesehen.
Das schöne an Poker after Dark ist, dass sogut wie nichts herausgeschnitten wird. Man sieht praktisch alle Hände und es gehen keine wichtigen Informationen verloren. Das Problem bei den meisten Pokerformaten ist, dass der Schnitt sehr drastisch eingreift um dem Zuschauer nur die besten Szenen zu zeigen. Das hat zur Folge, dass die Hände aus dem Zusammenhang gerissen werden und manche Spieler wie Vollidioten aussehen lassen.
Ein weiteres Problem bei Handanalysen ist, dass man sich nicht komplett in die Rolle der Spieler versetzen kann. Wer weiß ob sie verlässliche Tells aufgespürt haben, die man als Fernsehzuschauer gar nicht entdecken kann. Letzteres lässt sich bei Poker after Dark auch nicht vermeiden, aber die Übertragung ist sehr gut geeignet um sich ein paar Hände anzusehen. Deswegen werden wir das Heads-Up zwischen Doyle Brunson und Phil Hellmuth etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Die Blinds betragen 1.500/3.000 und die Stacks sind relativ gleich verteilt mit 70.000 für Brunson und 50.000 für Hellmuth. Die Auszahlung des Turniers ist einfach: Winner takes it all. Das heisst, dass nur der Sieger ein Preisgeld von $ 120.000 erhält, der zweite jedoch komplett leer ausgeht.
Wir spielen das Heads-Up mit dem Poker Brat, schauen also nur seine Karten an.
Hand 1
Phil sitzt am Button und bekommt 52o. Auch wenn er sonst recht aggressiv ist, gibt er sich nicht mit solchen Händen ab. Hellmuth spielt auf eine ganz andere Art und Weise aggressiv als die neue Generation an Internetspielern. Diese werden aufgrund der guten Pot Odds in einem Heads-Up kaum eine Hand am Button folden, auch nicht 52o. Hellmuth jedoch schon und die Blinds wandern zu Doyle.
Hand 2
Brunson sitzt jetzt am Button und erhöht auf 8.000. Phil findet 85 offsuit im Big Blind. Auch hier gibt es nicht viel zu überlegen. Er ist nach dem Flop out of Position, hat eine sehr schwache und nicht einmal ausbaufähige Hand und wird mit einem Raise konfrontiert. Einfach folden und weiterspielen.
Sie fragen sich vielleicht warum diese kurzen, langweiligen Hände überhaupt erwähnt werden. Das liegt einfach daran, dass wir das Duell möglichst genau untersuchen möchten. Hierfür ist es wichtig wirklich alle Informationen aufzunehmen und miteinzubeziehen, ansonsten endet es in einer oberflächlichen Zusammenfassung. Nach dieser Hand wissen wir zum Beispiel, dass Doyle am Button erhöht hat. Diese Information kann sich noch als sehr nützlich erweisen.
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Hand 3
Nun hat Hellmuth wieder den Button mit Q3 in Herz. Für eine Heads-Up Situation ist das nicht allzu schlecht. Zusammen mit der günstigen Position eine spielbare Hand. Ein Raise wäre hier wohl etwas übertrieben und hat kaum Vorteile. Sehr aggressive Spieler erhöhen jede gespielte Hand am Button, aber wie schon erwähnt ist Hellmuth anders aggressiv und callt in dieser Situation nur.
Doyle checkt und sieht einen Flop mit:
3d 9s 2h
und checkt erneut.
Phil hat nun middle Pair mit einem guten Kicker und einen Backdoor Flushdraw. Ein Einsatz wäre hier eine Überlegung wert, allerdings ist dies keine Hand um einen großen Pot zu spielen. Hellmuth liebt es seine Position zu spielen und ist kein Fan von der „Verteidigung einer Hand“. Die meisten würden hier mit dieser mittelprächtigen Hand einfach anspielen. Phil möchte aber checken um den Pot klein zu halten und um eventuell einen Bluff induzieren zu können.
Turnkarte ist 4d
und Doyle setzt 4.000.
Hellmuth hat sich nicht verbessert, aber Doyle kann hier jede Menge Hände anspielen, weil viele Draws möglich sind und Phil mit seinem Check-Behind am Flop nur Schwäche gezeigt hat.
Jede Fünf mit einem Open Ended Straightdraw, zwei Karos und auch zwei Karten zwischen 9 und 4 sind mögliche Bet-Hände von Doyle. Mit seinem kleinen Pärchen ist Phil nicht allzu schlecht dran und er callt. Im Pot sind jetzt 14.000 und am River folgt die:
2c
Brunson spielt nochmal an, dieses Mal 12.000. Im Pot sind 26.000 und Hellmuth bekommt gut 2:1 Pot Odds. Das dürfte nicht ausreichend sein, denn er hat wirklich nur Bottom Two Pair und einige Hände, mit denen Doyle am Turn einen Bluff oder Semibluff gestartet hat, können sich jetzt entscheidend verbessert haben. Mit 52 hätte er zum Beispiel Bottom Pair und einen Open Ended Straightdraw gehabt. Jetzt ist daraus ein Drilling geworden und er bettet for Value. Auch bestand natürlich die Möglichkeit, dass Phil schon am Turn geschlagen war, was ihm mit diesem deutlichen Einsatz am River bestätigt wurde.
Phil kann wirklich nur einen verfehlten Draw schlagen und dafür ist die Wahrscheinlichkeit zu gering und die Pot Odds zu schlecht.
Interessant ist der Kommentar von Hellmuth nach der Hand. Er meint er hätte Dame-Drei gehabt, am Flop gecheckt um einen Bluff zu induzieren und wollte keine Zwei am River sehen. Freundlicherweise sagt ihm Doyle, dass er 82 in Karo hatte. Phil sagt „wow!“ und wartet auf die nächste Hand…
Hand 4
Doyle sitzt wieder am Button und erhöht schon wieder auf 8.000. Hellmuth hat K7 in Herz, eine recht nette Heads-Up Hand, die gut genug für einen Call sein sollte. Das ist schon die zweite Hand, die Brunson am Button erhöht, das heisst, dass seine möglichen Raise Hände sehr breit angelegt sein können. Mit K7 kann Phil hier deutlich in Führung liegen. Er callt, checkt in the dark und der Flop ist:
5h 8c Jd
Brunson überlegt etwas und setzt 9.000.
Mit K7 ist dies kein einfacher Call. Phil hat den Flop klar verfehlt und Brunson baut einen großen Pot auf, den Hellmuth out of Position weiterspielen muss. Welche Karte möchte Phil am Turn sehen wenn er callt? Es ist unnötig sich hier in eine große Konfrontation verwickeln zu lassen und Phil wirft seine Hand weg.
Hand 5
Mit 82 offsuit am Button ist nicht viel zu machen. Phil foldet.
Hand 6
Inzwischen hat sich der Chipstand deutlich verändert. Doyle konnte seine Führung ausbauen und hat nun 91.000 in Chips, Phil nur noch 29.000.
Dieses Mal foldet Brunson aber am Button und Hellmuth sackt die Blinds ein.
Hand 7
Nun wird es wieder Zeit für etwas Action. Phil hat bisher sehr passiv gespielt und auch vom Button aus keinen Druck aufgebaut. Das ändert sich nun mit einer recht ausbaufähigen und gut versteckten Hand: 52 in Karo.
Hellmuth erhöht auf 7.000, was absolut vertretbar ist um endlich einmal den Gang zu wechseln. Er kann nicht darauf warten weitere Chips zu verlieren, die Chipführung von Doyle ist im Moment schon groß genug.
Brunson foldet jedoch und Phil frischt seinen Stack etwas auf.
Hand 8
The Papa gibt am Button schon wieder Gas und raised auf 8.000. Zuvor erkundigt er sich noch nach Phil’s Chipstand. Eine Frage, die man als Shortstack nur selten hören will ist „Wieviel hast du noch?!?“
Der Poker Brat muss nun mit T7 offsuit auf diesen Raise reagieren. Allerdings gibt es nur eine mögliche Antwort und diese lautet: Fold.
Hand 9
Phil ist mittlerweile schon etwas frustiert, wird sich aber nicht so schnell geschlagen geben. Mit A6 offsuit am Button muss er jedenfalls spielen. Ein Raise wäre hier der Standardzug, doch für Phil scheint diese Hand stark genug zu sein um sie langsam zu spielen. Er möchte das Ass mit einem Call verstecken. Dies kann in vielen Situation hilfreich sein. So kann er schlecht auf ein Ass eingeschätzt werden, weil er nur gecallt hat.
Doyle im Big Blind scheint allerdings etwas gegen das Gelimpe von Phil zu haben und erhöht auf 13.000. Zwar hat Hellmuth aus dem Grund nur gecallt um die Stärke seiner Hand zu verstecken, aber dieser Raise stellt ihn vor eine harte Entscheidung. Es ist klar, dass er hier um alle seine Chips spielen muss und dass Doyle ohne Probleme ein besseres Ass haben kann. Brunson war zwar bisher am Button sehr aggressiv, aber diese Situation ist etwas anders. Er raised aus dem Big Blind nach einem Call. Dies steht für eine deutlich stärkere Hand als ein normaler Raise am Button. Phil kann hier nicht mit QTo rechnen, sondern hat es mit weitaus besseren Händen zu tun.
Diese Tatsache und die, dass er um sein Turnierleben spielen muss bewegt ihn zu einem Fold. Er hat noch kaum etwas in diese Hand investiert, muss aber alles riskieren um irgendetwas gewinnen zu können. Dieses Verhältnis sieht nicht sonderlich gut aus und darum lässt er diese Hand einfach gehen.
Hand 10
Am Chipstand hat sich kaum etwas geändert, nur die Blinds sind auf 2.000/4.000 erhöht worden. Doyle hört nicht auf mit der Raiserei und erhöht auf 15.000 vom Button aus. Phil hält eine sehr interessante Hand, nämlich 32 offsuit. Übrigens die schlechteste Hand in Heads-Up Hold’em, nicht wie viele glauben mögen 72. Ein ganz einfacher Fold.
Hand 11
Hellmuth wird irgendwie nicht mit spielbaren Händen überschüttet. Er bekommt jetzt J4 offsuit am Button. Was kann er mit dieser Hand machen? Ein Call macht sehr viel Sinn, wenn man die Hand mit A6 offsuit im Hinterkopf hat. Hier hat Hellmuth gezeigt, dass er durchaus mit starken Händen nur callt. Er würde also auch mit J4o aller Wahrscheinlichkeit nach einen Flop zu einem guten Preis zu sehen bekommen.
Nach seinem Call pusht Brunson allerdings allin und damit hat sich der günstige Flop erledigt…
Hand 12
Wie der Kommentator schon sagt: Der „Brunson-Train“ düst mit Vollgas voran. Dieses Mal mit einem einfachen Allin vom Button.
Nun hört man auch mal etwas vom Poker Brat, was leider mit einem „Piep“ übertont wird. Mit einem super aggressiven Gegner und lauter schwachen Händen, in diesem Fall 86o ist wirklich nicht viel zu holen.
Hand 13
Nachdem Bruson ihm zwei Siebener zeigt, „steamed“ der Poker Brat etwas und findet dieses Mal immerhin eine spielbare Hand mit Q3 offsuit. Wie in Hand 11 glaubt er an seinen Call Plan. Er glaubt Brunson würde denken, dass er trappt wenn er am Button nur callt. Dies macht er sich damit zu Nutze und hofft auf einen Check und einen vernünftigen Flop.
Doch daraus wird schon wieder nichts weil Brunson allin geht.
Hellmuth hat aber nun die Nase voll und callt mit der Anmerkung, dass diese Hand wirklich schlecht ist. Er bekommt etwa 1,7:1 Pot Odds und benötigt damit für einen Call nur 37 % Gewinnwahrscheinlichkeit gegen die möglichen Hände von Doyle. Aufgrund seiner Aggressivität und der verzweifelten Position von Hellmuth ist dies auch mit Q3 offsuit ein Call.
Brunson zeigt A6o, ist aber nur 64 %-iger Favorit.
Auf dem Board gibt es jedoch keine Hilfe für den Poker Brat und so triumphiert Texas Dolly über den elffachen Braceletträger Phil Hellmuth.
Resümee
Eine interessante Konfrontation zwischen zwei Pokergrößen, die mehr als typisch für das Wesen eines Heads-Ups ist. Als deutlicher Underdog in Sachen Chips lässt sich eben nichts machen, wenn die Karten nicht stimmen. In Hellmuth’s Fall traf dies eindeutig zu und man kann seinen Frust gegen Ende der Partie nur verstehen. Er konnte wirklich nicht viel machen.
Interessant ist auch, dass nur sehr wenige Flops gezeigt werden, wenn die Chipstacks derart unterschiedlich und die Blinds relativ hoch sind. So wurde das Match Preflop entschieden und da lässt sich erst recht nichts mit schwachen Händen anfangen.
Auch der angeblich „beste Hold’em Spieler der Welt“ war gegen die Pokerlegende machtlos und hatte keine Chance zu gewinnen.
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