Kennt Ihr schon den Ausdruck „ich würde viel zahlen wenn ich wüsste was du in den Karten hast“? Ich denke schon, denn nichts wäre so wertvoll als schon im Vorhinein die Karten des Gegners zu wissen. Natürlich kann man sich auch durch eine andere Art und Weise Informationen am Pokertisch „erkaufen“, nicht zuletzt weil es eben nicht möglich ist, die Karten des Gegners vorzeitig zu Gesicht zu bekommen.
Aber gerade bei Anfängern, aber auch fortgeschrittenen Spielern wird recht gerne ein Move angewandt um herauszufinden „wo man steht“ bzw. wie stark die eigenen Karten sind. Die Rede ist natürlich von einer Bet oder einem Raise um herauszufinden, was dem Gegner seine Karten wert sind. Dabei kann man aber 2 große Fehler machen, wobei der erste ein sehr banaler ist und nur Anfängern passieren sollte.
Ein im Verhältnis zum Pot nicht angebrachte Bet oder Raise Höhe. Dabei spreche ich jetzt nicht von etwaigen Protection Bets gegen Draws, sondern eine generelle Unwissenheit wann welche Bethöhe angebracht ist und mit welchen Gegnereaktionen, durch diesen Move, zu rechnen ist.
Der zweite und sicher unbekanntere Fehler ist herauszufinden wollen, ob der Gegner stark ist oder nicht, anstatt sich zu überlegen welche exakte Hand der Gegner halten könnte. Was mache ich, wenn ich AA halte, 5€ liegen im Pot und mein einziger Gegner geht mit 200€ Preflop All In? Wäre es in diesem Fall angebracht, eine Bet von 200€ einzugehen, nur um zu erfahren welche Hand mein Gegner hält? In diesem Fall ist die Antwort leicht. Ja! Wir halten die Preflop Nuts und können im Moment nicht geschlagen werden.
In diesem Fall würden wir sofort callen, da wir uns keine Information erkaufen müssen, sprich wir würden sozusagen keinen € zahlen wollen für einen Blick auf seine Karten. (Klingt etwas kompliziert, ist aber in Wirklichkeit leicht zu verstehen. Exkurs: Wieso sollte ich auch nur einen Cent für eine fiktive Information zahlen, wenn ich zu 100% sicher bin, dass meine Hand stärker ist als die des Gegners? Informationen muss man sich nur erkaufen, wenn man sie nicht schon weiß!)
Anders würde es aber schon aussehen wenn wir KK halten und die Action dieselbe wäre. Unser Gegner geht wiederrum mit 200€ All In. Jetzt hätte eine Information über die Karten des Gegners schon einen Wert, sprich wie viel wäre uns die Information wert, herauszufinden ob der Gegner AA hält? Nur um dir zu zeigen, dass diese Überlegung einen genauen mathematischen Wert bzw. Preis hat, werden wir ein kleines Rechenbeispiel durchführen:
Hat der Gegner tatsächlich AA sind wir 4,5:1 underdog. In einer Rechnung sieht das folgendermaßen aus:
(0,82)x(-200€) + (0,18) x (200€) = -128€
Das heißt nichts anderes, als dass wir bei unendlich vielen Wetten mit KK gegen AA im Durchschnitt 128€ verlieren würden wenn wir 200€ riskieren. In diesem Fall wäre die fiktive Information die wir im Vorfeld für einen Blick in seine Karten zahlen würden 128€ wert. Aber die viel praxisorientiertere Frage im Vorfeld ist, auf welche Handrange wir den Gegner setzen und da kommt es natürlich auch darauf an welche Eindrücke wir schon von diesem Spieler gesammelt haben bzw. welcher Spielertyp er ist.
Nehmen wir an er könnte eine der 8 verschiedenen AK, eine der 16 AQ Kombinationen oder eine der jeweils 6 Möglichkeiten von 99, TT, JJ, QQ, AA oder die eine KK Kombination die noch übrig bliebe in Händen halten. Dann würde die Situation anders aussehen.
Hier die Rechnung:
6 / (8+16+6+6+6+6+6+1) = 0,11
(128€) x (0,11) = 14,08€
Daher wäre in dieser Situation die Information ob Ihr Gegner Asse hält bei einer 200€ Wette exakt 14,08€ wert.
Zwar sind das sehr theoretische Ansätze und am Pokertisch zumeist nicht so schnell berechenbar, aber es muss auch nicht exakt berechnet werden. Dieses Beispiel sollte dir nur verdeutlichen, dass jede Information ihren individuellen Preis hat oder wert ist.
Um dich aber noch kurze aber wertvolle Tipps für die kommenden No Limit Hold’em Poker Einheiten zu geben ohne große mathematische Kenntnisse zu benötigen, gibt es hier noch eine kleine Zusammenfassung:
Für Informationen zu zahlen bzw. ein paar Chips zu opfern ist ein gutes und legitimes Mittel, wenn es bedacht passiert und in den richtigen Relationen stattfindet. D.h. die eventuelle Information sollte eine Präzise werden können und wir müssen uns schon im Vorfeld darüber Gedanken machen wie wir weiter vorgehen, bei den diversen Reaktionen der Gegner. Ist unsere Hand nur durchschnittlich, dann sollten wir auf Information-Bets/Raises verzichten weil uns eine zu große Palette an Händen dominieren könnte.
Große Bets und Calls sind wertvoller als Kleine, weil wir mit verletzlichen Händen noch billiger aus dem Pot kommen als mit einer kleinen Bet. Das hört sich paradox an, ist aber richtig.
Angenommen wir haben ein Top Pair mit einem durchschnittlichen Kicker (z.B. J8) bei einem Pot von 30€ und würden für gewöhnlich 20€ betten. Der Flop ist 2 suited und mit der nächsten Karte könnte uns entweder ein Flush gefährlich werden oder jede QKA Karte.
Bleiben 2 Spieler zusätzlich im Rennen, dann wäre der Pot bereits 90€ groß und wir müssten teuer nachfeuern mit z.B. 60€ oder 90€. Das wir uns dann plötzlich in einem Riesen Pot wieder finden mit einer äußerst anfälligen Hand hätten wir uns mit einem großer Bet am Flop sparen können. Z.b. könnten wir am Flop 40€ anspielen und die Gegner zum nachdenken zwingen. Das hätte 3 große Vorteile:
- Möglichweise folden sie sofort.
- Wird gecallt, können wir uns eine Freecard zukommen lassen wenn Check to the Raiser gespielt wird und wir uns nicht mehr sicher sind, ob wird nicht schon dominiert werden.
- Bekommen wir einen Reraise bzw. wird der Gegner zum Aggressor, können wir getrost folden und haben nur 40€ verloren, anstatt uns mit einer marginalen Hand in große Potkämpfe verwickeln zu lassen.
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