Diese neue Regelung wird inzwischen bei fast allen großen Turnieren verwendet, meist zum Leidwesen vieler Spieler. Eines vorweg: Es ist NICHT die Regel „show one show all“, bei der man nicht nur seinem Tischnachbarn seine Karten zeigen darf, sondern alle Spieler am Tisch die gezeigten Karten sehen müssen.
Die neue Regel besagt, dass man nicht mehr nur eine Karte zeigen darf, nachdem sein Gegner gefoldet hat. Der Dealer ist somit verpflichtet – sofern es der Spieler selbst nicht macht – die zweite verdeckte Karte umzudrehen und den anderen Spielern zu zeigen.
Hintergrund dieser Änderung ist offenbar, das Spiel umgänglicher oder auch „netter“ zu gestalten. Allgemein gilt es eigentlich als akzeptiert, seinem Gegner am Ende der Hand ein Karte zu zeigen, obwohl man dies gar nicht müsste, weil er gefoldet hatte. Nach Ansicht vieler Pokerturnier Veranstalter wird diese Möglichkeit aber zu oft verwendet, um Gegner zu manipulieren oder zu irritieren, wenn man ihnen eine Karte zeigt, die unwichtig für die aktuelle Hand war. Wenn z.B. das Board 9-8-7-6-2 ist, Spieler A wettet und Spieler B foldet. Spieler A zeigt nun Spieler B eine seiner Karten, in diesem Fall eine 3, die Spieler B nun rätseln lässt, was die andere Karte war, oder ob er einen Bluff geglaubt hat.
Um derartig „gemeines“ Verhalten zu unterbinden, haben sich unter anderem sogar die WPT und WSOP dafür entschieden, die neue Regelung in Kraft zu setzen.
Viele Profis sind davon alles andere als begeistert – spielt man beim Poker doch häufig seinen Gegner und nicht seine Karten, fällt dieses psychologische Mittel nun weg. In einer der nächsten Folgen von Poker after Dark, die im DSF ausgestrahlt werden, regt sich vor allem Daniel Negreanu über diese Änderung auf und nutzt dort die Möglichkeit so oft es geht nur eine seiner Karten dem Gegner zu zeigen. Das geht sogar einmal so weit, dass er Gus Hansen aussuchen lässt, welche Karte dieser sehen will. (Negreanu hält in diesem Fall Asse, insofern ist das Ergebnis für Gus immer das selbe.)
Wir haben einmal bei den deutschen Profis nachgefragt und mit Jan Heitmann und Michael Keiner gesprochen. Auch Jan Heitmann sprach sich gegen die Neuerung aus. Er bezeichnete sie als „Schwachsinn, der dem Spiel viel Charakter nimmt.“ Jan ist der Meinung, dass da wohl jemand die Regel „show one show all“ falls verstanden habe. Vielleicht sei die Regel auch eingeführt worden, um das Spiel schneller zu machen. Michael Keiner nannte es schlicht und einfach „Regelfetischismus“ und weiter „das ist Blödsinn, dieses strategische Mittel zu verbieten“. Bereits vor zehn Jahren sei die Diskussion schon einmal aufgetreten. Michael bemängelte weiter, dass derartige Regeln dem Poker sämtliche Kreativität rauben würden.
Das also nicht einmal Profis des Spiels genau verstehen können, warum die Regel überhaupt angewendet wird, spricht noch mehr gegen diese Veränderung. Und der Tenor ist eindeutig: Weg damit. Veränderungen sind gut, wenn sie dem Spiel helfen. Dies beraubt uns eines interessanten Manövers im Spiel.
Doch trotz allen Protesten und wohl auch dieses Artikels bleiben die Veranstalter vorerst konsequent und setzen weiterhin die Regel um. In einigen Fällen kam der gewünschte Effekt sogar schon als Bumerang zurück: Wurden früher Spieler belastet, weil sie nur eine Karte gezeigt bekamen, so können nun die ursprünglichen Opfer den Gegner zwingen, die andere Karte auch zu zeigen. Insofern bleibt Poker weiterhin kein nettes Spielchen, es haben – zumindest in diesem Fall – die Täter und Opfer lediglich die Seiten getauscht.
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