Jeder Spieler der langfristig erfolgreich Poker spielen möchte kommt um den Faktor Erwartungswert nicht herum. Mit Sicherheit hat der eine oder andere schon mal einen saftigen Pot gewonnen, obwohl er gegen jede Wahrscheinlichkeit im Spiel geblieben ist oder er sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht von schlechten Karten trennen konnte. Das mag hin und wieder glücklich enden, aber ist ganz bestimmt die Ausnahme. Wenn man keine Ahnung hat, wie hoch der Erwartungswert seiner Wette ist, dann ist man langfristig am Verlieren.
Nun, wie genau errechnet man den Erwartungswert, auch EV(Expected Value) genannt oder besser gefragt:
„Was ist der Erwartungswert (EV) und für was brauche ich diesen?“
Der Erwartungswert ist das mathematische Durchschnittsergebnis einer Wette, in der alle möglichen positiven und negativen Ausgänge mit ein kalkuliert werden.
Als kleines Beispiel: Ihr habt einen Sack mit jeweils einer roten und einer schwarzen Kugel. Ihr wettet mit einem Freund um 1000€, dass Ihr die rote Kugel blind aus dem Sack ziehen werdet. Erwischt Ihr die schwarze Kugel, dann müsst ihr 1000€ an den Freund zahlen.
Wie sieht nun der Erwartungswert für diese Wette aus?
Mögliche Ergebnisse der Wette sind:
Rote Kugel= 1000€ Gewinn
Schwarze Kugel= 1000€ Verlust
Wahrscheinlichkeit die Wette zu gewinnen= 50%
Erwartungswert der Wette = 0
Wieso ist hier der Erwartungswert 0?
Hierfür gibt es eine einfache Formel, die schwieriger aussieht, als sie es ist.
(Gewinnwahrscheinlichkeit x Einsatz minus Verlustwahrscheinlichkeit x Einsatz)
Das Minus in der Formel ergibt sich durch die Verlustwahrscheinlichkeit von 50%.
In mathematischer Form würde der Erwartungswert wie folgt aussehen.
(0,5 x 1000€ – 0,5 x 1000€) = 500 – 500 = 0€ Erwartungswert.
Natürlich könnte es in diesem Fall sein, dass Ihr bei dreimaligem Abschluss der Wette, dreimal gewinnt. Hier kann man sofort einen Vergleich zum Pokertisch ziehen.
Angenommen Ihr spielt dreimal einen Coinflip mit exakt 50% Gewinnwahrscheinlichkeit und dreimal gewinnt Ihr trotz Erwartungswert 0.
Zugegeben, es wirkt anfangs etwas eigenartig bei Erwartungswert 0, dreimal oder fünfmal zu gewinnen, aber stellt Euch einfach vor, Ihr spielt die Wette 1000 oder 10.000-mal.
Sehr wahrscheinlich habt Ihr danach weder etwas gewonnen, noch verloren. Da sich die Wahrscheinlichkeit und somit die Mathematik langfristig an ihre eigenen Gesetze hält, ist der Erwartungswert 0, der Gewinn in diesem Fall auch 0.
Aber angenommen wir verändern nun einseitig den Einsatz. Wir müssen noch immer 1000€ zahlen wenn wir verlieren, aber wir sollen 5000€ bekommen wenn wir gewinnen.
Dann sieht die Rechnung folgendermaßen aus:
(0,5*5000€-0,5*1000€) = 2500 – 500 = 2000€ Erwartungswert.
Das heißt aber nicht, dass Ihr im Gewinnfall 2000€ bekommt, (Ihr gewinnt entweder 5000€ oder Ihr zahlt 1000€) aber langfristig, wenn Ihr die Wette z.B. 1000-mal abschließt, dann würdet Ihr in etwa 2.000.000€ Gewinn machen. 2000€*1000 = 2.000.000€.
Ihr seht also, dass der Erwartungswert sehr entscheidend von 2 Faktoren abhängig ist. Nämlich von der Wahrscheinlichkeit zu gewinnen und dem Einsatz der gebracht werden muss. Das kennen wir schon von einem anderen Pokerbereich. Den Pot Odds. Genau genommen beinhaltet das EV Konzept schon den Bereich der Pot Odds.
Die Kernaussage dieses Artikels ist aber einfach zu verstehen. Sollte man öfters oder andauernd Wetten eingehen mit einem negativen Erwartungswert, dann wird man langfristig Verluste machen. Im obigen Beispiel gut zu erkennen ist der Umstand, dass sich unser Gegner auf eine Wette mit einem EV von – 2000€ eingelassen hat, was natürlich langfristig für ihn katastrophale Folgen hätte, wie wir erkennen konnten.
Und gerade beim Onlinespiel spielen wir ja sehr viele Hände und diese werden auch mitprotokolliert.
Solltet Ihr noch am Anfang der Pokerkarriere stehen, dann ist es sehr wichtig, dass Ihr entweder Eure Handhistory auswertet oder Ihr mitschreibt. (Verlust/Gewinn/Zeit etc.) Natürlich lässt sich dein EV pro Stunde, egal ob positiv oder negativ, erst nach mindestens 100 oder mehr Onlinestunden, definieren. Solltest du nach etlichen intensiven Wochen einen –EV haben, dann spielst du entweder zu viele Hände mit negativen Erwartungswert bzw. du hast noch einige Wissenslücken, die dich in diesen Situationen dazu veranlassen im Pot zu bleiben. Diese Wissenslücken kannst du zum Beispiel dadurch füllen, dass du dich mit anderen Pokerspielern über dein Spiel austauschst. PokerStrategy bietet das größte Pokerforum in dem Spieler ihre Hände posten und andere Spieler diese bewerten und darüber diskutieren können. Klicke hier um dir PokerStrategy näher anzusehen.
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