Wenn man Poker im Fernsehen anschaut, dann liegt es auf der Hand, dass man sich in die Spieler hinein versetzt und sich fragt ob er das schon richtig gespielt hat oder nicht, oder was anders hätte laufen können. Ich denke das ist ganz natürlich, dass man sich darüber Gedanken macht.
Das Problem dabei ist allerdings genauso einfach: Man sieht als Zuschauer alle Karten und ist deswegen schon voreingenommen. Es ist leicht zu sagen, dass dieser Zug schlecht war wenn man die gegnerischen Karten kennt. Aber das ist nicht das einzige Problem. Denn in Wirklichkeit kann man überhaupt nicht urteilen wie gut ein Zug war, den man gesehen hat.
Es ist nämlich so, dass 95 % der Fernseh Übertragungen geschnitten sind. Man sieht nur die besten und interessantesten Hände. Das ist auch klar: Wer will schon sehen wie alle folden und der Big Blind einen riesigen Pot einstreicht? Dadurch dass die Hände zusammen geschnitten sind, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Der Spieler hat ganz andere Informationen als der Zuschauer und da liegt schon das Problem. Wenn du zum Beispiel einen Spieler siehst, der mit JT eine 3-Bet macht und dann allin pusht, von AA gecallt wird und verliert, lachst du dich vermutlich schlapp und denkst dir “so dumm kann man doch nicht sein!”. Aber in der Tat kann das schon Sinn ergeben. Denn was ist wenn der Spieler mit AA die letzten 3 Hände nur geraist und gereraist hat ohne eine Hand zu zeigen? Dann kann es gut sein, dass er gerade Amok läuft und versucht jeden Pot mit höchster Aggression zu gewinnen. Natürlich rechtfertigt das nicht unbedingt, dass man mit JT nach so einer Action allin geht, aber der Zug sieht schon wesentlich anders aus.
Doch als Zuschauer kann es sein, dass man davon gar nichts mitbekommt. Informationen wie die Vorgeschichte, oder die Geschichte zwischen zwei Spielern, kann man als Zuschauer gar nicht in Betracht ziehen. So ist es gut möglich, dass sich zwei Spieler schon seit Jahren kennen und genau wissen wie der Gegner tickt und spielt. Dann sind manche Züge, die für den Zuschauer unerklärlich aussehen absolut gerechtfertigt.
Wenn man also Poker im TV anschaut, dann muss man immer bedenken, dass die Spieler mit anderen Informationen arbeiten als man selbst als Zuschauer. So gern man sich auch über die Spieler lustig machen möchte, so schwierig ist es bei Übertragungen die Qualität von Entscheidungen zu beurteilen.
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