Besonderheiten von Sit and Go Strategy

Die Aufregung war groß als der weltgrößte Pokerbuchverlag, 2 + 2 Publishing verkündete, dass in Kürze ein Sit and Go Buch eines gewissen Collin Moshman veröffentlicht werden soll. Die eingefleischten und selbst ernannten Sit and Go Experten waren nicht damit einverstanden, dass ein No Name ein Buch über dieses schwierige Thema herausbringen soll. Wie es bei Internetspielern eben ist kennt man sie höchstens unter einem Pseudonym.
Ich bin jedenfalls -wie viele andere- der Ansicht, dass man Bücher für sich selbst sprechen lassen soll. Lieber lese ich ein gutes Buch eines No Name Autors, als ein schwaches, das ein Superstar oder „Experte“ geschrieben hat (davon gibt es genug!).

Es geht einzig und allein um 10/9 Mann Sit-and-Goes mit der üblichen Auszahlungsstruktur 50, 30, 20 %. Spielvariante ist natürlich NL Texas Hold’em.
Es handelt sich um kein Anfängerbuch! Wer noch keine Turniergrundlagen beherrscht wird keine große Hilfe von diesem Buch erwarten können.

Alle Turnierspieler, die das ein oder andere Sit and Go spielen. Ebenfalls geeignet für eingefleischte Sit and Go Spieler, die die Absicht haben ihr Spiel zu verfeinern.

Anfänger, die wenig Erfahrung mit Turnierpoker und No Limit Hold’em allgemein haben.

Das Buch ist in vier große Kapitel untergliedert:
Low Blind Play: Es wird nach fundamentalen Turnierprinzipien (Turnier-Equity, Pot Odds, Chip EV) das Spiel in den ersten Blindrunden beschrieben. Wie spiele ich vor dem Flop und nach dem Flop?
Mid Blind Play: Das Spiel in der mittleren Phase ist geprägt von Blindstehl, Resteals und der Attacke der sogenannten High-Blind-Limper. Neben diesen und anderen wichtigen Konzepten wird ebenfalls das Spiel vor und nach dem Flop behandelt.
High Blind Play: Am Bubble gibt es ein mathematisch korrektes Spiel, welches hier analysiert wird. Wann gehe ich allin, wann calle ich ein allin, wie nutze ich die Passivität am Bubble aus und wie spiele ich gegen einen, oder zwei Spieler? All das wird ausführlich beantwortet und die Fundamental Theorem of Sit’n Go High Blind Play beschrieben.
Career Play: In diese Bereich fallen unter anderem die „Soft-Skills“ wie nützliche Software, Psychologie und Tischselektion. Es werden die Unterschiede zu Cash Games und ein paar nützliche Strategien zum Hand-Reading gezeigt.
Der Anhang ist mit Odds, Spielstatistiken und Vergleichsrennen bespickt.

Ein Buch, das sich mit einem schwierigen Thema auseinandersetzt. Es war zu erwarten, dass es mit knapp 270 Seiten keinen schwachen Spieler in einen Sit’n Gott (Achtung lustiges Wortspiel!) verwandeln kann. Für den ambitionierten und etwas erfahrenen Pokerspieler ist es sehr zu empfehlen, wenn dieser an seiner Sit’n Go Strategie feilen möchte. Es werden einige neue Konzepte und die wichtigen mathematischen Grundlagen (va ICM) relativ ausführlich vorgestellt.
Dennoch ist es meiner Ansicht nach zu knapp geraten um als Pflichtlektüre bewertet zu werden. Was Harrington für NL Turniere ist, ist Moshmann leider nicht für Sit’n Gos. Ich hätte mir wesentlich längere, auf mathematischer Grundlage basierende Ausführungen gewünscht. So ist es zwar ein gutes Buch, aber leider für Einsteiger zu kompliziert und für Profis nicht tiefgründig genug. Interessant wäre auch ein großer Abschnitt über das Spielen gegen einen tight-aggressiven Gegner, wie der Leser es werden soll gewesen.
Das größte Manko ist leider, dass der Autor kein einziges Mal einen Unterschied im Buy-In diskutiert. Er geht bei allen Händen von guten und denkenden Gegnern aus und widmet keine Seite der Anpassung an unterschiedliche Level. Es ist eben ein großer Unterschied zwischen einem $ 1 und einem $ 500 Sit’n Go.