Jeder, der schon etwas Poker-Erfahrung hat, stand schon einmal vor der Entscheidung, ob er mit einem kleinen Pärchen erhöhen, oder doch nur checken soll. Schließlich ist selbst 22 gegen AQ Favorit, also warum nicht erhöhen und diese Führung verteidigen?
Cash Game vs. Poker-Turniere
Zu allererst muss man zwischen Cash Games und einem Poker-Turnier unterscheiden. Bei letzterem spielt man nicht um Chips zu gewinnen, sondern um eine bestimmte Platzierung zu erreichen. Die Dynamik in Pokerturnieren macht es manchmal erforderlich gewisse Risiken einzugehen um die gewünschte Platzierung zu erreichen. In einem Cash Game hinegen, ist das einzige Ziel möglichst viele Chips zu generieren und das Geld in Situationen zu setzen, in denen man eine positive Gewinnerwartung hat.
Kleine Pärchen sind gute Turnierhände, weil sie vor dem Flop wirklich nur gegen höhere Pärchen schlecht abschneiden, ansonsten kein Underdog sein können (genauso wie AK, das ebenfalls nur gegen (hohe) Pärchen schlechtere Chancen hat). Jeder kennt den sogenannten Coinflip, den Münzwurf, den man in Turnieren immer wieder sieht, wenn AQ gegen 66 antreten muss. Diese Situationen kommen in Poker-Turnieren öfter vor, in Cash Games sogut wie nie. Wer möchte schon für 100 Big Blinds Münzen werfen?
Am Cash Game Poker-Tisch
Wenn wir von einem Cash Game sprechen, so gehen wir von relativ tiefen Stacks aus, die mehr als das fünzigfache des Big Blinds sind. Bei diesen kleinen Blinds, ist es ein großer Fehler kleine Pärchen aggressiv zu spielen und einfach darauf hoffen auf zwei ungepaarte hohe Karten, oder vielleicht sogar ein kleineres Pärchen zu treffen.
Mit diesen Stacks muss man versuchen einen möglichst günstigen Flop zu sehen um alle Chips in die Mitte zu bekommen, wenn der Wunderflop mit dem Set auftaucht. Wenn nicht, einfach folden und sich aus dem Staub machen. Diese Spielweise erfordert nicht sonderlich viel Können.
Was ist aber, wenn der Flop nicht gerade günstig ist und man einen Raise callen muss? Dann hängt die Entscheidung von zwei „einfachen“ Faktoren ab: Den Stacks und dem Gegner.
Um überhaupt Chips mit einer solchen Drawing Hand zu investieren, muss man wissen wie der mögliche Gewinn aussieht, wenn man den Draw in Form eines Drilling vervollständigt. Sind die Stacks im Verhältnis zu den Kosten für den Flop relativ tief, so begünstigt das natürlich die Auszahlung. Spielt man eine 1/2 EUR Partie mit 200 EUR Stacks und jemand erhöht auf 6 EUR vor dem Flop, so beträgt der potentielle Gewinn 200, die Investition aber nur 6 EUR. Dieses Verhältnis ist sehr günstig, wenn man die Odds von 7,5:1 für das floppen eines Sets betrachtet.
Eine einfache Rechnung zeigt den Erwartungswert, wenn man davon ausgeht jedesmal den gesamten Stacks des Gegners zu bekommen:
0,135 x 200 + 0,865 x (-6) = 21,81
ABER: nicht immer bekommt man den gesamten Stack, weil der Gegner z.B. AK hält und den Flop verfehlt (wer ließe sich bitte mit Ace high allin stacken?) und der Gegner, gegen den man antritt, ist nicht immer bereit alle Chips zu opfern, wenn er nur ein, oder zwei Pärchen hat.
Genau diese Diskussion wird im Implied Odds Artikel weitergeführt.
Festzuhalten bleibt, dass es zwei wichtige Faktoren gibt, die ausschlaggebend für den potentiellen Gewinn sind (siehe Artikel) und dass man in einem Cash Game mit tiefen Stacks auf Drillingjagd gehen sollte.
Das Spiel im Pokerturnier
Wenn ich hier von Turnieren rede, so meine ich die mittlere und letzte Phase eines solchen, wenn die Blinds schon recht hoch im Vergleich zu den Stacks sind (20 BB und weniger). Ein Poker-Turnier in der Anfangsphase mit 50 BB und mehr, entspricht mehr einem Cash Game als einem Turnier.
Grundsätzlich gilt: Je höher die Stacks, desto größer muss ein Pocketpair sein, damit es nicht nur for Set Value gespielt werden kann. In einem Cash Game ist es häufig ratsam selbst JJ als kleines Paar und Draw-Hand anzusehen. Je kleiner aber die Stacks, desto wertvoller werden alle Pocketpaare und irgendwann muss selbst 22 als gemachte Hand herhalten und sich einer Konfrontation stellen.
Sinken die Stacks unter 20 BB, so sollten 88 – AA als gemachte Hände verteidigt und nur noch 77 – 22 als kleine Pärchen behandelt werden. Unter 10 BB ist allerdings jedes Pärchen stark genug um bereits vor dem Flop alle Chips in der Mitte zu versammeln (abgesehen von Hyperaction wie Raise, Call, Reraise, Call…).
Es ist schwierig hier genaue Richtlinien zu geben. Es sollte dir klar sein, dass du mit einem Stack von über 50 BB for Set Value spielen und je kleiner der Stack wird, das Spiel anpassen solltest. Im Short Stack Play- Artikel, werden die einzelnen Stufen noch genauer behandelt.
Leitfaden
- Bei tiefen Stacks haben kleine Pocketpaare nur einen Wert, wenn sie den Drilling treffen.
- Die Stacks und der Gegnertyp sind wichtige Faktoren für die Implied Odds, die kleine Pärchen brauchen
- Sie sollten als Drawing Hände behandelt werden
- Das ändert sich nur, wenn die Stacks im Vergleich zu den Blinds seicht werden (< 20 BB)
Bevor du das Pärchen spielst, brauchst du einen Plan für das Spiel nach dem Flop. Entweder du foldest, falls du das Set nicht triffst, oder du versuchst allin zu gehen, solange du noch ein Overpair hast. Diesen Plan solltest du haben, bevor du irgendetwas setzt.
Soviel zum Thema Pocketpairs. Auf PokerStrategy findest du noch weitere und tiefer gehende Artikel zu diesem Thema. Wir empfehlen dir einfach mal auf PokerStrategy, der größten Pokerschule mit hunderten von Artikeln und Coaching Videos vorbei zu schauen. Klicke hier um PokerStrategy zu besuchen!
Auch interessant:
• No-Limit Hold’em: Spiel nach dem Flop für Fortgeschrittene• Spiel gegen Short Stacks in No-Limit Hold’em
• Spiel nach dem Flop in No-Limit Cashgames
• Seven-Deuce – Das Spiel mit Sieben-Zwei
• Postflop Spiel an Turn und River bei No-Limit Hold’em