Es ist wirklich erstaunlich, dass ein gemütlicher Poker-Abend mit Freunden so manche Discoausflüge an einem Samstag Abend ersetzt hat. Während am Wochenende immer das „Weggehen“ auf dem Programm stand, hat es der Poker-Boom tatsächlich geschafft, dass sich eine Gruppe junger Leute zusammensetzen und eine Runde poker spielen. Vielleicht liegt der Höhepunkt dieser Welle schon etwas hinter uns, aber Poker-Abende werden bei einem Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen für lange Zeit eine Freizeitgestaltung bleiben.
Manchmal gibt es aber so Poker-Abende an denen irgendwie nichts passiert: Jeder meckert über schlechte Hände, kein Straight Flush gegen einen Vierling und kein dicker Pot, der durch einen Bluff gewonnen wird. Mit einem Wort sind solche Durststrecken -zumindest aus poker-technischer Sicht- langweilig. Da werden dann auch ein paar Bier mehr getrunken oder die Unterhaltung am Tisch rückt in den Vordergrund. Damit dies aber nicht zur Gewohnheit wird, möchte ich hier ein paar Poker-Spielchen vorstellen, die für Abwechslung sorgen und wieder Schwung in einen eintönigen Poker-Abend bringen.
Das Seven-Deuce Poker-Spiel
Bei diesem etwas extravaganten Zusatzspiel geht es darum in einer No Limit Hold’em Poker-Partie mit der schlechtesten Starthand 72 einen Pot zu gewinnen. Es wird ein Einsatz vereinbart, den jeder Spieler demjenigen bezahlen muss, der es schafft mit 72 einen Pot einzustreichen. Wer aus einer Hand gedrängt wird, wird doppelt bestraft wenn das seinem Gegner mit 72 gelingt. Derjenige, der mit dieser Hand gewinnt, bekommt üblicherweise einen bis zwei Big Blinds von jedem Spieler. Darüber muss man sich vor der Partie eben einig werden.
Das Spiel ist deswegen so interessant, weil irgendwie jeder, der gerade 72 auf der Hand hält versucht mit allen Mitteln den Pot zu gewinnen. Das kann sehr teuer, aber auch genauso cool sein …
Hört man das Wörtchen Reraise vor dem Flop oder man hat das Gefühl, dass der Gegner eine Monsterhand zu haben scheint, sollte man nicht nur Asse oder Könige miteinplanen, sondern auch 72 hinzunehmen. Manche Entscheidungen am Poker-Tisch verändert das total.
Viele mögen sich denken, dass es dumm sei wegen paar extra Big Blinds viele Chips mit dieser schlechten Hand zu riskieren und damit mögen sie auch Recht haben. Allerdings ist dieses Spielchen Ansporn genug etwas total anderes zu machen. Manchmal geht es gut, manchmal nicht und genau das macht den Reiz aus. Wer also nicht toternst spielen will und etwas Abwechslung sucht, wird mit dem Seven-Deuce Spiel viel Freude haben, auch wenn es aus strategischer Sicht absolut keinen Sinn macht.
Bet in the Dark
Wenn Gemeinschaftskarten aufgedeckt werden, kann der Poker-Spieler out of Position eine Aktion in the dark tätigen. So kann der Small Blind, bevor der Flop auftaucht in the dark checken oder betten. Macht er dies, folgt der nächste Spieler und kann ebenfalls einen Zug im Dunklen ausführen. Checkt der Small Blind in the dark, kann der nachfolgende Spieler z.B. in the dark betten. Wiederum der nächste kann in the dark raisen, folden oder callen. Ist ihm das zu blöd, kann er das Spielchen einfach stoppen und sich den Flop anschauen. Diese Möglichkeit besteht natürlich immer. Wer aber einen Zug in the dark macht, bindet sich aber daran und kann diesen nicht mehr rückgängig machen. Setzt der Small Blind z.B. etwas ins Dunkle, der Big Blind callt und der Flop gefällt letzterem überhaupt nicht, so kann er nicht einfach sagen „war doch nur Spaß!“ und seinen Einsatz zurücknehmen.
Während der Check in the dark dazu dient keine Informationen preis zu geben, sind Einsätze relativ sinnlos. Auch können diese ad absurdum geführt werden. Ein Poker-Spiel in the dark von Flop zu River ist natürlich Blödsinn, kann aber unter Umständen lustig sein.
Mit ernsthaftem Poker hat ein Bet, Raise, Call – Check, Bet, Raise, Call in the dark wenig zu tun, aber es können sich damit ein paar interessante Situationen entwickeln. Wenn es um nicht viel geht kann man sich mit einem geeigneten Partner schon das ein oder andere mal auf einen solchen Raisekampf in the dark einlassen.
Blind Man’s Bluff
Ein Spiel, das sogar schon einen inoffiziellen World Series of Poker-Final Table gebildet hat, heisst Blind Man’s Bluff und verfolgt einen komplett anderen Ansatz als normales Poker. Man kennt nämlich nicht die eigenen Karten, sondern nur die Karten der Gegner. Gespielt wird nach den alt bekannten Hold’em Poker-Regeln und jeder Spieler erhält zwei Karten. Diese darf er sich aber nicht anschauen und muss sie sich auf die Stirn halten, so dass alle anderen Spieler diese sehen. Man spielt demnach wirklich wie Gus Hansen so schön sagt „Seinen Gegner, nicht die Karten“ und muss seine Entscheidungen mit der Handstärke der Gegner begründen.
Ansonsten bleibt das Spiel dasselbe, auch können andere Poker-Varianten ausprobiert werden wie zum Beispiel Omaha, wobei es hierbei am schwersten ist die vier Karten sichtbar auf der Stirn zu platzieren. Wenn man dann auch noch die korrekte Handstärke der Gegner herauslesen muss, fühlen sich einige überfordert.
Chinese Poker
Ein Spiel, das auch bei den Profis im Turnierzirkus für Abwechslung sorgt ist Chinese Poker. Es kann maximal zu viert gespielt werden (zumindest mit einem Kartendeck), wobei jeder Spieler 13 Karten erhält. Sein Ziel ist es drei Poker-Hände damit zu bauen, die aus zwei Fünfkarten-Hände und einer Dreikarten-Hand bestehen. Die Front Hand ist die aus drei Karten bestehende Hand, bei der natürlich weder Flushs noch Straights zählen. Sie muss die schwächste aller drei Hände sein.
Die Middle Hand besteht aus fünf Karten und muss nur stärker als die Front Hand sein, darf aber den Wert der Back Hand nicht überschreiten. Diese besteht auch aus fünf Karten und muss besser als Front und Middle Hand sein.
Sind alle Hände zusammengestellt werden sie untereinander verglichen. Schlägt die Front Hand von Spieler 1 die von Spieler 2, so muss er diesem einen Unit (fixe Einheit wie der Blind) abdrücken. Spieler 2’s Front Hand zieht aber gegen die von Spieler 3 den Kürzeren, so muss 2 an 3 einen Unit abgeben. Spieler 1 muss natürlich auch an Spieler 3 einen Unit bezahlen. Das gleiche passiert mit Middle und Back Hand.
Auch gibt es noch Sonderformen in der Bezahlung, aber diese machen kaum einen Unterschied. Wer Spaß an Chinese findet wird ihn auch so haben. Wer nicht, dem ist auch mit Sonderformen nicht mehr geholfen …
H.O.R.S.E, C.H.O.K.S.B, und andere Spinnereien
Diese seltsamen Anhäufungen von Buchstaben stehen für einzelne Poker-Varianten, die in der gegebenen Reihenfolge Runde für Runde durchgespielt werden. So steht H.O.R.S.E für Hold’em, Omaha, Razz, Seven Card Stud, Seven Card Stud Eight or Better. C.H.O.K.S.B ist eine Eigenkreation und besteht aus den Varianten: Chinese Poker, Hold’em, Omaha Poker, Kansas City Lowball, Seven Card Stud, Blind Man’s Bluff.
Der Phantasie sind hier wirklich keine Grenzen gesetzt. Die verschiedensten Varianten können durcheinandergewürfelt werden und es sollte auf der Hand liegen, dass für Abwechslung gesorgt ist.
Nach jeder Runde werden die Varianten gewechselt. So wird bei H.O.R.S.E zuerst eine Runde Hold’em Poker gespielt. Ist der Button einmal herum gewandert, wird auf Omaha gewechselt. Es ist jedenfalls empfehlenswert sich Varianten auszusuchen, die alle Spieler halbwegs beherrschen. Es macht wenig Spaß wenn jemand nicht die Regeln kann und den Spielfluss negativ beeinflusst. Am besten ist es sich nicht irgendwelche toll klingenden Kombinationen auszudenken, sondern von den in Frage kommenden Poker-Varianten den besten Mix zu finden.
Der Straddle
Um etwas mehr Action in die Partie zu bringen kann man auch einen dritten Blind ins Spiel bringen. Der Spieler under the Gun, links vom Big Blind setzt einfach den doppelten Big Blind ohne seine Karten gesehen zu haben. Nun ist er der eigentliche Big Blind, weil alle Poker-Spieler den Betrag des doppelten Big Blinds setzen müssen und er als letzter an der Reihe ist.
Dieser Straddle kann von einzelnen, actionwilligen Spielern gebracht werden, oder von jedem. Dann wäre es ein Livestraddle. Letzendlicher Effekt ist die Pots deutlich größer zu machen.
Tipp: Bei PokerStars kannst Du private online Turniere organisieren – also praktisch Homegames im Internet durchführen. Melde Dich jetzt dort an, um zu sehen, wie einfach das funktioniert.
Auch interessant:
• Ausrichtung eines Poker Homegames• Online Poker Sit and Go Guide
• Sit and Go – Spiel bei niedrigen Blinds