False Tells



Wer sich noch gar nicht mit Tells beschäftigt hat, sollte das tun bevor er sich mit vorgespielten Tells auseinandersetzt. Generell bin ich der Meinung und praktiziere das selbst auch, dass man alle seine Tells möglichst verstecken und versuchen soll dem Gegner keinerlei Informationen zu geben.

Defensive Rolle

Mit dem Roboteransatz (= absolut keine Tells von sich zu geben) geht man total in die Defensive. Man wird, wenn möglich nicht lesbar, hat aber auch keinen Einfluss auf den Verlauf der Partie. Sitzt man immer wie eine Statue da und merkt, dass der Gegner den Eindruck macht zu callen, obwohl wir das nicht wollen, so sieht man nicht nur aus wie eine Statue, sondern wird auch genauso hilflos! In der Defensive hat man keinerlei Kontrolle über den Spielverlauf und eliminiert sozusagen den möglichen Nachteil, aber auch den Vorteil von Tells. Deswegen ist dieser Ansatz der sicherste, aber -vorausgesetzt man beschäftigt sich mit Tells und deren Vortäuschung- auch der unprofitabelste!

Der Maniac

Auch mit dem Roboteransatz lassen sich nicht alle Tells verstecken. Deswegen glaubt der Maniac seine Tells derart anhäufen zu müssen, dass sich der Gegner überhaupt nicht mehr auskennt. So kann der Maniac den Rauch seiner Zigarette nach oben ausstoßen (starke Hand), behaupten, dass er nur blufft (schwache Hand), blöd und unecht grinsen (schwache Hand) und weg vom Tisch schauen (starke Hand). Was soll sein Gegner damit anfangen können? Nichts und das möchte der Maniac erreichen.

Tells und Multiple-Level Thinking

Multiple-Level Thinking ist das Denken in mehreren Ebenen. Dieses Prinzip ist nicht nur bei Ihrer Strategie wichtig, sondern auch bei Tells. Ziel ist es immer herauszufinden auf welchem Level Ihr Gegner denkt.

Nulltes Level:
Ihr Gegner hat keine Ahnung von Tells und weiß auch nicht, dass er welche hat. Dieser Gegner ist der schwächste und kann einfach dadurch geschlagen werden, dass Sie Tells finden und diese anwenden.

Erstes Level:
Das ist das Level auf dem Sie sich bisher befinden. Sie kennen einige Tells und können sie, wenn sie von einem Spieler auf dem nullten Level zu beobachten sind ausbeuten.

Zweites Level:
Allmählich wird es etwas komplizierter. Dieser Spieler weiß, dass Sie die Tells aus dem ersten Level kennen und weiß auch, dass Sie auf der Suche nach Tells sind um ihn besser lesen zu können.

Drittes Level:
Hier sind wir eigentlich an der Grenze angelangt. Dieser Spieler weiß, dass Sie wissen dass er weiß, dass Sie auf Tells achten und die grundlegenden Tells auch auf Ihre Gegner anwenden.

Ihr Ziel ist es nun herauszufinden auf welchem Level Ihr spezieller Gegner denkt.
Handelt es sich um einen Spieler aus dem nullten Level, so hat dieser ganz offensichtliche Tells und ist sich dessen nicht bewusst. Ein Beispiel sind blutige Anfänger, die sogar wörtliche Tells von sich geben wie: „Ich hab zwar nichts, aber der hat auch nichts!“, oder „Ich glaube nicht, dass du zwei Könige schlagen kannst!“ Ansonsten gelten die oben angesprochenen Tells, die sich ohne Probleme auf diesen Spielertypen anwenden lassen.

Der Spieler folded, wenn er so tut als ob und er erhöht, wenn er vorhin schon in die Chips gegriffen hat. Danken Sie jedem dieser Spieler, wenn er sich zu Ihnen an den Tisch gesellt, er ist sehr sehr leicht zu schlagen.
Etwas komplizierter wird es auf dem zweiten Level. Auf dieser Ebene befindet sich der Spieler, der Ihnen zurzeit noch überlegen ist. Es handelt sich hierbei um den Schauspieler. Der Schauspieler handelt immer gegenteilg zu seiner eigentlichen Stärke um Sie zu falschen Entscheidungen zu zwingen.


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Vorgespielte Tells
Um erfolgreich Tells vorspielen zu können, ist es wichtig herauzufinden auf welchem Level der Gegner denkt. Haben wir es mit einem Level-Null-Gegner zu tun, so müssen wir nur so tun als wären wir stark, obwohl wir schwach sind. Er wird uns glauben und folden. Das ist wirklich die einfachste Sache der Welt!
Bei einem Bluff gilt es einfach Stärke zu zeigen, ihn einzuschüchtern und körpersprachlich präsent zu sein. Chips sollten mit ordentlicher Feuerkraft in die Mitte geworfen werden, die Ankündigung „Raissse!!!“ soll laut und deutlich erfolgen und einfach eine starke Hand demonstriert werden.

Sind wir so stark um einen Call oder Raise zu induzieren, so einfach gegenteilig verfahren.
Der Level-Eins Denker ist ebenfalls leicht zu schlagen, das schwierige ist es nur ihn zu finden. Meist ist das ein Spieler, der seine Gegner beobachtet und sein Spiel verändert, wenn er bei seinem Gegner Tells entdeckt. Wissen wir, dass der Gegner die gängisten Tells (z.B. aus Mike Caro’s Book of Tells oder aus Jan Meinert’s Poker-Schule/Uni) kennt, so ist er auch leicht zu schlagen indem wir Stärke zeigen, wenn wir stark sind und Schwäche, wenn nicht!
Unser Level-Eins-Denker wird sich fragen: „Warum zeigt er hier derartige Stärke, wenn er einen Call von mir sehen will? Nein, der spielt mir nur was vor … I raise!“
Hierzu fällt mir eine nette Hand aus einem kleinen Turnier ein. Es waren nur noch 2 Tische übrig und es war deutlich zu sehen, dass sich die Spielstarke ganz klar gesteigert hat. Es kam zu einer Hand gegen jemanden, mit dem ich zu Beginn schon am selben Tisch, sogar nebeneinander gesessen bin. Wir haben uns unterhalten und ich konnte die Information gewinnen, dass er ein guter und klassischer Level-Eins Spieler ist.

Als es dann an den Finaltisch ging befand ich mich mit ihm in einer kritischen Hand. Die Blinds waren recht hoch und jeder war mehr oder weniger shortstacked. Ich fand 87o pushte in mittlerer Position allin und alle foldeten zu ihm im BB. Er hat ernsthaft nachgedacht und 2:1 Pot Odds bekommen. Ich wusste natürlich nicht die beste Hand zu haben und wollte verhindern, dass er callt. Ich kaute lässig auf meinem Kaugummi weiter (kein Kauen wäre ein Anzeichen eines Bluffs) und schaute gelangweilt durch die Gegend (was ein Schauspieler-Tell für eine starke Hand ist (siehe Mike Caro)). Schließlich foldete er und ich fragte ihn was er hatte. Er hat hier wirklich AJ weggeworfen, da er Angst hatte dominiert zu sein, weil ich derart „stark sein musste“. Ich sagte ihm, dass er einen guten Lay-Down gemacht hat und freute mich ihn in der nächsten Hand vom Tisch genommen zu haben.
Level-Zwei Gegner finden sich sehr selten. Diese lassen sich aber ohnehin nicht mit einfachen und aus Büchern bekannten Tells auf den Arm nehmen. Sie müssen anders geschlagen werden …

Setting it up …
Hinter jedem Set-Up eines Tells steht natürlich der Grundsatz, dass der zu beeinflussende Gegner auch aufmerksam ist und auf sowas achtet. In frühen Phasen des Turniers, wenn die Blinds noch klein sind und Fehler keine tiefen Wunden hinterlassen, gilt es einen False Tell aufzusetzen. Dabei muss man zwei, drei Mal dem Gegner einen Köder (Tell) hinwerfen. Wenn es dann um einen dicken Pot geht, schnappt die Falle zu!
Zum Beispiel spielen wir ein Heads-Up gegen einen Spieler, der ständig auf der Suche nach Tells ist. Zu Beginn setzen wir unseren False Tell auf: Bei einer Continuation Bet machen wir einen Einsatz mit übertrieben viel Geschwindigkeit, wir werfen die Chips richtig in den Pot. Achtung, nicht übertreiben, sonst wird der aufmerksame Gegner stutzig! Einfach mit etwas extra Kraft die Chips hineinfeuern und anschließend Check/Fold spielen. Nun weiß unser Gegner, dass wir nur geblufft haben. Er notiert sich den Tell: Chips mit ordentlicher Geschwindigkeit in den Pot = Bluff. Nachdem wir das ganze zwei, drei Mal wiederholen, wird er sich dessen absolut sicher sein.

… and take it down
Wenn später die großen Pots gespielt werden, haben wir folgende Möglichkeiten:
Einmal können wir eine Value Bet genauso machen wie vorhin unsere Bluffs.
Zweitens können wir unsere Bluffs genau gegenteilig wie vorhin machen.
Was aber, wenn der Gegner eine Value Bet callt und nun gesehen hat, dass wir ihn auf die falsche Fährte gelockt haben? Wer sich hier unsicher ist auf welchem Level der Gegner in dieser neuen Situation denkt, der sollte einfach einen komplett anderen Einsatz tätigen (z.B. Chips in die Mitte schieben). Wahrscheinlich wird aber der Gegner jetzt denken, dass wir einen Tell aufgesetzt haben und geht davon aus, dass wir weiterhin am Erfolg dieses False Tells festhalten. Er schließt daraus, dass wir beim nächsten Mal wieder eine Value Bet genauso machen wie wir ganz am Anfang mit dem Bluff Tell angefangen haben. Nun sollten wir den Bluff wieder mit extra Feuerkraft spielen und bei einer Value Bet mit weniger.

Kompliziert, aber
wer dies beherrscht wird ordentlich belohnt! Im Prinzip muss man „nur“ ein Level höher denken als der Gegner. Wenn einem das immer gelingt, kann man ihn geradezu steuern wie eine Puppe. Nötig ist hier vor allem Erfahrung!

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