Im folgenden widmen wir uns den loosen Spielertypen, die einen schlechteren Ruf haben als ihnen eigentlich zu steht. Denn der loose-aggressive Stil ist mittlerweile der beste wenn er richtig ausgeführt wird. Die Anwendung ist allerdings schwierig und du lernst ihn am besten auf einer Pokerschule wie PokerStrategy. Dort findest du tausende Videos zum loose-aggressiven Spielstil. Klicke hier um den Spielstil auf PokerStrategy zu erlernen! Nun aber etwas Theorie zu loosen Spielertypen.
Es kursieren unterschiedliche Einteilungen looser Spieler. Manche sagen, dass sie grundsätzlich zuviel callen, die Mehrheit bezeichnet aber Spieler, die vor dem Flop zuviele Hände spielen als zu loose. Um beidem gerecht zu werden kann man die Spielweise vor dem Flop und nach dem Flop unterscheiden. Ein looser Spieler vor dem Flop spielt zuviele Hände und ein looser Spieler nach dem Flop callt in Situationen in denen er nicht callen sollte. Da diese beiden Eigenschaften aber häufig miteinander in Verbindung stehen, reicht die Klassifizierung „loose“ als Beschreibung eines Spielers, der zuviele Hände spielt als er sollte. Von dieser Sorte gibt es natürlich noch weitere Spielertypen, die sich allesamt unterscheiden:
Der loose-passive Spieler.
Dieser wird häufig einfach als Fisch bezeichnet. Er spielt vor dem Flop zuviele Hände, aber callt diese nur. Meist sitzt er mit J6s in mittlerer Position, schaut sich einfach mal den Flop an und hofft irgendwas zu treffen.
Die Nachteile dieses Spielertyps müssen hier wohl nicht erläutert werden.
Nach dem Flop wird nur sehr selten erhöht, aber zu häufig gecallt. Wenn er eine starke Hand hat wird er wenig erhöhen, aber nur callen, wenn vor ihm erhöht wurde. Hat er irgendeinen Draw wird unverhältnismäßig viel für denselbigen bezahlt. Fragt man ihn warum er mit 2:1 Pot Odds und einem Gutshot callt, erhält man häufig die Antwort: „Es fehlt ja nur eine Karte…“. Pot Odds spielen für ihn keine, oder eine untergeordnete Rolle und daher ist er auch sehr leicht zu schlagen, weil er nach der Fundamental Theorem of Poker große Fehler mit seinen schlechten Calls begeht.
Er callt aber nicht nur mit Draws zuviel, sondern auch mit mittelmäßigen gemachten Händen. Sitzt er mit Top-Pair und schwachem Kicker am Flop, callt er meist pot-sized Bets an Flop, Turn und River. Der Grund für diese loosen Calls ist, dass er sich von gemachten Händen nicht/kaum trennen kann.
Der loose-aggressive Spieler, der glaubt er sei Ivey.
Dieser unterscheidet sich in der Aggressivität vom Fisch. Auch er spielt zuviele Hände, aber auch aggressiver. Q9s wird nach ein paar Limpern ordentlich erhöht und ein großer Pot hergestellt. Dieser Spieler glaubt den anderen überlegen zu sein, weil er aggressiver ist als seine schüchternen Gegner. Wenn er nicht schon vor dem Flop die Blinds mit einem satten Raise gewinnen kann, so versucht er es nach dem Flop weiter.
Dieser Spieler begeht mehrere Fehler: Einmal hält er sich in Pots mit schwachen Händen auf. Zweitens spielt er durch seine ständigen Erhöhungen große Pots mit mittelprächtigen Händen (Big Pot, Big Hand; Small Pot, Small Hand!). Zum Dritten überschätzt er sich und seinen Druck, den er auszuüben vermag. Viertens blufft er zuviel und wird aufgrund seines Images häufiger gecallt als der durchschnittliche Spieler.
Der loose-aggressive Spieler namens Ivey.
Solche Spieler sind nur in erstklassigen Runden vorzufinden und müssen vom oben erwähnten loose-aggressiven Spieler unterschieden werden. Sitzt man sich neu an einen Tisch, beobachtet die Action und stellt fest, dass der Nachbar fast jede Hand spielt und unglaublich viel erhöht, so neigt man zu der Annahme, dass er einfach ein Maniac ist und sehr loose-aggressiv spielt.
Aber Vorsicht! Hinter dieser Fassade kann sich der gefährlichste Spielertyp verbergen. Der moderne hyper-aggressive Spieler wie Ivey spielt, wenn er den nötigen Stack dazu hat sehr viele Hände und sehr aggressiv. Der Unterschied zwischen dem oben erwähnten loose-aggressiven Spieler und Ivey ist, dass letzterer (meist) weiß, wann er geschlagen ist und wann er seine Gegner aus der Hand bluffen kann.
Er spielt seine starken Hände wie seine schwachen und ist daher sehr schwierig zu lesen. Des weiteren spielt er Hände, die sehr gut versteckt sind und auf die ihn sein Gegner niemals setzen würde. Er spielt keine Hände, die leicht dominiert sind, sondern ausbaufähige Hände mit Potential zu einer Monsterhand. Sieht er einen tighten Spieler aus früher Position erhöhen, so würde er K2 am Button nur selten anfassen (außer er glaubt dem Raiser so überlegen zu sein, dass er ihn ohne Probleme ausspielen kann), aber 97s, 54s, T7, 44 schon eher spielen. Der Grund sind nicht nur gute Strassenmöglichkeiten, sondern einmal, dass diese Hände nicht (bzw. sehr selten) dominiert werden und zum zweiten, dass sie sehr gut versteckt sind.
Trifft Ivey z.B. in der oben erwähnten Situation Two Pair bei einem Flop von 927, so wird er alle Chips von seinem Gegner bekommen, wenn dieser sein hohes Pocketpärchen nicht weglegen kann. Sein Gegner glaubt entweder, dass er blufft, weil er diesen Flop (außer mit 99 und 77) nicht getroffen haben kann, oder dass er ein kleines Pocketpärchen hat und meint die bessere Hand zu haben.
Die einzige Schwäche, die dieser Spieler hat ist die, zuviele Hände zu spielen. Diese kompensiert er aber wieder mit seinen Fähigkeiten die Gegner nach dem Flop auszuspielen. Ivey an einem Tisch mit vielen schwachen Spielern könnte wohl jede Hand mit positivem Erwartungswert spielen.
Er mag es jeden Pot in Angriff zu nehmen und Schwäche zu attackieren. Wenn aber das große Geld in die Mitte wandert, kann man sich sicher sein, dass er eine kaum schlagbare Hand hat!
Der Hyper-Maniac
Dieser Spielertyp ist eine ganz extreme Form des loose-aggressiven Spielers, allerdings nicht im hyper-aggressiven Sinne wie Ivey. Dieser Spieler geht „allin in the dark“ (also ohne sich seine Karten, oder die nächsten Gemeinschaftskarten angesehen zu haben), callt immer oder macht sonstigen Unfug. Kurz gesagt ist er verrückt und die Analyse seiner Schwächen hätten den Umfang einer Doktorarbeit. Ich teile diesen Spieler nur in eine eigene Kategorie, weil er doch nochmal eine extreme Form des loose-aggressiven Spielers ist.
Strategie gegen diese Spielertypen
Der Fisch ist am leichtesten zu schlagen, wobei es auch unterschiedliche Formen von diesem Spielertypen gibt. So können sich manche überhaupt nicht von einer guten Hand trennen und callen am River alles was gesetzt wird und andere spielen eine Spur tighter und brauchen gewisse Stärke um all ihre Chips zu riskieren. Gegen den „Alles-Caller“ kann man viele Hände spielen, deren Stärke am River einschätzen und allin gehen, wenn man glaubt die beste Hand zu haben.
Gegen ihn sind ausbaufähige Hände immer rentabel, da man meist günstig auf seinen Draw ziehen kann und hohe Implied Odds erhält. (Suited) Connectors und Pocketpärchen sind hier die idealen Hände gegen ihn.
Ist unser Fisch nicht ganz so loose wie der „Alles-Caller“, so sollte einfach straightforward und tight-aggressiv gespielt werden. Nur gute Hände spielen, gemachte Hände ausbezahlen lassen indem ordentlich erhöht wird und versuchen billige Karten bei einem Draw zu erhalten (was bei diesem Spieler meist der Fall sein wird).
Der loose-aggressive Spieler kann geschlagen werden, indem man von seinen offensichtlichen Schwächen profitiert. Gegen diesen Spieler gibt es zwei Ansätze. Einmal die Rope-a-Dope-Annäherung und den Hammer. Mit ersterer spielt man eine gute Hand gegen den loose-aggressiven Spieler und lässt ihn die Arbeit für die Erhöhungen übernehmen, wenn man eine entsprechende Hand hat. Mit dem Hammer wird der loose-aggressive Spieler selbst vor eine schwierige Entscheidung gestellt, indem man ihn raised, bzw. reraised.
Je nach Aggressivität des loose-aggressiven Spielers muss man hier seine Hände angleichen. Ist er sehr loose-aggressiv und kann auch einen Reraise vor dem Flop noch einmal ohne Premiumhand reraisen, sollte man schon ausreichend gute Hände vorzeigen können um den Hammer anzuwenden. Slowplay von hohen Pärchen macht hier keinen Sinn, weil man aller Wahrscheinlichkeit nach schon vor dem Flop mit der Hammer-Methode alle Chips in die Mitte bekommt. Bei ungepaarten, hohen Händen wie AK und AQs ist es sinnvoll nur zu callen und auf den Flop zu warten.
Das gute an diesen Händen ist, dass man beim Treffen des Flops hohe Implied Odds hat, wenn ihn unser loose-aggressive Spieler auch trifft. Z.B. mit AK bei einem Flop von K94 wird es für ihn schwierig sich von KQ zu trennen. Solche Hände müssen nicht gleich vor dem Flop mit dem Hammer entschieden werden, wobei es z.B. out of Position sinnvoll ist mit einem Big Slick ordentlich zu erhöhen oder bei entsprechend kleinen Stacks allin zu gehen. Da es hier nicht möglich ist beide Varianten ausgiebig zu analysieren, belassen wir es einmal bei diesen beiden Möglichkeiten, die beide ihre Vor- und Nachteile haben.
Unser Ivey ist sehr schwierig zu schlagen. Am besten ist es immernoch tight-aggressiv zu spielen, den Hammer und die Rop-a-Dope-Strategie gleichermaßen anzuwenden. Man soll ihn bluffen lassen, aber auch mit „nur“ guten Händen raisen bzw. reraisen und den Hammer auspacken.
Gegen den Hyper-Maniac kann genauso wie gegen den loose-aggressiven Spieler gespielt werden. Hat dieser die Angewohnheit allin zu gehen ohne sich die Karten anzuschauen, darf man sich nicht dazu verleiten lassen mit jeder Hand zu callen, sondern muss Geduld üben und auf den richtigen Augenblick warten. (Das Spiel in No limit Hold’em Pokerturnieren mit hohen Blinds ist natürlich eine Ausnahme; hier kann man nicht einfach auf sehr starke Hände warten, sondern muss seine Anforderungen etwas zurückstellen).
Auch interessant:
• Anpassung an Spielertypen• No-Limit Hold’em: Preflop für Fortgeschrittene
• Postflop Spiel an Turn und River bei No-Limit Hold’em
• No-Limit Hold’em: Spiel nach dem Flop für Fortgeschrittene
• Spiel gegen Short Stacks in No-Limit Hold’em