Das die Position beim Poker ein wichtiges Instrument ist, brauche ich nicht mehr zu erwähnen und einen Artikel über die Postionen haben wir ja schon für Euch in der Anfängersektion erstellt. Wer aber das Positionsspiel perfektionieren möchte, der ist hier richtig. Dass man am Button die beste Position hat erfährt man schon in jeder Anfängerlektüre, aus dem einfachen Grund, weil man schon bevor man Geld investiert die Moves der Gegner beobachten kann.
Deswegen werden wir diese Position als absolute Tischposition bezeichnen, da wir unabhängig von unseren Karten die beste Position inne haben und schon alleine aus diesem Grund einen Vorteil besitzen. Was sich hier sehr banal anhört und eigentlich schon zu den Grundlagen von Anfängern gehört, wird aber relativiert, wenn wir vor dem Flop schon wissen, wer vermutlich am Flop mit einer Bet eröffnen wird.
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Natürlich kann man natürlich nie genau wissen, wer den Flop trifft bzw. wer als erster anspielen wird, aber in einigen Situationen können wir zumindest erahnen, wer es sein könnte. Nämlich der Preflop Raiser. Sehr häufig checken Spieler unabhängig von ihrer Hand bis zu diesem Spieler und lassen ihm sozusagen das Recht den Flop als erster anzuspielen.
Und wenn das passiert, dann haben wir schon vor dem Flop die Information wer vermutlich nach dem Flop als erster betten wird und wie unsere relative Position zu diesem Spieler ist. Damit das ganze etwas leichter verständlich wird, werden wir es anhand eines Beispiels durchgehen.
Wir sitzen am Button bei 50€/100€ Blinds, in middle Position erhöht ein Spieler auf 300€, wir bezahlen 300€ und die beiden Blinds bezahlen ebenfalls. Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass die beiden Blinds unabhängig von ihren Karten zum Aggressor checken werden (check to the Raiser) und dieser tatsächlich anspielt, dann haben wir eine sehr schlechte relative Position zu ihm. Egal ob wir verfehlt, getroffen oder gar die Nuts gefloppt haben, wir sind unmittelbar nach dem Aggressor am Zug und haben so gut wie keine Informationen erhalten.
Die Bet des Aggressors kann ein Standard Continuation Bet sein ohne Treffer und die beiden Blinds können mit einer breiten Palette von Starthänden aufgezahlt haben. Die beiden Blinds jetzt auf eine Handrange zu setzen ist ziemlich schwer und wir haben keine Ahnung welchen Move sie machen werden. In diesem Fall haben wir dann nicht bedacht, dass wir zwar am Button eine tolle absolute Position haben, aber nicht, dass wenn zum Aggressor gecheckt wird wir in der schlechtesten relativen Position zu ihm sitzen. Nämlich links von ihm!
Auch wenn wir angenommen eine sehr starke Hand gefloppt haben, wenn nicht gleich die Nuts, dann können wir in dieser Position nicht allzu viel gewinnen. Welchen Move sollten wir angenommen mit einem Nut Flush am Flop machen? Call oder Raise? Was auch immer, die beiden Blinds werden unabhängig von unserer Entscheidung ob wir betten oder raisen ihre Karten weglegen. Gehen wir davon aus, dass alle Spieler am Tisch zumindest durchschnittliche Spieler sind und die Grundlagen von Poker beherrschen, dann müssen sie sogar folden.
Der Grund ist einfach. Selbst mit einem Call zeigen wir keine Schwäche wenn wir in der schlechten relativen Position zum Aggressor mitlimpen. Dieser Call kann auf einem Flop der suited ist nur eines heißen. Entweder bezahlen wir mit dem Flush oder mit einem Nutflush Draw mit der A. Da die beiden Blinds Spieler nicht wissen, wo die A ist oder ob schon ein geflopptes Flush am Tisch sitzt würden sie vermutlich sogar ein Set weglegen. (Je nachdem ob sie die Pot Odds für ein Full House bekommen würden)
Aber wie auch immer, weder ein Call noch ein Raise wird uns zum maximalen Erfolg führen, da wir von Beginn an in schlechter relativer Position gesessen sind und wie in diesem Fall nur eventuell mit einem gefloppten K Flush voll ausbezahlt werden. Noch dümmer wäre es, wenn wir keine starke Hand treffen bzw. den Flop verfehlen. Wir agieren nach dem dem Bet des Aggressors als erster und ein Steal Raise kommt nicht in Frage weil wir null Informationen von den beiden Blind Spielern haben.
An diesem Beispiel könnt Ihr also sehr gut erkennen, dass die absolute Position alleine nicht unbedingt einen Vorteil bringen. Einen viel größeren Vorteil können wir aber bekommen, wenn uns aus welchen Grund auch immer, die Position des Spielers bekannt ist der Preflop den ersten Bet macht und wir zu ihm in einer guten relativen Position sitzen. Am besten natürlich gleich rechts von ihm.
Resümee:
Der Umstand, dass in manchen Preflop Situation schon der Spieler der den Postflop Eröffnungsbet machen wird, ziemlich sicher fest steht, kann uns massive Vorteile bringen, wenn wir eine gute relative Position auf ihn haben. Haben wir zudem auch die gute absolute Position auf ihn, dann umso besser. Das ganze gilt natürlich auch im negativen Sinn und solche Situationen können wir mit etwas Überlegung schon im Vorfeld vermeiden.
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